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Teheran Streiflicht                            <<       

 

Natürlich liegt Teheran (als einzige Großstadt der Welt) immer noch an einer schiefen Ebene, unterteilt in den kühlen Norden und den heißen Süden, das Stadtzentrum dazwischen, im Norden vom Elbrusgebirge, im Süden von wüstenähnlichem, heißem Flachland begrenzt. Die Stadt ist in den letzten 40 Jahren auf das fünffache angewachsen, wie in Istanbul wachsen die (erforderlichen) neuen Viertel nach allen Richtungen wie Metastasen - mit einer Ausnahme: das Wachstum in den Norden, also immer weiter die Berghänge hinauf, ist verboten worden (theoretisch, wie ich einer Reihe von in Arbeit befindlichen Rohbauten entnehme). Um das durch das Wachstum nicht mehr zu bewältigende Verkehrsaufkommen in den Griff zu bekommen, hat man ein Geflecht von Schnellstraßen und Einbahnstraßen wie Schneisen durch die Stadt angelegt. Der Verkehr ist fuer uns, vor allem während der rush-hours, kaum vorstellbar.

In jeder Situation, die sich bietet, wird zwischen zwei bestehenden Fahrspuren eine dritte eröffnet, lautes Hupen signalisiert: jetzt komm ich! Es ist ein Kampf um Zentimeter. Einfahren aus einer Seitenstraße, aus einer Einfahrt, in eine Kreuzung ist ganz einfach: man hupt, fährt ein Stück nach vorne und schiebt sich so immer weiter vor, bis der andere gar nicht mehr vorbei kann und hat damit das Einfädeln in den Verkehr geschafft.

 

Im Prinzip gilt links vor rechts - wenn der andere nachgibt! Es gibt auch Ampeln mit Grünphasen, aber dazu ist mir der Spruch eingefallen: "Auf seinem Grabstein stand, er hatte grün, aber er war in Teheran". Wer abbiegen will, und sei es aus der komplett gegenüber liegenden Spur, setzt (evtl.) den Blinker, winkt lässig mit der Hand - und zieht einfach rüber. Der andere wird schon (und tut es auch) bremsen. Dazwischen, wie lästige Insekten, die Motorradfahrer, für die es keine Regeln gibt: beliebig zwischen den Autos durch, im Zweifelsfall auf dem Gehsteig, gegen die Fahrtrichtung, an der Ampel schiebt man sich möglichst nach vorne, um vor dem Pulk der Autofahrer starten zu können - was auch, bei dem dichten Geschiebe der Autos, eher einer kleinen Lebensversicherung gleichkommt. Die Motorräder haben u.a. auch den Esel ersetzt, sie sind manchmal mit volumiger Fracht bepackt, was manchmal den Fahrer auf den Tank zwingt. Übrigens ist auch der Basar kein Motorrad-Tabu: in den engen Gassen herrscht reges Motorradler-Treiben.

Man muss, als Fussgänger, mit einer mohammedanischen Kismet-Haltung behaftet sein, um eine Straße zu queren. Wer vorwärts kommen will, muss einfach den Mut aufbringen, sich in das Getümmel zu wagen, einfach weiterzugehen in der Erwartung, dass der Autofahrer schon bremsen oder ausweichen wird. Tut er ja auch! Aber nicht, ohne vorher zu versuchen, den Fußgänger durch flottes Zielfahren doch zum Warten zu veranlassen - was oft genug dazu führt, dass man, oft vorn und hinten, messerscharf passiert wird.

Und die ständige Begleitmusik dazu heißt: hupen !!

Im Golestan-Palast

Außer Verkehr hat Teheran natürlich auch anderes zu bieten: Museen, Moscheen, Parks, einige Monumente. Aber wie sagte Pfarrer Jacobi ganz pointiert: "Wer als Besucher nach Teheran kommt, den versteh ich nicht!" Das ist natürlich stark überspitzt, einiges kann sich durchaus sehen lassen, so der Golestan-Palast (der sich in seiner Ausstattungspracht und seinem Luxus durchaus mit Versailles messen kann), das Nationalmuseum, vor allem seinem vorislamischen Teil, und ganz besonders auch das kleine, schmucke Glas- und Keramikmuseum, das mich sowohl durch seine "Behausung" als auch durch die Präsentation seiner Stücke sehr beeindruckt hat. Ich kann es mir, aus Zeit- wie aus Platzgründen nicht leisten, hier auf Details einzugehen, was ich zu verstehen bitte.

Ein Schmuckstück ist der Picknick-Bereich im Norden, wo sprudelnd Bäche aus dem Gebirge kommen. Im und am Bachbett stehen Holzgestelle, die im Bereich von "Restaurants" mit Teppichen belegt sind oder von den Besuchern mit mitgebrachten Teppichen belegt werden. Für heiße Sonnentage werden Dächer aus Tüchern gespannt. Dort verbringt man die freien Stunden in herrlicher Luft und gelockerter Athmosphäre, was die ansonsten sehr strengen Regeln unterliegenden jungen Menschen besonders anlockt. Auch ein Ausflug, bei Bedarf mit Seilbahn, auf den 3.800 m hohen Hausberg der Teheraner ist angesagt, wobei dann vielleicht auch ein Blick auf den oft von Dunst verhüllten, über 5000 m hohen Damavand möglich ist. Nur als Hinweis: ich habe in Teheran mehrere kleine Sportläden gesehen, die alles, was man fürs Extrem-Bergsteigen braucht, anbieten.

Jede Auswahl hat immer auch etwas ungerechtes, es gäbe noch eine Menge zu Teheran zu sagen, aber ich wollte auch nur ein Schlaglicht aus der Sicht des Kurzzeit-Touristen auf die Stadt werfen.


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