Linda kam gerade aus Indien zurück und ich hatte gelernt, mithilfe meiner Sponsoren auf Gletschern zu gehen. Gemeinsam entwickelten wir die Idee, einen Berg zu besteigen. Es sollte ein richtiger Berg sein, mit Gletscher und ewigem Schnee. Ein Vulkan wäre nicht schlecht, denn Vulkane haben eine relativ gleichmäßige Steigung und sind daher für Novizen wie uns nicht so schwer zu besteigen. So kamen wir auf den Cotopaxi in Ecuador. Der Cotopaxi ist mit 5897 m   der zweithöchste Berg in Ecuador und als Vulkan immer noch aktiv.

Wir stellten eine Mappe mit unseren besten Fotos zusammen, schrieben ein paar Zeilen dazu und gingen damit zur ISPO in München, der größten Fachmesse für Sportartikel und Sportmode, um Unterstützer für unsere Expedition zu gewinnen. Und wir fanden Ansprechpartner, die ein offenes Ohr für unser Projekt hatten.

Zurück in Garmisch packten wir unsere Trekkingsachen und gingen auf Trainingstour durchs Karwendel, Kondition aufbauen. Besonders Linda hatte hier noch Nachholbedarf, brauchte zudem noch ein wenig Bergerfahrung. Vier Tage durchstiegen wir das wunderschöne Karwendel und machten viele Fotos. Mit den Fotos verbesserten wir unser "Sponsorenmappe" und suchten weiter nach Unterstützern, diesmal auf der Outdoor in Friedrichshafen - mit Erfolg. Schon bald kam in Garmisch ein Paket nach dem anderen an mit neuer Ausrüstung für unser Bergabenteuer in Ecuador.

Wir hatten Pech und konnten keinen Direktflug nach Quito mehr bekommen und mussten mit einem Flug nach Lima (Peru) vorlieb nehmen. Dort angekommen stürmten unzählige Leute auf uns zu, jeder wollte unsere Rucksäcke und Taschen zu tragen. Wir lehnten ab und wir flüchteten, um uns zu sammeln, in ein nahe gelegenes Flughafencafé. Während Linda sich erkundigte, wie wir am besten vom Flughafen in die Stadt kommen, passte ich auf unser Gepäck auf.

Öffentliche Verkehrsmittel gab es keine, also nahmen wir ein Taxi. Auch gab es keine preisgünstigen Hostels und so ließen wir uns vom Taxifahrer zu einem billigen Hotel bringen. Dort bezahlten wir widerwillig den Fahrpreis für das Taxi. Der Fahrer wollte den doppelten Fahrpreis, weil wir ja zu zweit waren. Wir fluchten ein wenig herum, aber alles Lamentieren halft nichts. Eine erfrischende Dusche im Hotel spülte unseren Ärger schnell weg.

Küste


Einen Bus nach Quito zu finden war gar nicht so einfach, da wir beide nicht Spanisch sprachen, doch nach einigem hin und her fanden wir eine Busgesellschaft namens Trans Esmeraldas, die eine Verbindung nach Guayaquil in Ecuador unterhielt. Tags darauf lösten wir die Tickets, verstauten unser Gepäck und stiegen in einen wirklich komfortablen Bus. Die Route führte an der Küste entlang mit einem wunderbaren Blick auf den Pazifik. Während der Fahrt hatten wir genügend Zeit, uns zu überlegen, wie wir die nächsten zweieinhalb Monate angehen wollen.

Wir rechneten mit drei Vorbereitungs- und Akklimatisierungstouren, bevor wir den Cotopaxi angehen können und beschlossen daher uns langsam von der Küste, über den Urwald zu den Bergen vorzuarbeiten. Im Flugzeug hatte uns ein Backpacker unbedingt geraten ein Surferdorf namens Montanita zu besuchen. Ein Vorschlag, der uns gefiel, also wollten wir von dort aus unser Abenteuer beginnen. Aber das Abenteuer fing schon mit der Busreise von Guayaquil nach Montanita an. Unser Gepäck wurde, wie dort üblich, auf dem Dach transportiert. Wir mussten mehrere Male umsteigen und die Busse donnerten mit überhöhter Geschwindigkeit über die Landstraßen. Der Glaube an die verschiedensten Schutzheiligen im Führerstand des Busses war wohl grenzenlos.



Letztendlich kamen wir und unser Gepäck sicher in Montanita an. Unweit des Zentrums fanden wir eine Bleibe, das Doppelzimmer für zweieinhalb Dollar pro Tag. Das Gepäck verstaut machten wir uns auf den Weg zum nahe gelegenen Strand. Der Weg war gesäumt von tropischen Gewächsen, aus denen hier und dort Blüten guckten. Es war Nachmittag und die Brandung lud zu einem Bad im Pazifik ein. Es war wunderbar, sich einfach nur dem Moment hingeben und in der Brandung zu spielen. Wir blieben, bis wir Hunger bekamen. Mit Salzwasser verklebten Haaren machten wir uns auf den Weg um Fisch essen zu gehen. Bretter Buden reihten sich dicht an dicht die Straße entlang und junge Leute boten unaufdringlich Ihren selbst gebastelten Schmuck an.

Die Tage in Montanita taten uns gut. Wir erholten uns von dem ganzen Vorbereitungsstress und waren bereit für Quito. Nonstop fuhren wir mit dem Bus dorthin. Im Bus gab es Cracker und die ganze Nacht liefen Steven Segal Filme. Als der Morgen dämmerte, fuhren wir schon im tropischen Hochwald. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich Regenwald. Auf der befestigten Straße, die immer weiter anstieg, näherten wir uns Kurve um Kurve Quito. Dort am privaten Busbahnhof riet uns die nette Dame am Schalter im Touristen Zentrum eine Bleibe zu suchen, denn außerhalb des Zentrums soll es des Öfteren zu Übergriffen auf Touristen kommen.

Wir hatten lediglich 500 Meter zu gehen, dann waren wir auch schon im Zentrum. Hier gab es ungefähr 15 – 20 Hostels und Restaurants, die mit "all you can eat" um Gäste warben. Wir fanden ein ruhiges Hostel mit geräumiger Küche, in der auch ein Fernseher stand. Das Doppelzimmer gab es wieder für zweieinhalb Dollar. In einem nahe gelegenen Supermarkt, nach amerikanischem Vorbild, was uns ziemlich erstaunte, gab es eine riesengroße Auswahl. Wir kauften Vorräte für die nächsten drei Tage im Hostel.

Erst mal ein bisschen akklimatisieren. Quito liegt schließlich schon auf 3000 m Höhe. Bei sonnigem Wetter ruhten wir uns aus, bereiteten uns in der Küche leckere Speisen zu. Spazierten durch die Straßen, nicht ohne uns vorher sorgfältig einzucremen, denn die Sonne in dieser Höhe war nicht zu unterschätzen. Gingen in Internet Cafés, die es zuhauf hier im Backpacker Zentrum gab, und informierten unsere Freunden daheim vom Fortgang unserer Reise. Abends lümmelten wir dann vor dem Fernseher und zogen uns Hollywoodfilme rein.

Als nächster Schritt standen Akklimatisierungs-Touren an, in denen wir uns langsam an die 5000m Grenze herantasten wollten. Einem amerikanischen Pärchen kaufte ich noch für 10 Dollar einen Kletter- und Tourenführer ab, den diese nicht mehr brauchten. Jetzt fehlte nur noch gutes Kartenmaterial, denn wir wollten die Nordroute meiden, die alle Trekking-Agenturen hier im Programm hatten. Nur wo bekommt man hier gute Topo-Karten? Ein Bergführer in einem Klettergeschäft gab uns den entscheidenden Tipp. Gutes Kartenmaterial gibt es beim Militär. O.k., also machte ich mich mit dem Taxi auf den Weg zur Kaserne. Dort herrschte natürlich Fotografierverbot und ich musste am Kartenschalter erst mal meinen Pass abgeben, doch die Karten, die ich dort erhielt, entschädigten für den Aufwand.

Als nächster Schritt standen Akklimatisierungs-Touren an, in denen wir uns langsam an die 5000m Grenze herantasten wollten. Einem amerikanischen Pärchen kaufte ich noch für 10 Dollar einen Kletter- und Tourenführer ab, den diese nicht mehr brauchten. Jetzt fehlte nur noch gutes Kartenmaterial, denn wir wollten die Nordroute meiden, die alle Trekking-Agenturen hier im Programm hatten. Nur wo bekommt man hier gute Topo-Karten? Ein Bergführer in einem Klettergeschäft gab uns den entscheidenden Tipp. Gutes Kartenmaterial gibt es beim Militär. O.k., also machte ich mich mit dem Taxi auf den Weg zur Kaserne. Dort herrschte natürlich Fotografierverbot und ich musste am Kartenschalter erst mal meinen Pass abgeben, doch die Karten, die ich dort erhielt, entschädigten für den Aufwand.


Der Cuicocha Kratersee war unser nächstes Ziel. Wir suchten eine passende Buslinie, die uns möglichst nah ran brachte, mussten aber für die letzte Wegstrecke ein Taxi nehmen. Diese Eingewöhnungstour wird uns bis auf 4500m Höhe über den Meeresspiegel birngen. Ich war noch nie so hoch.

Bevor wir loszogen, aßen wir noch eine Kleinigkeit und der Wirt vom Restaurant, erzählte uns, was der Name Cuicocha bedeutet. Meerschweinchen. Auch er hatte diese Spezialität auf der Speisekarte. Wir wählten etwas anderes.



In zwei Tagen umrundeten wir den See. Die erste Nacht draußen unter freiem Himmel und wir fühlten uns wohl und behaglich in unseren neuen Schlafsäcken. Der Tau weckte uns am Morgen und nach dem Aufstehen kochte ich erst einmal genügend Tee. Wir kamen an wilden Blackberry vorbei und viele bunte Blumen säumten unseren Weg. Wieder am Parkplatz angekommen, machten wir uns genauso auf den Rückweg, wie wir gekommen waren.

Text und Fotos: Hermann Ch. Keese

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