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Java und Bali                                     <<       >>

Bei einem Viertel der Grösse hat Java im Vergleich zu Sumatra etwa die vierfache Bevölkerung: es ist eine dicht besiedelte Insel, die weitestgehend, soweit man es bei der Durchfahrt beurteilen kann, fast nur noch kultiviertes Land aufweist, Urwald ist höchstens noch in kleinen Nationalparks oder an steilen Berghängen vorhanden. Aber dadurch ist auch eine besonderer Reiz zu konstatieren, nämlich die Schönheit der Landschaft, die durch die Reisfelder und – Terassen entsteht.

Auf den ersten Blick hat man den Eindruck, dass die Vegetation deutlich abweicht von der Sumatras, was aber täuscht, weil es eben überwiegend Kulturlandschaft ist. Wenn mal ein ursprüngliches Stück Natur auftaucht, sieht man schnell, dass man nach wie vor im tropischen Bereich unterwegs ist. Im Westen der Insel ist man, Richtung Jakarta, im flachen Land unterwegs, es gibt nichts Spektakuläres. In Zentral- und Ost-Java allerdings ist man oft im herrlichen Bergland unterwegs, häufig in grösseren Höhen, wo auch die Luft angenehm kühl ist. (In den Städten hat man es meist mit heißer, oft stickiger, feuchter Luft zu tun, was das Schwitzen ganz beträchtlich erleichtert!)

In Zentral- und Ost-Java kommt dann noch ein besonderer landschaftlicher Reiz dazu: man muss sich schon anstrengen, während der Fahrt nicht irgendwo einen oder mehrere der typischen Vulkankegel zu sehen, die oft ganz markant über der Landschaft auftauchen. Und der eine oder andere raucht dann auch mal. Indonesien hat über hundert aktive Vulkane.

Wege, Strassen und Verkehr

Der Verkehr ist, wen wundert's, auf Java in und um die Städte dicht, oft chaotisch. Hier ist auch besonders drastisch zu beobachten, wie sehr das Zweirad, ob als Motorrad oder Roller/Scooter, das wichtigste Verkehrsmittel ist. Die Bedeutung des Zweirads für die Menschen ist mindestens so groß wie im Deutschland der fünfziger Jahre! Und so unangenehm wie damals bei uns sind hier die Zweitakt-Stinker, die die Umwelt mit ihren Abgas-Wolken verpesten. Ganz allgemein: mit dem deutschen TÜV würde der Verkehr hier schlagartig um mindestens 50% abnehmen!

Ein Verhalten, das sich seit Indien durchzieht in all den Ländern, ist das Bestreben, den Fremden auf seinem großen Hobel möglichst zu überholen, zumindest, ihn zu verfolgen, koste es, was es wolle und sei's auf Kosten eines Motorschadens. Die unterschiedlichen Einsatzzwecke würden jedem ordentlichen deutschen Verkehrspolizisten die Haare zu Berg stehen lassen: 5 Personen auf einem Moped? Gepäckstücke an zwei langen Auslegern links und rechts? Schwere Säcke zwischen den Beinen auf dem Scooter? Hoch aufgetürmte Ladungen auf dem Gepäckträger? Kleines Kind auf dem Tank, zwei weitere hinter dem Fahrer? Ein Spiegelschrank hinter dem Fahrer? Lange Bambus- oder Eisenstangen auf der Schulter des Beifahrers? No problem.

Die kleinen Fahrzeuge verführen buchstäblich dazu, zwischen den PKW, Bussen und LKW durchzuwuseln, sich nach vorne zu mogeln, Platz zu ergattern. An den Ampeln bilden sich regelmässig dichte Pulks von Mopeds (lies: Motorradlern) vor den Autos, die meist schon vor dem offiziellen Grün losfahren. Dutzende bis Hunderte davon eilen vor den Kraftfahrzeugen über die Kreuzungen. Man muss sich daran gewöhnen. Die Straßen sind in ihrem Zustand vergleichbar, wie ich es zu Sumatra geschildert habe, drum spare ich mir dazu neue Erzählungen.

Ein leidiges Thema ist die schlechte Wegweisung. Selbst auf wichtigen Durchgangsstrecken fehlt häufig an Kreuzungen und Abzweigungen der Hinweis. Man ist auf Fragen angewiesen. Dabei ist wiederum auffällig, dass sich junge Menschen um eine Antwort, oft sogar um eine Reaktion drücken, während ältere bereitwillig helfen, evtl. andere herbeirufen, wenn sie nicht selbst antworten können.

Eine Landplage sind die Wegelagerer, die für Moscheen Almosen einbetteln: im Ort oder auch auf freier Strecke werden in die Mitte der Straße irgendwelche Hindernisse (Öltonnen etc.) gestellt. Zwischen diesen stehen dann fähnchenschwingend einige Menschen, die eine Art Köscher herhalten, in die man Geldscheine werfen soll. Dazu lärmen dann am Wegesrand die Lautsprecher mit extremer Lautstärke, aus denen Musik, Reden oder Gebete erklingen. Der Abstand zwischen diesen Bettelständen beträgt oftmals grade mal einige hundert Meter. Diese Unart war auch auf Sumatra verbreitet.

Tier und Mensch

Drastisch auffällig: es gibt keine Tiere auf der Straße!! Sowohl Jacqueline und Ivo, meine Zwischendurch-Reisegefährten aus der Schweiz, als auch ich haben auf ganz Java kein überfahrenes Tier gesehen. Eine Besonderheit ist nachzutragen: beginnend mit Sumatra gibt es hier nur wenige Katzen mit dem langen Schwanz, wie wir das kennen, es überwiegt die 'Kurzschwanz'-Katze, die entweder nur einen ganz kurzen Stummel, oder aber etwa bis zur Hälfte der Schwanzlänge, wie wir sie kennen, hat. Erst dachte ich, die seien kupiert, musste mich aber belehren lassen.

Hinweis am Rande: der Mensch heisst auf indonesisch "Orang".

Bedingt durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten kann man von einer gespaltenen Geselschaft sprechen: entweder wohlhabend bis reich, dementsprechend auch meist hochmodern, oder aber arm und rückständig, verhaftet in den alten Strukturen. Die Bevölkerung Indonesiens besteht aus sehr vielen unterschiedlichen Ethnien, alleine auf Sumatra werden, wenn ich mich richtig entsinne, mehr als ein Dutzend unterschieden. Dementsprechend kann man auch als durchreisender flüchtiger Beobachter durchaus deutliche Mentalitäts-Unterschiede feststellen. In einem sind sie aber alle ähnlich: in ihrer unglaublichen Freundlichkeit gegenüber dem Fremden. (Radikalismus ist wirklich nur das Thema einer kleinen Minderheit, der man aber als normaler Reisender nicht begegnet.) Ich wurde des öfteren von wildfremden Leuten mit dem Motorrad zu einem Guesthouse oder einer gesuchten Adresse gelotst, oft über mehrere Kilometer, ohne eine Chance zu erhalten, mich erkenntlich zu zeigen.

Andere Länder, andere Sitten - einiges davon ist durchaus gewöhnungsbedürftig, oft auch lästig.

Tägliches Erleben sind die ständigen "Hoooooh"- oder "Höoeöiieeh"- Rufe, vor allem während der Fahrt. Als ob man auf jeden dieser Rufer reagieren könnte. Dazu gesellt sich dann beim Fußmarsch der dauernde Anruf "Hello" oder "Hello Mister", meist ergänzt um "How are You". Die Höflichkeit gebietet, zu antworten. Interessanterweise ist die Reihenfolge derer, die einen ansprechen (nach Häufigkeit): Kinder / Frauen / Männer (mit deutlichem Abstand). In all diesen Ländern hier ist es Sitte, beim Vornamen genannt zu werden, auch der Präsident wird in der Presse mit seinem Vornamen zitiert.

Zum Reiseerlebnis gehören auch die kleinen Eigenheiten, die auffallen. Bespielsweise ist es weitverbreitete Gewohnheit, den Mopedhelm auf dem Kopf zu behalten, auch beim Einkauf. Dann kann man die gut gekleidete Dame, mit Helm auf dem Kopf, evtl. etwas nach hinten in den Nacken geschoben, im Kaufhaus in der Kosmetik-Abteilung sehen.

Dann der Umgang mit den Geldscheinen: man trägt sie, meist reichlich zerknüllt, irgendwo in der Tasche und gibt sie so auch an den Händler, den Kassierer weiter. Auch eine alltägliche, allminütliche Gewohnheit, wie überall in dieser Weltgegend: man rülpst völlig ungeniert: der Taxifahrer genauso wie der Mensch am Nebentisch oder auf der Straße. Eine angenehme Eigenschaft hier ist die Tatsache, dass die Händler etc. fast nie aufdringlich sind, sondern meist nach dem ersten 'Nein' abdrehen und einen in Ruhe lassen (sehr im Gegensatz zu anderen Ländern!).

Abschließend noch eine Beobachtung in Touristenkreisen: auffällig viele verhalten sich in schlechtester britischer Tradition - man scheut sich, den anderen Touristen zur Kenntnis zu nehmen, lieber wegschauen, als zu grüßen, selbst im gleichen Guesthouse. Das Gegenteil ist dann der Drunkyard, der einem schon morgens seine alkoholgeschwängerte Lebensfreude entgegenbrüllt (was aber, gottseidank, eher selten passiert!).

Umwelt

Noch ein paar Beobachtungen zum Umfeld, in dem ich mich bewege. Weil es doch recht schwierig ist, sich zu verständigen, ist es weit verbreitete Sitte, dass einem der Preis auf einem Tisch- oder Taschenrechner gezeigt wird. Das erspart Missverständnisse. In vielen Gaststätten gibt es kein Bier, häufig wird das dann aber von außerhalb besorgt und dem Gast serviert. Dass man dabei oft auf Eis zur Kühlung angewiesen ist, daran gewöhnt man sich.

Sowohl unter den Touristen als auch unter den Einheimischen ist ein reger Gebraucht-Buch-Handel im Gange. Manche Händler haben sich darauf spezialisiert und bieten dem Vorbeigehenden ihr Dienste an.

Allgemein herrscht der Eindruck vor, dass hier die Temperaturen angenehmer sind als beispielsweise in Thailand. Subjektiv stimmt das auch. Ich vermute allerdings, dass das lediglich auf die jetzt doch schon sehr lange Akklimatisierung zurückgeht. Allerdings: in den höheren Bergregionen sind die Temperaturen tatsächlich angenehm frisch, am Abend, in der Nacht in Hochlagen auch deutlich kühl. (Da ist dann aber auch der Sternenhimmel entsprechend prächtig!)

Persönliches

Die wichtigste persönliche Erfahrung für mich ist die Tatsache, dass ich einige Tage mit meinen neuen schweizer Freunden, Jacqueline und Ivo, unterwegs war. Es war wirklich eine große Freude, wir konnten uns viel unterhalten, die beiden haben, mit Ausnahme Afghanistans und Südindiens, eine ähnliche Route befahren wie ich, ebenfalls mit einer BMW-GS. Es war eine schöne, angenehme Fahrgemeinschaft. Leider mussten wir uns auf Bali trennen - die beiden habe mehr Zeit als ich.

Ein weniger schöner Aspekt ist die Tatsache, dass ich nach wie vor mit Tachoproblemen kämpfe. Das Teil hat sich zum Teilzeit-Arbeiter entwickelt, wobei es seine Arbeitszeiten selbst einteilt. Ich bin mit meinem Latein am Ende und hoffe, dass ich das Problem in Darwin lösen lassen kann.

Meine persönliche Historie

Angeregt durch einen Zeitschriften-Artikel (Newsweek, 1.Mai 2006) habe ich herausgefunden (Bibelgläubige wird's nicht wundern!), dass ich ein direkter Nachfahre von Adam und Eva bin. Bin ich froh, dass das keiner dem Adolf erzählt hat! Beide stammen aus Afrika. Irgendeines ihrer Produkte, bzw. dessen Nachfahr, ist irgendwann nach Europa eingewandert - ein erster Immigrant, sozusagen (auf diesem Weg bin ich übrigens auch mit Edmund Stoiber verwandt, weit mehr als 99,9% unseres Erbguts sind identisch!). Was mich nun nachdenklich stimmt, ist die Frage, wie diese Neger einen Nachkommen mit weißer Haut, blauen Augen und blonden Haaren hinterlassen konnten?!? Oder waren das weiße Neger? Eigentlich weniger wahrscheinlich, sind doch die meisten meiner Vettern und Nichten weltweit, alle von meinen Ureltern stammend, Nicht-Weiße!

In diesem Zusammenhang finde ich auch höchst interessant, das beispielsweise benannter Edmund u.a. mit Erdogan aus der Türkei und allen Aborigins in Australien direkt und eng verwandt ist. Hoffentlich verrät ihm das keiner - kein Mensch ist unerschütterlich! Was nun aber ganz besonders interessant ist, ist die Tatsache, dass meine Urmutter vor ca. 150 - 250.000 Jahren, mein Urvater aber vor ca. 60 - 100.000 Jahren gelebt hat. Wie mögen die wohl zusammengekommen sein?? Gab's da schon so etwas wie künstliche Befruchtung? Soviel ich weiss, ist der Kühlschrank ja erst viel später erfunden worden! Auch bezweifle ich, dass der Aspekt der Familienplanung in diesen frühen Zeiten schon so zielgerichtet eingesetzt wurde, dass die beiden überlegt haben: jetzt legen wir mal Dankmar auf.

Es bleibt noch viel, darüber nachzudenken.

REISE - ETAPPEN

BANDAR JAYA - JAKARTA

Es waren letztendlich nochmal weitere 150 km, um von Bandar Jaya zur Fähre nach Java zu kommen. Der Fährtransport war unproblematisch. Eine kleine Abwechslung war die Tatsache, dass mich der etwas dickliche, nette Schiffsingenieur in sein Herz geschlossen hatte, für die Sicherheit meiner Maschine mit allem Gepäck sorgte und mir die Innereien der Schiffs incl. der Schiffsmotoren und des Kontrollraums zeigte und erklärte.

Die Fahrt bis Jakarta trug alle Züge einer verschärften Tortur: die vorhandene, mautpflichtige Autobahn darf man als Motorradfahrer nicht benützen, also blieb nichts übrig als der Weg über die Dörfer, was bedeutete, ca. 150 km ununterbrochenen dichten Verkehrs mit endlos scheinenden Staus in den Ortschaften zu bewältigen. Der einzige Trost war, dass ich den Einflug zum ausgewählten Guesthouse schnell und problemfrei gefunden habe. Allerdings war ich da doch ziemlich abgespannt - die letzten 30, 40 km vom Ortsrand von Jakarta und in der Stadt waren ein einziger Stop-and-Go-Verkehr.

In Jakarta hatte ich eine Menge zu erledigen: australisches Visum besorgen, neue Endurobrille suchen und kaufen, Vorderbremse reparieren lassen usw. Einige Besichtigungen wollte ich ja auch machen.

Ein Tag in Jakarta

Zwei Tassen Tee im nahen Restaurant, dann los, Fußmarsch zum nicht weit entfernten Sarinah-Einkaufszentrum. Der Gürtel, den ich kaufen wollte, sollte ca. 20 Euro kosten: nein, danke! - Suche nach einem ATM-Automaten, um die Kasse aufzufüllen: zweimal erfolglos, dann, bei der BNI-Bank, hat's geklappt. - Weiter per Taxi zur Reiseagentur wegen Australien-Visum. Von dort weitergeschickt zur Filiale in Süd-Jakarta, ca. 15 km. Mit dem Transjakarta-Bus, der eine separate Busspur hat, kein Problem und preiswert: mit dem Taxi ca. 1,2 km ca. 60 Euro-Cent, mit dem Transjakarta-Bus ca. 15 km ca. 40 Euro-Cent. - Die Filiale ist nahe dem Bus-Bahnhof, nach ca. 10 Minuten habe ich mein ETA = elektronisches Australien-Visum, 50.000 Rupies, entspricht ca. 5,50 US-Dollar. - Suche nach Motorradbrille im nahen, mehrstöckigen Marktgebäude: aufgegeben, mit dem Bus 2 Stationen zurück, um CD von den Foto-Chips brennen zu lassen (Malaysia und Sumatra). Je CD 35.000 Rupies = 6 CD = 210.000 Rupies. Vorausgegangen war ein längeres Suchen: in dem Marktgebäude sind über mehrere Stockwerke Shop an Shop, alles mögliche an Computer-Technik, was man sich vorstellen kann, aber nur ein einziger zeigte sich kompetent für die Erstellung der CD, bei hunderten von Läden.

Suche nach Motorradbrille: es regnet, also mit Taxi zur nächsten angegebenen Adresse. Der Kerl fährt einen riesigen, selbst für den Ortsfremden erkennbaren Umweg und bekommt die Fahrtkosten von mir nur anteilig bezahlt. Wahrscheinlich waren die bezahlten 20.000 Rupies immer noch zuviel! Der empfohlene Laden hat Elektrik, Elektronik und Bastelbedarf, aber keine Motorradbrillen. Aber gleich gegenüber eine 'Motor- Mall', ein Gebäude-Komplex mit Auto- und Motorrad-Händlern. Der erste hat zwar (auch) die klassischen Enduro-Motorräder von KTM, aber keine Enduro-Brillen. Aber schräg gegenüber, bei Ducati, kann ich ein ausgesucht gutes Modell kaufen, zwar teuer mit 730.000 Rupies, aber ich bin froh, wieder eine Brille zu haben. - Wieder mit Taxi (es regnet) zur Busstation. Es war die falsche, ein netter Einheimischer nimmt mich auf seine Kosten mit dem Verbindungs-Bus mit zur richtigen Station. - Zurück mit Transjakarta-Bus Richtung Guesthouse, die letzten 300 m zu Fuß, es regnet gerade nicht. Jetzt richtig hungrig (ich habe noch nichts gegessen und es ist 18.00 Uhr) gleich in die "Stammkneipe" an der Ecke, das Internet muss warten. Ich war seit 9.00 Uhr unterwegs. Es regnet wieder. - Ausgaben heute: Australien-Visum 50.000 Rupies CD 120.000 Brille 730.000 Sonstige Kosten 40.000

Zur Erinnerung: 1 US-Dollar = 8.700 - 9.000 Rupies. - Am Abend treffe ich die Entscheidung, über Ost-Timor nach Australien zu reisen. Das dauert zwar ein paar Tage länger, ist aber entschieden preisgünstiger als jede andere Variante.

Ein interessanter Kostenvergleich:
- eine Ducati Monster 620 Dark kostet 185.000.000 Rupies,
- eine Ducati Superbike 999 R Xerox 535.000.000 Rupies.

Mein Hauptproblem war natürlich die Reparatur meiner vorderen Bremse: die Halterung der Scheibenbremse war in einem desolaten Zustand und an mehreren Stellen ganz oder beinahe ausgebrochen.Auf Empfehlung von Michael Kordys von BMW in München bin ich zu BMW Indonesia gefahren, die aber nur im KFZ-Bereich arbeiten. Ich wurde mustergültig freundlich und kooperativ aufgenommen, es war Freitag später Vormittag. Es war schnell klar, dass ein Ersatzteil aus Deutschland besorgt werden musste. Im Zusammenspiel zwischen Jakarta und München ist es gelungen, dem Amtsschimmel ein Schnippchen zu schlagen: die Auto-Sparte hat keine Möglichkeit, Motorradteile zu ordern, aber: am Montag nachmittag waren die Teile in Jakarta, am Dienstag mittag montiert.

Meine Kosten: der Listenpreis der Teile, kein Transport, keine Montage. Ein weiteres Mal ziehe ich den Hut vor der Generosität und der Hilfsbereitschaft, auch dem internen Zusammenspiel der BMW-Mitarbeiter, die einem kleinen Motorradfahrer aus einem grossen Dilemma geholfen haben! Mein Dank nochmal an dieser Stelle an alle Beteiligten.

Was habe ich sonst noch getan, gesehen, erlebt in Jakarta?

  • Besichtigung von Klein-Indonesia, eine weitläufige Anlage mit Tempeln und Häusern aus allen Teilen des 17.000-Inselreichs.
  • Besuch des Nationalmuseums und des Monas, eines hohen Turms im Zentrum, der die Nation symbolisieren soll.
  • tägliche Lektüre der Jakarta-Post, der einzigen dort erhältlichen englischsprachigen Tageszeitung.
  • Konsultation in einem Krankenhaus wegen eines Ekzems unter den Achseln, unangenehm, aber mittlerweile ausgeheilt (Rat der Ärztin: das kommt vom Schwitzen, Sie sollten nicht mehr schwitzen!)
  • Beim Essen im Stammlokal kommt eine mittelalterliche, nicht so sehr appetitliche Frau herein, setzt sich gegenüber und mustert mich mehrere Minuten lang, um mir dann eine Packung Viagra anzubieten. War kein großes Kompliment!
  • In der Zeitung war zu lesen, dass die Regierung zu den 1.Mai-Demonstrationen über hundert bewährte Regenmacher geordert habe, um die Demonstrationen zu stören. Es hat zwar einen kräftigen Regenschauer auf die Demonstranten runtergelassen, die Regierung hat aber dementiert.
  • Meinen Geburtstag habe ich feierlich mit einem Extra-Bier und einer wohlschmeckenden Pizza gefeiert.

Mein Aufenthalt in Jakarta war wieder einmal länger, als ich wollte, aber wenigstens konnte ich alles erledigen, was dringend war. Endlich ging es weiter:

JAKARTA - BOGOR

Bogor ist eine hübsche kleine Stadt, ca. 60 km südlich von Jakarta, für die ich nahezu 2 1/2 Stunden gebraucht habe: ein endloser Verkehrsstau. Einziger mir wichtiger Anlass für den Aufenthalt dort war der Botanische Garten, eine Anlage auf Weltnieveau, in manchem Vergleichbar den Anlagen auf Sri Lanka, die ich besucht hatte, nur viel weitläufiger und vielseitiger. Ich habe mir einen Tag dort gegönnt, bin viel gelaufen und habe die präsentierte Natur genossen. Vor allem die Gewächshäuser mit den Orchideen waren ein grosser Genuss – ich habe den gesamten Besuch meinem Schwager Martin gewidmet. Er hätte mit seinen botanischen Fachkenntnissen noch sehr viel mehr Freude an
diesen Anlagen gehabt.

BOGOR - TASIKMALAYA - PANGANDARANG

Es ging aus Bogor über einen kleinen Pass weiter, wieder in endlosem Stau, aber durch schöne Berglandschaft mit Teeplantagen und abwechslungsreichen Ausblicken. Irgendwann hat mich eine große Gewitterfront eingekesselt, ich war am Nachmittag etwa 3 1/2 - 4 Stunden in strömendem Regen unterwegs und konnte mein angepeiltes Ziel, Pangandarang, nicht erreichen. Es war also eine Übernachtung in einem kleinen Nest nahe Tasikmalaya nötig, eine Art Motel, aber ordentlich. Nur: das ist ein erz-islamisches Nest, das wohlverdiente Feierabend-Bier konnte ich nicht bekommen.

Am nächsten Morgen bin ich über teilweise übelste Seitenstraßen über Cipatujah nach Pangandarang gefahren, wieder mit Regeneinlagen. Dafür wurde ich am Ziel für alle Mühen entlohnt: zwar ein touristischer Ort, aber derzeit kaum besucht und erfreulich angenehm, am Indischen Ozean gelegen. Unerwartet: die Unterkunft war im besten und erfreulichsten Guesthouse der bisherigen Reise, vorbildlich und angenehm.

Der Einbruch des Tourismus ist in Pangandarang bestens zu besichtigen: viele Unterkünfte stehen leer, hunderte von Booten liegen im Wald oder am Strand, weil sie nicht gebraucht werden, der lange, weite Strand ist weitgehend menschenleer, die meisten der wenigen Menschen dort sind Einheimische. Interessant war es, den Fischfang mit Netzen zu beobachten: die Netze werden an vermutlich bis zu 1,5 km langen Seilen ausgelegt und dann in mühseliger Arbeit per Hand von 3 - 10 Menschen eingeholt. 50 % der Fangs sind Plastik- und andere Abfallteile, der Rest kleine Fische - man könnte meinen, dass sich die Mühe nicht lohnt. Etwas weiter entfernt, am Waldrand, legen Fiscerboote mit ihrem Fang an, größere Fische, beispielsweise Red Snapper, Barracudas, aber auch Mantas und andere.

Im nahen, kleinen Nationalpark habe ich eine lange Urwald-Wanderung gemacht, es war teilweise abenteuerlich, unter anderem deshalb, weil mich eine Horde Makaken als fremden Eindringling betrachtete und einen Versuch eines Angriffs startete. Es ist nichts passiert, ich bin heil aus dem Dickicht wieder rausgekommen, hatte aber tiefe Eindrücke davon gesammelt, wie ein unangetasteter Urwald aussieht.

In Pangandarang wurde ich auch, wie angekündigt, von Jacqueline und Ivo eingeholt, ich hatte meine Abfahrt deswegen um zwei Tage verschoben. Wir hatten uns erstmals in Luang Prabang in Laos getroffen und waren immer per e-mail in Kontakt geblieben. Die beiden können sich zwar mehr Zeit lassen als ich, bis Bali wollen wir aber gemeinsam fahren.

PANGANDARANG - BOROBUDUR

Borobudur beherbergt einen grossen buddhistischen Tempel, der neben Angkor Wat zu den wichtigsten weltweit gezählt wird. Wir sind dorthin über eine abwechslungsreiche, landschaftlich interessante Strecke gefahren, für mich mit einer unangenehmen Unterbrechung verbunden - irgendwann musste es ja passieren: Ivo hatte einen Lieferwagen überholt. Grade hatte ich zum Überholen angesetzt, mitten in der Beschleunigung zog der Fahrer, ohne Blinken oder sonstige Anzeichen, abrupt nach rechts (Linksverkehr!!), um in eine kleine Einfahrt einzubiegen. In einer blitzschnellen Entscheidung entschloss ich mich, diese als Notausgang zu benutzen, ging aber doch zu Boden, weil ich sonst in eine Gruppe von Männern geknallt wäre, die im Weg standen.

Außer einer beschädigten rechten Tanktasche und einer umgesägten Bananenstaude ist glücklicherweise nichts passiert, auch wenn mein Nervensystem eine kleine Beruhigungspause nötig hatte. Es hätte schlimmer ausgehen können - mein "Partner" war schnell verschwunden.

Auf der Weiterfahrt passierten wir Wonosobo, wo wenige Tage zuvor eine Gruppe von Terroristen ausgehoben wurde, ein weiterer Erfolg der hiesigen Polizei beim Kampf gegen die übriggebliebenen Terroristen Nester. Das schließt weitere Attentate nicht aus, aber diese Banditen verlieren an Rückhalt in der Bevölkerung, weil zunehmend Einheimische zu Opfern werden. Wegen eines groß zelebrierten buddhistischen Festes war es schwierig, ein Quartier zu finden, aber schließlich kamen wir doch in einer einfachen, aber sauberen Herberge unter.

Der besichtigte Tempel hatte für mich nichts Besonderes zu bieten, wenn man von seiner schönen Lage und der ungewöhnlichen Architektur absieht. Imposant allerdings ist, dass die Anlage im 9. Jahrhundert gebaut wurde, und unter diesem Aspekt ist sie, wegen ihrer Größe, eben doch staunenswert.

BOROBUDUR - MT.MERAPI (KALIURANG)

Es war eine recht kurze Fahrt am nächsten Morgen, dann sind wir in Kaliurang in Vogels Guesthouse eingelaufen - der Besitzer ein kompetenter Mann in punkto Merapi's Vulkanismus, engagiert im sogenannten Rescue-Team, das wegen des bevorstehenden Ausbruchs aktiviert war (erkennbar an den leuchtend gelben Westen).

Am Mittag unseres Ankunftstages wurde die höchste Warnstufe ausgerufen, wir durften das Haus nicht mehr verlassen (es liegt, relativ geschützt hinter einem Hügel, so, dass man den Gipfelbereich des Vulkans gut sehen kann. Wir waren bis weit in die Nacht auf Beobachtungsposten und hatten ein oft sehr beeindruckendes Bild von den sich mehr und mehr verstärkenden ersten Ausbrüchen; am zweiten Tag nach unserer Abreise ging dann der große Zirkus los, der immer noch anhält. Es sieht so aus, dass wohl glücklicherweise niemand zu Schaden gekommen ist, dank der offensichtlich gut vorbereiteten Evakuierungs-Massnahmen. Leider sind im Laufe der Nacht Wolken aufgezogen, sodass uns bald der Blick auf die rotglühenden Lava-Eruptionen versperrt war.

MT.MERAPI - SOLO

Morgens, vor der Abfahrt, hatten wir wieder Blicke durch die Wolkenfelder auf die Eruptionen, die erneut an Heftigkeit gewonnen hatten. Wir wollten/mussten aber weiter und sind durch herrliche Reisfelder-Landschaften zu der hinduistischen Tempelanlage bei Prambanan gefahren, unterwegs immer wieder Blicke auf den rumorenden Mt. Merapi. Aus dem Tempel habe ich mich (I'm fed up with temples!) bald wieder zurückgezogen, wir sind dann weitergefahren nach Solo (auch Surakarta), wo wir vor der Weiterfahrt zum Bromo-Nationalpark übernachtet haben. Zu der Stadt gibt's nichts weiter zu berichten.

SOLO - Mt.BROMO

Der Bromo-Nationalpark liegt im Tengger-Massiv und ist ein weiteres, imposantes Beispiel für einen implodierten Riesenvulkan, in dem sich in diesem Fall im übriggebliebenen Kraterbecken drei neue, kleine Vulkane gebildet haben, der kleinste davon der noch aktive Mt. Bromo. Die Fahrt ging zuerst noch durch flaches Land, es wurde aber bald bergig, später steil, zum Schluss extrem schmal und steil, schließlich waren wir durch eine falsche Abzweigung auf 2.700 m am berühmten Aussichtspunkt. Wir mussten also wieder runter, durch's sandige Kraterbecken (wo ich zweimal das Motorrad auf die Seite gelegt habe), um auf 2.200 m im Guesthouse einzulaufen.

Vorher waren wir beim allmählichen Anstieg durch wunderbare Berglandschaften unterwegs, immer bedroht von Regenwolken, die wir aber glücklicherweise nur als gelegentliche Nebelfetzen genießen durften. Man bewegt sich dort in klimatischen Zonen, in denen z.B. Kartoffeln und Kohl gedeihen, was man im tieferen Land natürlich nicht sieht. Außerdem verbreiten jede Menge Trompetenblumen am Abend ihren intensiven Duft. Nett waren die Reaktionen der Menschen am Weg, beispielsweise, wenn wir nach dem Weg gefragt haben: ein breites Lächeln und "aahh, Bromo". Freude über unser Interesse.

Am nächsten Morgen sind wir mit einem Jeep zum Aussichtspunkt gefahren, Start um 4.00 Uhr, um den Sonnenaufgang zu erleben. Man könnte meinen, sich auf dem Mond zu befinden, eine bizarre Landschaft: im Kraterbecken die drei kleinen Vulkane Bromo (2329 m), Batok (2440 m) und Kursi (2581 m) und, als Krönung, dahinter der Gunung Semeru, ein noch sehr aktiver Vulkan mit 3.676 m. Es war ein starkes Erlebnis, wie langsam, allmählich, das Sonnenlicht in die Mondlandschaft eingedrungen ist, die Spalten und Rillen ausgeleuchtet hat - und dabei im Hintergrund immer der Semeru, der immer wieder seine hohen Schwaden ausspuckt.

Erstaunlich war, dass sich immerhin geschätzte 50 - 80 Touristen am Aussichtspunkt eingefunden hatten, die aus allen Richtungen angekarrt worden waren. Danach ging's zurück in den Krater (wieder über die extrem steile, schmale Strasse, wo man immer zittert, dass ja nicht die Bremsen versagen). Im Krater, unter dem Bromo, ist eine kleine Tempelanlage, von der aus man über eine angelegte Treppe auf den Kraterrand steigen kann, wo der aus dem Grund aufsteigende Dampf einen üblen Schwefelgeruch verbreitet. Unten, beim Tempel, kann man dann das Treiben beobachten, wenn in Jeeps oder kleinen Bussen neue Besucher ankommen: mehrere Dutzend Einheimische sind mit ihren kleinen, zähen, aber hübschen Pferden da, um ihre Dienste (reiten bis zum Fuß der Treppe) anzubieten. Jedes ankommende Fahrzeug wird von einer kleinen Kavalkade verfolgt.

Oben am Rand wird man derweil von penetranten Blumenverkäufern bedrängt, die einem einen kleinen Strauß aufschwatzen wollen, den man in den Krater werfen soll. Wir sind dann durch den Krater zurückgewandert, nachdem wir uns von zwei älteren schweizer Frauen verabschiedet hatten, die auf einer mehrmonatigen Südostasien-Tour sind und mit uns den Jeep geteilt hatten. Die eine davon hatte nicht den ganz großen Genuss, weil sie stark unter Heimweh nach der gewohnten schweizer Umgebung litt. Was suchen wir auf Reisen??

Toll war dann am Abend der Sternenhimmel, wobei mir allerdings ein Konstruktionsfehler aufgefallen ist: der Große Wagen war verkehrt herum aufgehängt! Entschädigung dafür war, dass ich erstmals das Kreuz des Südens sehen konnte. Es war empfindlich kühl in der Nacht, ich brauchte zwei Wolldecken und noch zusätzlich Socken, um nicht zu frieren. Zum Ausgleich gab's kein warmes Wasser in der Dusche, wodurch das Munterwerden am Morgen allerdings ganz beträchtlich beschleunigt wurde.


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