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'ISAF und die deutschen Truppen'
Aufbauhile mit der Waffe in der Hand?
            
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In Afghanistan sind derzeit äußerst unterschiedliche Institutionen, Organisationen, aber auch Firmen und Verbände tätig. Das Land hat seine Kriegsphase noch nicht überwunden, im Süden kommt es täglich zu meist schweren Kämpfen, Soldaten wie Zivilisten werden zu Opfern, verwundet, getötet. In vielen der 'beruhigten' Zonen herrscht Unsicherheit, es kommt zu Überfällen, zu Anschlägen. Auch in diesen Gegenden sind immer wieder Verletzte und Tote zu beklagen. Vor allem Afghanen, die sich um den Aufbau der neuen Strukturen bemühen, sich im Wahlkampf bzw. der Wahlvorbereitung fürs neue Parlament engagieren, werden angegriffen. Mehrere Kandidaten und eine ganze Reihe von Helfern wurden vor der Wahlermordet. Trotzdem bewegt sich viel im Lande: einheimische und internationale Organisationen mit den unterschiedlichsten Aufgabenstellungen sind im Einsatz, mit z.T. aufopferungsvoller Arbeit. Firmen arbeiten z.B. am Aufbau der Infrastruktur, der Kommunikation, kurz in allen Bereichen, wo Hilfe von außen nötig/unverzichtbar ist. Auch mittelständische Unternehmen sind engagiert.

Es liegt auf der Hand, daß zum Schutz der beteiligten Menschen, aber auch der Werte, die geschaffen werden, Sicherheitsstrukturen verfügbar sein müssen. Die afghanischen Kräfte sind damit noch überfordert: sowohl Polizei als auch Armee sind noch in Ausbildung bzw. im Aufbau. Dieser Prozeß wird Jahre dauern. Man muß, um das zu verstehen, nur daran denken, daß durch 30 Jahre Krieg das komplette Erziehungssystem zerschlagen wurde: über 70% der Bevölkerung sind Analphabeten, von einer vernünftigen Ausbildung, in welchen Bereichen auch immer, kann keine Rede sein. Viele Menschen sind mit dem Kampf ums tägliche Überleben beschäftigt. Versäumtes nachzuholen bleibt wenig Zeit und Gelegenheit.

Um den Befriedungs- und Aufbauprozeß zu unterstützen, wurde die multinationale ISAF (International Security Assistance Force) gegründet, an der sich die Bundeswehr maßgeblich beteiligt. Für die Truppen wurde die komplette Logistik aufgebaut, um den Einsatz abzusichern und gestalten zu können. Das fängt mit Unterkünften, Sanitär- und Sanitätseinrichtungen an und ist mit Reparatur- und Instandhaltungs-Abteilungen, einer Feldpost und einem Kommunikationsnetz mittels Satellitentechnik längst nicht am Ende. Nur der kleinere Teil der eingesetzten Soldaten tritt nach außen in Erscheinung. Dafür dürfen diese, was zumindest für die deutschen Soldaten gilt, darauf vertrauen, alles Wichtige und Erforderliche zur Erfüllung ihrer Mission auf neuestem Stand zur Verfügung haben.

Die Mission von ISAF kann man sehr kurz beschreiben: Präsenz zeigen. Es geht um keinen Kampfauftrag, der Einsatz der Waffe ist nur zum Selbst- und Schutz anvertrauter Menschen und Materialien erlaubt, also wenn ein Angriff stattfindet. Dies bedeutet, daß durch die schiere Präsenz der schwer bewaffneten Patrouillien allen möglichen Fällen von Unruhen, Gewalt, Anschlägen usw. von vornherein vorgebeugt werden soll. Es scheint zu gelingen, nur sind leider viel zu wenig Truppen vorhanden, um flächendeckend arbeiten zu können.

Die Reaktion der Menschen scheint, zumindest überwiegend, positiv zu sein. Sie sind kriegsmüde und reagieren wohl deshalb zufrieden, weil sie nicht mehr bei jedem Einkauf um ihr Leben fürchten müssen. Man kann getrost davon ausgehen, daß sich der Aufenthalt der Soldatgen in diesem kargen Land nicht als Urlaub gestaltet. Dies beginnt schon damit, daß keiner, außer bei dienstlichem Anlass, das Camp verlassen darf. Es gibt Freizeiteinrichtungen, die neben den üblichen Kantinen geführt werden, wo nach Feierabend auch Bier getrunken werden kann. Die Verbindung von und nach zuhause ist durch die eigene Feldpost, aber auch durch Satellitentelefon zu fairem Preis gesichert.

Es kann nicht ausbleiben, daß bei diesem Leben auch Konflikte entstehen, sei's beim Einzelnen, zwischen Kameraden, mit den Lieben zuhause. Für diese Fälle sind sowohl erfahrene Militärseelsorger als auch speziell geschulte Psychologen (Seelenklempner) im Camp, um Hilfe zu leisten. Wer nach sechs Monaten im Einsatz wieder nachhause fliegt, kann zwar nicht viel über Land und Leute erzählen, dafür aber umso mehr von anstrengendem Dienstalltag.

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