Im Herzen der ligurischen Alpen, entlang des Kamms, der die Ebene vom Meer trennt, verläuft eine der Spuren der "Via del Sale", die nach dem kostbaren Mineral benannt ist, das jahrhundertelang auf dem Rücken von Maultieren durch diese Berge transportiert wurde. Haute Route du Sel sagen die Franzosen und Alta Via del Sale die Italiener. Vielen ist sie als Ligurische Grenzkammstraße oder als alte Militärstraße bekannt, denn sie verläuft hart an der Grenze zwischen Frankreich und Italien. Wer auf ihr unterwegs ist, stößt unweigerlich auf die Reste militärischer Bauwerke aus dem 18. Jahrhundert sowie auf moderne Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Gut ausgebaut ist die Via del Sale heute ein Eldorado für Mountainbiker, Motorradfahrer und Geländewagenfahrer. Besonders Mountainbiker finden schier endlose Möglichkeiten, sich auszutoben, können sie doch auch Trails rechts und links der Hauptroute benutzen, die den motorisierten Zeitgenossen verwehrt bleiben.
Im Musée des Merveilles in Tende (Anfahrt mal außer acht gelassen), beginnt unsere Pressereise und so sonderbar das klingen mag, es war genau der richtige Einstieg für die Tour. Denn dieses Museum bringt uns die Region näher, förderte bei mir den Appetit auf's Bike zu steigen gewaltig und sorgte zudem noch für einen weiteren Effekt. Mehr dazu am Ende des Beitrags.
Nach Museumsbesuch und Sightseeingstour durch Tende werden wir nach Casterino gekarrt. Von hier aus werden wir am nächsten Tag starten.
DIE E-BIKES:
Als wir morgens vor die Tür treten, warten die Bikes schon auf uns. Der erste Blick auf die Räder zaubert ein breites Grinsen in mein Gesicht. Hat man uns doch verdammt neu aussehende Thok E-Bikes vor die Tür gestellt, die schon vom blanken Hinschauen Spaß machen. Nur rund 22 Kilogramm schwer, mit offroad-tauglicher Federgabel und dicken 27,5 x 2,8 Zoll Maxxis-Reifen ausgestattet, deren Grenzbereich wir mit unserem Fahrkönnen wohl kaum ausloten können. Mit anderen Worten, am Equipment gibt es nichts auszusetzen. Wen wundert's, wurde Thok Bikes doch von Stefano Migliorini, einem ehemaligen Downhill Weltcup-Fahrer gegründet.
Colle di Tenda und Forte Centrale
Oben auf der Passhöhe am Colle di Tenda (1871 m) stehen wir direkt an der Grenze zu Italien, wir probieren schon, wie es sich anfühlt einen Fuß auf italienischen Boden zu setzen, aber bevor wir 950 Meter den Berg hinab zum Restaurant des Chalet Le Marmotte fahren, der Magen fängt langsam an zu knurren wollen wir noch 37 Höhenmeter bergauf zum Forte Centrale fahren. Wie das Fort de la Marguerie wurde auch das Forte Centrale von den Italienern erbaut, als das Gebiet noch zu Italien gehörte.
Gefahrene Strecke am 1. Tag:
34,6 Kilometer bis Limone Piemonte, davon 690 m bergauf und 1250 m bergab. Reine Fahrzeit rund zwei Stunden, höchster Punkt heute 2050 m. Unterwegs waren wir natürlich viel länger, wäre ja auch schade, hier einfach durch die Gegend zu hetzen. Das E-Bike hilft, auch Radlern, die nicht so fit sind, dass immer genug „Luft“ für weitere Aktivitäten bleibt.
Vom Chalet Le Marmotte bis Upega
Das Wetter meint es gut mit uns. Beim Chalet Le Marmotte steigen wir wieder auf unsere Stahlrösser, die mit voll geladenen Akkus den nächsten Anstieg Richtung Fort Tabourde mühelos nehmen, während wir entspannt unsere Muskeln auf Betriebstemperatur bringen. Jeder kann selbst entscheiden, ob er sich fordern will oder nicht und wählt entsprechend die Leistungsunterstützung. Zur Wahl stehen Eco, Trail, Boost und gar keine Unterstützung. Neben den drei Unterstützungsmodi gibt es auch noch die Einstellung Power-Walk, eine Schiebehilfe. Power-Walk macht dann Sinn, wenn der Anstieg so steil ist, dass man das Vorderrad nicht mehr auf den Boden bringt und das Rad schieben muss. Brauchen wir aber heute nicht.
Almumtrieb
Ein Highlight jagt das andere und die Mittagspause beim Refugio Barbera gehört sicherlich dazu. Hätte da gerne noch zwei Stunden länger faul in der Sonne liegen können, aber wir sind ja nicht (nur) zum Vergnügen hier. Ergo radeln wir weiter. Ab und zu begegnen wir auf der Schotterpiste vereinzelt Wanderer, Motorrad- und Geländewagenfahrer, aber jeder nimmt Rücksicht auf den anderen. Und dann Stau, eine Rinderherde von geschätzt weit über 80 Tieren beansprucht die Straße für sich. Die sind stärker als wir, also fahren wir ganz vorsichtig, mal rechts, mal links an der Herde vorbei.
In einer stillgelegten Mühle am Rande von Ormea, am Ufer des Tanaro ist Verleih und Werkstatt der uns zur Verfügung gestellten Thok E-Bikes. Hier kann man nicht nur Fahrräder leihen und erwerben, sondern auch typische Erzeugnisse des Tals kosten und kaufen.
Heute am Vormittag ist erst mal klassisches Sigtseeing angesagt. Abwechslung muss sein. Ein Minibus kutschiert uns durch Tanaro-Tal von Omea nach Garassio.
... in der typisch piemontesischen Trattoria IL BORGO in Ormea brechen wir auf nach San Bernardo zum Start unserer letzten Etappe zum Hexendorf Triora.
Gefahrene Strecke am 3. Tag:
24,8 Kilometer von San Bernardo di Mendatica bis Triora, davon 520 m bergauf und 1300 m bergab. Reine Fahrzeit rund 1:17 Stunden, höchster Punkt 1175 m, niedrigster Punkt 480 m.
Ich komme wieder und das schon bald. Diese E-Bike-Tour war einfach allerfeinste Sahne, aber ich mag es gerne noch etwas wilder und als ich im Musée des Merveilles in Tende die großen Wandbilder vom Mont Bego mit den Bergseen sah, wusste ich, da muss ich hin. Wohlwissend, dass ich ihn auf dieser Tour links liegen lassen muss. Jetzt bin ich doppelt inspiriert.
Auf der Webseite www.altaviadelsale.com in Englisch, Französisch und Italienisch (warum nicht in Deutsch ist nicht ganz nachvollziehbar), gibt es jede Menge nützlicher Informationen u. a. eine Übersichtskarte der Via del Sale zum Download und kann auch die Strecke zur Via del Sale von Limone Piemonte mit Google Earth abfahren.
Unterkünfte, die wir ausprobieren durften:
In Casterino das Hotel CHAMOIS D'OR ***
In Limone Piemonte das Hotel FIOCCO DI NEVE RELAIS ****
Etwas außerhalb von Ormea das Hotel SAN CARLO ***
In Triora das Hotel ALBERGO SANTO SPIRITO ***
Hier haben wir gut gegessen:
In Casterino im Hotel CHAMOIS D'OR.
Am Col de Tende zum Mittagessen im Restaurant vom CHALET LE MARMOTTE. Abendessen in der TAVERNA DEGLI ORSI. Am dritten Tag Mittagessen beim RIFUGIO DON BARBERA am Colle dei Signori, Abendessen im Hotel Can Carlo in Ormea.
Am vierten Tag Mittagessen in der Trattoria IL BORGO am Colle dei Signori, Abendessen bei Mariachiare Zuchetto im Restaurant Albergo Santo Spirito.
Am fünften Tag unser letztes Mittagessen auf unser Via-del-Sale-Tour im Restaurant L'ERBA GATTA mit typisch ligurisichen Spezialitäten.
Tipps für alle, die die Via del Sale selbst erfahren oder erwandern wollen:
Gute Wanderkarten gibt es von IGC (Istituto Geografico Centrale) im Maßstab 1:50.000 (1 cm = 500 m), Karte Nr. 8 "Alpe Marittime e Liguri", Nr. 14 "Sanremo Imperia Monte Carlo" und Nr. 15 "Finale Ligure Alassio Savona" decken die Region ab.
Im Maßstab 1:25.000 (1 cm = 250 m) gibt es allerdings nur für Teile dieser Region und zwar die IGC-Karten Nr. 113 "Parco Naturale Alpi Marittime und Nr. 114 "Limone Piemonte - Valle Delle Meraviglie - St. Dalmas de Tende".
Wer kein eigenes Bike dabei hat und gerne mit einem Thok E-Bike unterwegs sein möchte, wählt die Mobile Telefonnummer: +39 329 1838097. Hier werden nicht nur E-Bikes verliehen. Adresse: Smartpower, Nasagò, 53, 12078 Ormea CN, Italia www.smart-power.it
Die gefahrenen Strecken habe ich mit der Casio Pro Trek WSD-F20 aufgezeichnet (die wir im Langzeittest haben) und nach der Tour in Google Maps übertragen.
Infos zur Pro Trek WSD-F20. Zur Zeit haben wir u. a. auch die Casio Pro Trek WSD-F30 im Test, die wir in Kürze hier vorstellen.
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