Haben Sie eine außergewöhnliche Reise gemacht? Wollen Sie Ihre Erfahrungen mit anderen teilen? Schreiben Sie uns.

   
   
   
 















Mit einem Klick auf das Bild die Diashow starten!
slideshow

Transsyberia
2008
Frauenpower oder David gegen Goliath

lehrgangVon 36 gestarteten Allradlern, darunter 20 Porsche Cayenne, erreichten nur 20 Fahrzeuge das Ziel in Ulan Bator. Mit dabei Alexandra Tietz als Co-Pilotin von Melina Frey im Suzuki Grand Vitara. Müde, erschöpft aber überglücklich überquerten sie am 25. Juli die Ziellinie der Transsyberia-Rallye 2008 in der Hauptstadt der Mongolei. Platz 14 hieß es am Schluss für die beiden und Zweiter in der Klasse 2A. Für Adventure-magazin.de berichtet Alexandra von ihren Erlebnissen.

Für mich war diese Rallye eines der härtesten und gefährlichsten Abenteuer meines Lebens. Klar musste ich beim Überleben-Land-Lehrgang in Altenstadt schon Mut beweisen, doch diese Veranstaltung war ein anderes Kaliber. Am schwierigsten war es für uns die richtige Mischung zu finden aus perfekter Navigation, optimaler Geschwindigkeit – angepasst an das jeweilige Gelände – und schonenden Umgang mit dem Material.

Anstrengend, vor allem mental!
Drei Wochen Urlaub, von wegen! Allein eine Woche dauerte die Überführung des Suzuki Grand Vitara 3D DDiS aus dem Allgäu über Travemünde-Helsinki nach Moskau. Davor gab es noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen. Korrektes Bekleben des Autos, Koordinaten ins GPS eingeben, sich mit dem Road Book vertraut machen, Tankberechnungen, letzter Check, aber natürlich auch die Papier- und technische Abnahme standen auf dem Programm.

video1

Auf jeder Etappe gekämpft
Die ersten beiden Etappen brachten Schlamm ohne Ende. Mehr als einmal sind wir stecken geblieben. Den anderen erging es auch nicht besser und wir haben uns gegenseitig geholfen, die Fahrzeuge wieder frei zu bekommen. Am zweiten Tag wurde es nicht besser, im Gegenteil, der Matsch setzte unserem Kühler heftig zu und wir hatten alle Hände voll zu tun, die Temperaturen im noch akzeptablen Bereich zu halten. Wir setzten alles daran, diese Wertungsprüfung noch beenden zu können. Ein britisches Porsche-Team hatte Tage später weniger Glück. Es passierte auf der 50 Kilometer langen Wertungsprüfung der fünften Etappe. Ein Porsche Cayenne fing Feuer. Der Grund: das hohe Gras, welches den Kühler verstopfte führte zur Überhitzung. Als wir vorbei kamen, brannte das Fahrzeug schon lichterloh. Fahrer und Copilot konnten sich zum Glück rechtzeitig in Sicherheit bringen, so wurde Gott sei Dank nur der Cayenne abgefackelt. Auf der sechste Etappe kamen wir richtig gut in Fahrt. Trotz reichlich Staub, schnellen und unübersichtlichen Passagen fiel mir das Navigieren leichter als auf den noch vor uns liegenden langen Wertungsprüfungen in der Mongolei. Glück und Leid liegen bei so einer Rallye eng beieinander. Auf derselben Wertungsprüfung brach sich der Fahrer eines anderen Teams einen Lendenwirbel und musste aufgeben. Er hatte einen Graben übersehen.

video2

Halbzeit und noch ein langer Weg.
Der Ruhetag nach dem Grenzübertritt von Russland in die Mongolei war vor allem für die Fahrzeuge bitter nötig. Wir hatten viel zu tun. Wechselten die Bremsbeläge und erledigten einige Schönheits- und Elektroreparaturen. Zeit zum Entspannen war nicht. Gleich die erste Etappe in der Mongolei zeigte, wie rauh und wild das Land sein kann. Gute Navigation und konzentriertes Fahren waren angesagt. Das klappte leider nicht immer. Plötzlich parkten wir ungewollt in einem Flussbett und trotz heftigstem Einsatz aller uns zur Verfügung stehenden Mittel, Muskelkraft eingeschlossen, ging nichts mehr. Uns blieb nur noch warten, warten, bis endlich jemand kam, der uns helfen konnte. 60 endlos scheinende Minuten dauerte es, bis ein anderes Team kam und mit vereinten Kräften brachten wir den Suszuki ans trockene Ufer. Zeitverlust? Was solls, wir sind noch im Rennen.

Am nächsten Tag: morgens hochsommerliche Hitze, ab mittag dann sintflutartiger Regen. Die Piste verwandelt sich in eine schmierseifenartige Oberfläche. Wir rutschen mehr als wir fahren. Dem schweizerischen Team Desert Fox wird eine Spurrille zum Verhängnis. Falsch eingefädelt. Vor unseren Augen überschlagen sie sich mehrmals. Wir drücken den Notfallknopf, damit ist die Rallye für Desert Fox gelaufen. Mehr können wir im Augenblick nicht für sie tun. Zum Glück können sich beide aus dem Wrack befreien und kommen nur leichtverletzt mit dem Schrecken davon.

video3

Aufgeben? Nie und nimmer.
Die letzten Tage in der Mongolei verlangten alles - von uns und dem Material.
Elfte Etappe: Ich weiß nicht, wie oft ich das Auto heute mit meinem BW-Klappspaten aus dem Sand gebuddelt habe. Zweimal mussten wir ein Rad wechseln und zu guter Letzt brach auch noch ein Querlenker. Aus eigener Kraft konnten wir die Etappe nicht zu Ende fahren und wir mussten uns schleppen lassen. Spät in der Nacht erreichten wir das Camp. Die schlechte Nachricht: Neun Stunden Strafzeit kassierten wir dafür. Die gute Nachricht: Wir sind noch im Rennen, wenn, ja wenn unsere Mechaniker es schaffen, den Suzuki bis zum Start am nächsten Tag wieder fit zu bekommen. Was soll ich sagen. Die Jungs schaffen das und weiter geht’s!

video4

Kaum zu glauben.
Als einziges Frauenteam erreichten wir tatsächlich nach 7000 Kilometern in 14 Tagen die Hauptstadt der Mongolei. Ein Erlebnis, das ich nie vergessen werden, voller Anspannung, Adrenalin, Spaß und Entdeckungen. Der Pokal steht in der Vitrine.

Ergebnisse

Die Route:
route






 


   
 
Diese Ebene wird eingeblendet.