Haben Sie eine außergewöhnliche Reise gemacht? Wollen Sie Ihre Erfahrungen mit anderen teilen? Hier ist Ihr Forum.

   
Gut gerüstet für jede Tour. Hier finden Sie hilfreiche Informationen und Tipps rund um's Reisen, nicht nur auf zwei Rädern.    
 

Kenia                                          <<       >>

ALLGEMEINES

Diesmal zu Beginn einige allgemeine Anmerkungen zu Afrika!

Wenn man die Ereignisse in den Ländern im südlichen Afrika aufmerksam verfolgt, entdeckt man immer wieder das üble Erbe der Kolonialzeit: willkürlich gezogene Grenzen, ohne Rücksicht auf die traditionellen Völker- und Stammesstrukturen mit daraus resultierenden Streitigkeiten und Kämpfen, Bürgerkriegen und Auseinandersetzungen zwischen den Staaten.

Ein hoffnungsvolles Zeichen sind die Bemühungen um überregionale Strukturen, der EU nachempfunden. Ein Beispiel dafür ist die EAC, East African Community, die aus Kenia, Tansania und Uganda gebildet werden soll. Viele Menschen verweisen immer mal wieder auf den Traum von Kwame Nkrumah, dem ersten Präsidenten von Ghana, der den Gedanken eines einzigen grossen Staates in Afrika geträumt hat. Ein weiterer hoffnungsvoller Aspekt, dass in einer Reihe von Ländern, die seit 20 bis 50 Jahren unabhängig sind, tatsächlich faire demokratische Wahlen stattgefunden haben oder in naher Zukunft abgehalten werden sollen. Natürlich gibt es immer noch diese dubiosen Despoten wie Mugabe in Simbabwe, aber man kann hoffen, dass deren Zeit langsam, aber sicher zu Ende geht.

Ein großes und weit verehrtes Vorbild ist Julius Nyerere, der es trotz verfehlter, sozilistisch geprägter Wirtschaftspolitik geschafft hat, aus Tansania einen einheitlichen Staat mit einheitlicher Staatssprache (Kisuaheli), gemeinsamem Schulsystem und ohne Stammes-Rivalitäten zu formen. Was man auch beobachten kann, ist die Entwicklung einer länderübergreifenden Kulturwelt, mit überregionaler Musik, Literatur und Filmindustrie. Ein wirklicher Fortschritt scheint mir zu sein, dass sich erkennbar die Struktur der Entwicklungshilfe ändert. Bisher wurde nach dem Gieskannenprinzip das Geld verteilt und den Menschen westliche Technik, Arbeits- und Vorgehensweise übergestülpt, womit die Menschen schlicht überfordert waren und korrupte Strukturen buchstäblich provoziert wurden. In vielen Fällen hat sich die Vorgehensweise dahingehend geändert, dass man die Menschen in die Planung mit einbezieht und fragt "Was wollt ihr denn eigentlich?" und dann "Was wollt/könnt ihr dazu beitragen, leisten?". Das Ergebnis ist, dass die Menschen sich engagieren und beispielsweise eine neu erbaute Schule nicht anschließend leersteht, weil die Schüler ausbleiben, sondern ihren Zweck erfüllt, weil die Eltern ihre Kinder zum Schulgang anhalten.

Ein ganz anderer Aspekt ist die Tatsache, dass die Fußbal-WM 2010 ihre Schatten vorauswirft. Der internationale Fußball findet große Beachtung (natürlich sind auch hier die Namen Beckenbauer und Ballack immer wieder genannt). Diese WM soll ein großes kontinentales Ereignis werden und den Afrikanern mehr Selbstbewusstsein und Stolz verleihen. Ich denke, die Europär dürfen sich ganz schön warm anziehen, es könnte sein, dass sich die Favoritenrollen anderst als gewohnt verteilen. Vorteil der Afrikaner: hier hat man den Ball zum Tanz hinzugefügt!

Landschaft(en)

Über die Landschaften gibt es nicht viel zu sagen, außer: grün, abwechslungsreich, ein stetiger Wechsel aus Ebenen, Hügeln, Bergen, häufig kurvenreicher Strecke, gelegentlich Savannen, auf der zurückgelegten Strecke viel Landwirtschaft, wenn auch nicht so exakt angelegt wie bei uns, Maisfelder, manchmal Reisfelder, Kühe, Ziegen, je weiter man nach Norden kommt, desto weniger die klassischen Hütten, mehr Ziegelbauten, auch wenn die Siedlungen verstreut und nicht sehr groß sind. Man bewegt sich hier meist auf Höhen zwischen 1.000 und 2.000 m Höhe, die umliegenden Berge sind demzufolge oft über 3.000 m hoch, der Kilimandscharo ist fast 6.000 m hoch, der Mount Kenya ca. 5.200 m. Nairobi liegt auf 1.800 m, was man an den frischen Temperaturen gut erfühlen kann.

Wege, Straßen und Verkehr

Eine Beobachtung, die sich seit Süd-Afrika wiederholt: im Gegensatz zu Asien werden hier liegengebliebene Fahrzeuge nicht mit Steinen, sondern mit Ästen und Zweigen angekündigt abgesichert. Der Gesundheit der vorbeikommenden Fahrer ist dies wesentlich zuträglicher als die Steine...!

Recht vernünftig und effizient ist der Nahverkehr in den Städten organisiert: es gibt ein enges Netz von festgelegten Buslinien, die numeriert sind und von öffentlichen und privaten, größeren und kleineren Bussen bedient werden. In jedem Bus ist ein Conducteur, der an den Haltestellen das Fahrziel ausruft (die Liniennummer ist auf einem Karton in der Windschutzscheibe angeschrieben) und möglichst viele Fahrgäste in den Bus lockt. Natürlich kassiert er auch den Fahrpreis, der allerdings sehr billig ist: pro Fahrt ca. 20 Euro-Cent, in den Stoßzeiten 50% mehr. Um deutlich erkennbar zu sein, muss der Conducteur weinrote Kleidung tragen. Die Fahrer sind meist selbständig, sie übernehmen am frühen Morgen das Fahrzeug von einem Unternehmer, dem sie 10.000 kenianische Schilling, also rund 100 Euro pro Tag bezahlen, dazu kommen noch 3.000 Schilling für den Conducteur, erst wenn diese 130 US-Dollar eingenommen sind, fängt der Verdienst des Fahrers an. Dies sind die Regeln für die Kleinbusse, die für die größeren Busse kenne ich nicht.

Tier und Mensch

Im Quartier in Nairobi hat sich eine bunte Schar von Hunden eingefunden, teils von Touristen mitgebracht. Alles friedliche Tiere. Einer hat es mir besonders angetan, eine Husky-Mischung, den ein holländisches Paar mitgebracht hat, ein hübscher Kerl, gut erzogen: er bleibt vor der Tür zum Aufenthalts- und Essensraum stehen, geht nicht rein, auch in das hohe Wohnmobil steigt er nur nach Aufforderung. Dabei absolut friedlich und verträglich zu den anderen.

Es ist ja schade, dass man selten die Möglichkeit hat, die Vögel zu fotografieren, man kommt einfach nicht nah genug ran, sie zu beobachten macht aber Spass. Da sind die Raubvögel, wie z.B. Habichte und Adler, die am Himmel ihre Kreise ziehen, oder die Kiwi mit ihrem großen, gebogenen Schnabel und ihrem lauten Geschrei, wenn sie durch die Gegend fliegen, kleine Vögel, bunt, grade mal etwas größer als ein Kolibri, andere, in der Größe wie unsere Amseln, aber mit rotem Rücken und einem langen, langen roten Schwanz, ich freu mich jedesmal, wenn ich eins dieser Exemplare sehe.

Extrem stark ausgeprägt ist in diesen Ländern, die teilweise sehr stark vom Islam geprägt sind, die Ablehnung der Menschen, fotografiert zu werden. Üblicherweise frage ich die Menschen, ob ich fotografieren darf, erfahre aber meistens eine zwar freundliche, aber bestimmte Ablehnung, die ich natürlich respektiere. Das ist besonders schade im Bereich der Masai, diese Menschen sind besonders attraktive Motive, man braucht wohl längere Zeit des Vertrautwerdens, als man diese als durchreisender Motorradler zur Verfügung hat. Eine mögliche Lösung des Problems ist: bezahlen. Davon halte ich aber nichts und werde es beschränken auf Situationen, die einfach auf die Platte müssen.

Auffällig ist das Erscheinungsbild der Menschen in den Städten: natürlich gibt es die übliche einfache oder lässige Bekleidung, meist aber ordentlich und sauber, aber ein recht hoher Prozentsatz der Menschen sind ausgesprochen fesch und elegant gekleidet, die Männer dann im oft edlen Anzug. Bei so manchem muss ich immer wieder schmunzeln: viele tragen ihre Bedeutung sehr offen zur Schau. Kehrseite der Medaille: auch hier hat die Hektik Eingang gefunden, viele Passanten machen einen gehetzten Eindruck, haben angespannte Gesichter. Das sticht dann deutlich ab von der sonst im Land gezeigten Fröhlichkeit.

Umwelt

Hier ist zum einen anzumerken, dass dank der Ruß- und Qualm-Emissionen der LKW, Busse und Minibusse die Luft an allen Straßen und Plätzen heftig verpestet ist. Andererseits, um auch mal einen erfreulichen Aspekt, aus ganz anderer Richtung, anzumerken: eine Augenweide sind die bunt blühenden Bäume, die man überall sehen kann. Was bei uns im Gewächshaus oder im Blumentopf zu besichtigen ist, gedeiht hier überall in den Gärten, Parks und freier Natur, richtig hohe Bäume und rundum voll mit schönen, großen Blüten.

Persönliches

Hier muss ich wieder mal mein Klagelied ob der hohen Kosten singen: was die Visa- und sonstigen Gebühren anbelangt, gehört Afrika zu den ganz teuren Reisegebieten. Man kommt hier ganz schnell pro Land auf hundert, hundertfünfzig US-Dollar und mehr. Dazu kommen dann die hohen Benzinkosten, sodass das Reisen wirklich zu einer teuren Angelegenheit wird.

Auch hier wieder die Konstante meiner Reise: warten, warten, warten (siehe Reise-Etappen), warten auf ein Paket von zuhause, warten auf die Reparatur des Motorrads. Zwischendurch hatte ich schon eine leicht depressive Stimmung, weil ich eigentlich längst wieder weiter sein wollte, es war gut, dass zwei andere Motorradler aus Olpe in Westfalen eintrafen, die mit ihrer lockeren Fröhlichkeit meine Stimmung wieder anhoben. Einen Vorteil hatte ich allerdings doch: ich konnte endlich wieder mal viel lesen (Time, Newsweek, einheimische Zeitung, Bücher). Was mich ärgert: ein Paar neue Socken, erst kürzlich erworben, ist verschwunden. (Nachträgliche Anmerkung: hat sich als Irrtrum erwiesen!)

Die besondere Begegnung: bei einem Stadtbummel in Nairobi sprach mich ein Mann an, vielleicht um die 40, der sich als sudanesischer Flüchtling auf der Reise nach Malawi vorstellte. Er sei mit einigen Verwandten auf der Flucht vor dem Chaos und der Bedrohung im Südsudan. Ich lud ihn zu einem Getränk ein und er erzählte einiges vom Schicksal seiner Familie, er selbst wolle im Herbst nach Deutschland, nach Dresden, um sein Studium zu beenden. Einige Brocken Deutsch konnte er. Wie's nicht anderst sein konnte: zum Schluss bat er mich um Hilfe, nicht Geld wollte er, sondern Lebensmittel für die Familie. Obwohl ich die Situation nicht einschätzen konnte, habe ich ihm eine große Packung Reis, eine mittelgroße Tüte Porridge und wiederum eine große Packung Zucker gekauft. "God bless You!" und weg war er.


REISE - ETAPPEN


Nairobi

Die letzte Nacht in Arusha, unter dem Kilimandscharo, war recht regnerisch, demzufolge hat der Berg auch seinen Wolkenschleier nicht gelüftet, wir mussten ohne einen Blick auf den Berg und seinen Gipfel die Fahrt fortsetzen, mit einem nass eingepackten Zelt. Frauke hat sich in Arusha und vor der Grenze noch Stoffe gekauft, die in ihrer Buntheit recht attraktiv sind. Der Grenzübergang war zwar unproblematisch, wir mussten aber die Erfahrung erneuern, dass man hier gut gelernt hat, die Touristen von ihren (vermuteten) Geldvorräten zu erleichtern: die "Eintritts-gebühren" in die Länder werden immer teurer!

In Nairobi haben wir, dank Roberts GPS, unser Quartier, die "Jungle Junction" auf Anhieb und ohne Umwege oder lange Fragerei schnell gefunden. Es ist eine Anlage mit großem Garten fürs Zelten bzw. das Abstellen von Wohnmobilen, einigen Zimmern, Gemeinschaftsanlagen wie Küche, Ess- und Aufenthaltsraum, Sanitäranlagen, vor allem aber einer Werkstätte, die Chris, der Inhaber, vor allem für Motorradfahrer betreibt (er ist gelernter BMW-Mechaniker und KFZ-Meister, was besonders mir mit den kleinen und mittleren Problemchen, die ich mit meinem Motorrad mitgebracht hatte, zugute kam).

Während meines Aufenthaltes wurden

  • das Motoröl gewechselt,
  • der Tachoantrieb fachmännisch repariert (hält nun hoffentlich!),
  • die Membran im rechten Vergaser erneuert (war eingerissen, was
    zu den Motorproblemen auf den letzten Etappen führte!),
  • ein Gasseilzug ausgetauscht und die Vergaser neu justiert,
  • das Lenkkopflager überprüft und erneuert,
  • die Bremsklötze der Vorderbremse erneuert,
  • sowie eine Reihe weiterer, kleiner Wartungsarbeiten vorgenommen.


Ich kann nun mit ruhigen Gefühlen auf die nächsten schwierigen Etappen gehen!

Anmerkung: siehe unten!

Der zweite wichtige Punkt unseres Aufenthalts hier war die Beschaffung der Visa für die nächsten Länder:

  • Einfach war Ägypten, von anderen Reisenden konnten wir sicher erfahren, das das Visum an der Grenze erteilt wird.
  • Einfach war auch das Visum für Äthiopien, wir brauchten knapp eine Stunde für das Ausfüllen des Antrags bis zum Verlassen der Botschaft mit dem erteilten Visum.

  • Das (erwartete) Problem war das Sudan-Visum:

    - Nach dem Ausfüllen des Antrags wurden wir belehrt, dass wir ein Empfehlungsschreiben der deutschen Botschaft brauchen. Also Weiterfahrt dorthin, entgegen unserer Befürchtungen hatten
    wir nach kurzer Wartezeit die Empfehlung in Händen.

    - Zurück zur sudanesischen Botschaft, Schreiben und Anträge abgeben, vertröstet auf den nächsten Tag. Nun muss man wissen, dass man normalerweise ca. 2 - 3 Wochen warten muss, bevor man erfährt, ob das Visum erteilt wird, oder eben auch nicht. Unser Taxifahrer, der häufiger Gäste der Jungle Junction zu den Botschaften fährt, hat uns aber bedeutet, dass es einen Weg gibt, die Wartezeit auf ein, zwei Tage zu verkürzen. Obwohl ich diese Variante bisher immer abgelehnt hatte und dies immer noch tue, habe ich diesmal zugestimmt, einfach weil Frauke und Robert so unter Zeitdruck stehen, dass dies die einzige Möglichkeit war, uns die Reise durch den Sudan offen zu halten.

    - Am nächsten Tag nachmittags konnten wir nach mehr als zwei Stunden Wartezeit unsere Pässe mit einem Transit-Visum für eine Woche (was wohl nicht ausreichen wird) entgegennehmen. Die fällige Zusatzgebühr haben wir hinterher dem Taxifahrer, der immer als Sprachrohr tätig war, ausgehändigt - ohne sicher zu sein, ob nicht der Großteil des Geldes in seine Taschen geflossen ist.

Weitere Aktivitäten:

  • Motorrad-Anzug gewaschen,
  • Foto-Verzeichnis nachgeführt,
  • Stadtbummel, Einkäufe, unter anderem eine neue Luftmatratze, nachdem die in Darwin/Australien erworbene ihren Dienst aufgekündigt hatte,
  • Museumsbesuch,
  • Lesen, Faulenzen und Reden mit anderen Reisenden im Quartier,
  • Internet-Arbeiten, usw.

Eine besondere Erwähnung verdient die Tatsache, dass ich wieder zum Opfer der DHL/Post - Konstellation geworden bin, wie in Ushuaia. DHL gehört ja seit einiger Zeit zur Post, die Gesellschaften haben aber bis heute nicht geschafft, ihre Nummernsysteme zu koordinieren: Briefsendungen und Pakete für den normalen Transport gibt man zwar im guten Vertrauen, dass DHL die Sendung abwickelt, bei DHL auf, die Sendung geht aber tatsächlich mit der Post weiter. Man bekommt also auch eine Sendungsnummer der Post, die aber für das DHL-System zu lang ist. Eine Sendungs-Recherche ist also über das DHL-System nicht möglich, man wird lapidar an die örtliche Post verwiesen. Wie in Südamerika darf man auch hier in Afrika nicht davon ausgehen, dass sich die dort Beschäftigten besonders anstrengen, den Verbleib der Sendung ausfindig zu machen.

Mein Vertrauenn in die DHL/Post-Konstellation ist endgültig vorbei, für eventuell weitere Sendungen werde ich andere Organisationen bevorzugen: wo DHL draufsteht, ist oft nicht DHL drin! Das nenne ich Betrug am Kunden! Das Paket habe ich trotz mehrerer Versuche nicht erhalten.

Ich erspare Euch und mir die Schilderung der einzelnen Tage, das würde wohl eher langweilen. Bis zu unserer Abreise waren es recht ruhige, erholsame Tage, vor allem für mich, weil Robert und Frauke einiges zu tun hatten, um ihre Mopeds wieder reisetauglich zu machen (Austausch der Vorderfelge an Frauke's Moped - sie war unterwegs so hart in ein Loch geknallt, das die Felge eine Sprung erhielt). Es war einiger Aufwand, den Ersatz zu besorgen. Reifenwechsel, sonstige Fahrzeugpflege und -Wartung, etc.

Zwischendurch waren wir im Giraffen-Zentrum, wo eine bedrohte Art vor dem Aussterben bewahrt wird (hoffentlich!) und im Karen-Blixen-National-Museum - "Ich hatte eine Farm in Afrika". Nett zu sehen und erstaunlich, dass das ganze Viertel nach dieser Frau benannt ist: Karen. Man erhält einen guten Eindruck, in welchem Luxus diese Siedler damals gelebt haben, an billigen dienstbaren Geistern hat es ja nicht gefehlt.

Irgendwann war dann der Aufbruch nach Norden, nach Äthiopien, fällig. Die Distanz bis zur Grenze beträgt reichlich 760 km, ist im ersten Drittel über Asphalt gut befahrbar, dann kommen zwei Teilstücke über üble Schotterpassagen, davon die zweite verschrieen als schlimmste Etappe in Afrika. Ich lass mich überraschen. Wegen der kurzen ersten Strecke, von Nairobi bis Isiolo, hatten wir's nicht eilig mit dem Aufbruch, irgendwann gegen Mittag waren wir am Rollen....     .... allerdings nicht lang!

Nach 45 km war die Reise zu Ende, an meinem Moped leuchtete die Öldrucklampe aufdringlich und dauerhaft, beim Ausrollen kam ein unheilkündendes Geräusch aus dem Motor. Nach 20, 25 Minuten kam Robert zurück, meine Lichthupen-Signale hatten die beiden nicht gesehen. Ich stand vor einem einfachen Restaurant, hatte mich mit einem Bier versorgt und konnte so in Ruhe warten. Anruf bei Chris, dem Mechaniker-Herbergsvater. Einen Pickup besorgen. Motorrad aufladen. Zurück zur Herberge. Kurz zum Pickup, es war ein rollender Schrotthaufen. der Fahrer verzichtete wohlweislich darauf, bergab zu bremsen, das musste der Motor leisten. Es war laut im Wagen, das Fahrwerk meldete heftig die vielen Löcher und sonstige Unebenheiten. Aus nicht ganz erfindlichen Gründen blieb der Fahrer mit dem lahmen Gefährt meist auf der Überholspur, trotzdem war es schwierig, den Konvoy mit Frauke und Robert nicht abreißen zu lassen, vor allem dann im Stadtgebiet, wo schon der chaotische Abendverkehr eingesetzt hatte.

Große Überraschung dann im Quartier: beim Versuch, den Schaden zu zeigen, schien alles in Ordnung zu sein. Nun ist Chris, erfreulich für ihn, nicht unbedingt arbeitslos, er hat aber trotzdem so bald wie möglich die Arbeiten an meiner Maschine begonnen, die schließlich, um der Ursache des Problems auf die Spur zu kommen, im kompletten Strippen des Motorrads und der kompletten Zerlegung des Motors endete. Ergenis: eine Lagerschale des rechten Pleuels war schwer beschädigt, das Pleuel selbst stark Hitze gekennzeichnet. Ursache rätselhaft, weil kein Fehler im Ölkreislauf gefunden werden konnte. Es war schnell absehbar, dass es eine zeitaufwendige Arbeit sein würde, also sind Frauke und Robert in Begleitung von Kathrin und Roland aus Kaufbeuren, die auch mit ihren Suzukis nach Norden unterwegs sind, nach Addis Abeba aufgebrochen, um Fraukes Zwischenstop in Deutschland nicht zu gefährden.

Die Demontage des Motors war recht schwierig und zeitaufwendig, weil leider nur einheimische Abzieh-Vorrichtungen da sind, die ihre Arbeit nur unwillig verrichten. Irgendwann war's geschafft, allerdings zu dem Preis, dass das Ritzel der Steuerkette beschädigt wurde. Alleine das Abziehen dieses Ritzels hat mehr als zwei Stunden gedauert, wobei zum Schluss vier Mann zusammengearbeitet haben. Ich bin dann, nachdem das geschafft war und die Liste der erforderlichen Ersatzteile erstellt war, mit Chris einen ganzen Tag kreuz und quer durch Nairobi getourt, um die Teile zu ergattern. Erstaunliche Erfahrung: es gibt im Prinzip alles, man muss nur wissen, wo. Der Kenner, wie z.B. Chris, steuert dabei auch kleine, chaotische Hinterhof-Klitschen an, wo man gute Teile zu deutlich billigeren Preisen finden kann, als in den vorhandenen, gut bestückten großen Lagerhallen. Am Ende des Tages hatten wir alles beisammen, außer einige Dichtungen, die Chris aber letzlich aus seinen Beständen rausfischen konnte.

Ein Problem war inzwischen die Zeit, sie begann, mir davonzulaufen. Das Zeitfenster, um noch rechtzeitig in Addis Abeba einzutreffen, um Fauke und Robert wieder zu treffen und diese nicht unnötig lange an der Weiterreise zu hindern, wurde immer kleiner.

Nochmal einiges zu unserem Quartier, der Jungle Junction, die inzwischen zu einer Art Institution durchreisender Motorrad- und Autofahrer geworden ist, obwohl in keinem Reiseführer erwähnt – reine Mund-zu-Mund-Propaganda führt die Gäste dorthin. Ein großer Garten, bei Regen allerdings in Teilen schnell unter Wasser, mit einigen Bäumen und Büschen, von hohen Mauern eingeschlossen. Ein größeres Haus mit Gästezimmern (Chris wohnt mit seiner Familie nahebei in einem ähnlichen Grundstück, wunderschön und ruhig), einer Küche, Aufenthalts- und Speiseraum für die Gäste, in einem kleinen Rückgebäude ein kleines Büro, nochmal eine Küche (für die Mitarbeiter und gelegentliche Barbeque-Veranstaltungen) sowie Sanitäranlagen mit Klo und Dusche, alles tip-topp sauber und gepflegt.

An das Haus angebaut ist die kleine, aber feine Werkstätte, in der, im Normalfall, nur Motorräder repariert werden, kleine Hilfestellungen für Autofahrer natürlich nicht ausgeschlossen. Wer will, kann, soweit Platz, die Werkstätte und das Werkzeug für eigene Arbeiten am Motorrad benutzen, allerdings erwartet, verständlich, Chris, dass er vorher gefragt wird. Auch hier ist der eine oder andere "Schwund" leider immer wieder festzustellen, ebenso wie in der Küche, wo bevorzugt Löffel und Messer neue Besitzer finden. Warum nicht Gabeln?

Die meisten Gäste sind einige Tage da, fast immer Leute, die für Wochen, Monate oder auch Jahre in Afrika unterwegs sind, mit Motorrädern, Leihwagen, Jeeps und Wohnmobilen, oft auf großen LKWs aufgebaut. Wer will, bezieht eines der Zimmer (unterschiedlich in Größe, Komfort und damit auch Preis) oder stellt, so wie ich, das Zelt im Garten auf. Dieser stete Wechsel der Gäste bietet dem, der, gewollt oder ungewollt, länger im Domizil verweilt, viel Abwechslung und immer neuen Gesprächsstoff, es ist schwierig, sich zu langweilen. Interessante Gesprächspartner sind die Reisenden (fast) immer. Zur Zeit ist ein großer Teil aus dem deutschsprachigen Raum, aber auch Afrikaner, Neuseeländer, Australier und Amerikaner.

Am Samstag bietet Chris, wenn genügend Interessierte da sind, Barbeque an, manchmal auch andere Speisen, bei besonderen Anlässen. Dann erscheinen auch Leute aus Nairobi, aus dem Freundes- und Bekanntenkreis und von irgendwelchen Firmen, Organisationen etc. Unter den Gästen beim letzten Fest, das ich ausgesprochen angenehm und erfreulich empfunden habe, war auch eine UN-Mitarbeiterin, die in einem e-mail-Rundschreiben an eine Reihe von Teilnehmern, adressiert an Chris, ihre Missbilligung über die Qualität des Fests, der Speisen und Getränke, vor allem aber die geforderten Preise auf etwa 20 Seiten zum Ausdruck brachte. Die Dame verdient wahrscheinlich bei der UN zu wenig und ist außerdem wohl gewöhnt, persönlich hofiert und kostenfrei gehalten zu werden. Chris hat eine Reihe von verwunderten Stellungnahmen erhalten.

Soweit also der Zwischenbericht, Fortsetzung folgt. Ich habe in meinem derzeitigen Quartier (Ihr werdet noch erfahren, wo das ist!), das Glück, dort einen Internet-Anschluss zu haben, der funktioniert - im Gegensatz zu zweien, auf denen ich heute Vormittag/Mittag schon mein Glück versucht hatte.

Herzliche Grüße aus Afrika

Dankmar
6/2007


>> Weiter zu Kenia Teil 2

<< Zurück zur Übersicht                               

  
zebra
 
 
 
 
   E-mail an uns   |  Mit uns werben  |  Impressum  |  © 2006 Adventure-Magazin.de