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Argentinien Teil 3                                            <<       >>

ALLGEMEINES

Die Südamerika-Etappe geht zu Ende!

Die Weiterfahrt nach Buenos Aires glich eher einer Flucht: der Flucht vor Kälte und Wind. Die Fahrstrecke betrug mehr als 3000 km, nach ca. 2000 km begannen die Temperaturen allmählich angenehmer zu werden, bis sie in Buenos Aires mit meist deutlich über 30 Grad schon fast wieder zu hoch wurden.

Landschaft(en)

Die restliche Reiseroute führte über die Ruta 3, mit Abstechern, von Ushuaia nach Buenos Aires.

Während die Fahrt nach Süden, über die Ruta 40, an der Westseite Argentiniens, meist in der Nähe der Anden/Cordilleren, durch oft abwechslungsreiche Landschaft führte, ist der Weg nach Norden im Osten sehr eintönig. Nach 130, 150 km hat man die bergige Landschaft im Süden von Feuerland hinter sich, es herrscht wieder die große Weite der patagonischen Steppe vor. Gelegentlich mal ein Höhenzug oder einige Wellen und Hügel, ansonsten karge Vegetation in kaum belebter flacher Landschaft. Das ändert sich erst verhältnismäßig kurz vor Buenos Aires, einige hundert km davor, wo die Steppe allmählich übergeht in landwirtschaftlich nutzbare Ebenen. Die Guanacos, Nandus usw. sind verschwunden, auch Schafe gibt es nur noch vereinzelt, dafür große Felder mit Getreide, Gemüse, Sonnenblumen. Die Getreidefelder sind meist schon abgeerntet um diese Zeit, ein intensiver Duft der Ernte liegt in der Luft. Auf den abgeernteten Feldern sind oft größere Herden von Rindern, die die Reste abgrasen. Man sieht jetzt auch öfter Farmhäuser links und rechts in der Landschaft.

Wege, Straßen und Verkehr

Der Rückweg aus Feuerland führt, wenn man nicht den Abstecher über Puntas Arenas auf der chilenischen Seite machen will, auf der Anfahrtroute zurück nach Rio Gallegos, über das bereits geschilderte Gemisch aus asphaltierten Abschnitten und Schotterpisten. Durch vorhergehende Regenfälle waren die Schotterpassagen oft eher Dreck- und Schlammloch übersäht, was die Begegnung mit LKW recht unangenehm machen kann. Der Rest ab Rio Gallegos ist durchgängig geteert, nur bei den gelegentlichen Abstechern zu Sehenswürdigkeiten fährt man dann wieder über hunderte von Kilometern auf meist gut fahrbaren Schotterstrecken.

Stetiger Begleiter ist auch hier der Wind, manchmal sogar erfreulich als Rückenwind. Je näher man zu Buenos Aires kommt, desto dichter wird der Verkehr, schließlich befindet man sich im dichten Getümmel wie meist in Europa auch. Daran muss man sich erst wieder gewöhnen. In Buenos Aires ist man in der Großstadt, mit einem Gürtel von Vorstädten. Die Stadt wird durchschnitten von einem Netz von Schnellstraßen, oft achtspurig, in dem die Orientierung für den Ortsfremden recht schwer ist. Bei der Frage nach einem bestimmten Viertel oder einer bestimmten Adresse erlebt man oft ratlose Gesichter. Selbst Taxifahrer sind gelegentlich überfordert.

Tier und Mensch

Abgesehen von den kleinen Ansiedlungen und Städten, zwischen denen schon mal 150 und mehr Kilometer liegen können, ist das Land im Süden faktisch menschenleer, die Tierwelt beschränkt sich auf gelegentliche Rudel von Guanacos, Gruppen von Nandus, dann und wann mal ein Gürteltier, ein Hase, Vögel, bei den seltenen und nur erahnbaren Estancias weit verstreut Rinder, Schafe.

Das ändert sich auf den letzten tausend Kilometern nur allmählich, bis man im Großraum von Buenos Aires auf mitteleuropäische Menschenmassen trifft. Durch die Urlaubszeit war das Getümmel an den Küsten wie am Mittelmeer, es ist so gut wie aussichtslos, ein Quartier zu bekommen, selbst die Campingplätze sind ausgebucht. Es bleibt nur eines: weg von den Küsten!

Wie in den meisten Städten in Südamerika ist auch in Buenos Aires die Einbahnstraße zum Prinzip erhoben, die Ausnahmen bilden die breiten, mehrspurigen Avenidas. Ein Vergleich zu Santiago de Chile drängt sich auf: Alle Busse in eine bestimmte Richtung befahren die gleiche schmale Straße und verpesten mit ihrem Ruß und Lärm die Luft.

Späte Einsicht: Fast Food = fast sowas wie Essen!

Umwelt

In den Vorstädten ist man, abgesehen von den Durchgangsstraßen, recht gut dran, in der City steht allerdings oft der Smog über der Stadt. Ansonsten herrscht, wie überall, die Wegwerf-Mentalität, man wirft, was man nicht mehr braucht, einfach auf die Straße.

Persönliches

Ich habe unterwegs eine Menge von anderen Reisenden kennengelernt, man sieht sich gelegentlich mal wieder, es haben sich einige herzliche Beziehungen ergeben.

Besondere Begegnungen:

  • Die beiden Schweiz-Holländer, Holland-Schweizer, Kees mit seinem Schwager/Vetter? Kees ist als Jugendlicher mit seinen Eltern in die Schweiz ausgewandert und spricht nun breites Schwyzer-Dütsch, neben holländisch. Wir haben uns bestens verstanden.

  • Zwei Französinnen, die mit einem dicken Honda Pan-European-Gespann unterwegs sind.

  • Besonders erfreulich: das Wiedersehen mit Caroline und Steffen, ein schweizerisch-sächsisches Paar, wir hatten uns erstmals in Cuzco getroffen.

  • Sam aus Irland und Roger aus der Schweiz, wir sind uns wieder begegnet in Buenos Aires nach dem ersten Treffen in Ushuaia.

  • Alex und Anne aus dem schweizer Jura, mit einem Toyota-Land Cruiser unterwegs und mehrfach meine Gastgeber in Ushuaia.

  • und daneben noch eine Reihe weiterer prächtiger Menschen, die ich hier gar nicht alle aufführen kann.

Ganz besonders schön war natürlich, wie schon berichtet, das Wiedersehen mit Isolde und Karl Heinz, nur schade, dass sie sich wegen des Wetters schon vor Weihnachten wieder verabschiedet haben.

In Ushuaia habe ich einen 37-jährigen Schweizer aus Zürich kennen gelernt, wir sind uns in Puerto Madryn wieder begegnet und haben die Fahrt nach Buenos Aires gemeinsam absolviert. Wir haben uns bei den verschiedenen gemeinsamen Aktivitäten gut angefreundet, leider trennen sich unsere Wege hier: er macht noch einen Abstecher nach Norden, vor er die Heimreise antritt, mich zieht's weiter nach Afrika (und nach Hause).

REISE - ETAPPEN

Ich hatte versprochen, noch einige Eindrücke von Patagonien, Feuerland und Ushuaia zu schildern.

PATAGONIEN

Was in Patagonien auffällt, ist die Tatsache, dass das Pferd hier noch selbstverständlich als Begleiter zum Menschen gehört, teilweise sogar in den größeren Ortschaften. Soweit der Platz ausreicht, laufen sie frei umher, sonst sind sie halt auf den kleinen verfügbaren Plätzen an der Leine zum Grasen draußen. Selbst in einsamen Gegenden trifft man immer wieder auf Reiter, auf Gauchos, die ihrer Arbeit zu Pferde nachgehen. Die Variante aus Nordamerika, mit dem Transporter zu den Viehweiden zu fahren, um von dort zu Pferde die Arbeit zu verrichten, scheint hier zumindest sehr selten zu sein.

FEUERLAND

Feuerland hält die Überraschung bereit, dass nach der patagonischen Steppe im Norden im südlichen Teil plötzlich bewaldetes Gebirge, trotz des hier um diese Jahreszeit angesagten "Sommers" in den höheren Lagen (bis zu 1.500 m hoch) schneebedeckt, die Landschaft prägt. Das stark wechselhafte Wetter verstärkt mit seinen Wolkenbildern den tollen Eindruck der Umgebung.

Was mich ganz besonders überrascht hat: es scheint einen ganz großen Genussfaktor zu haben, sich in dieser Gegend mit dem Fahrrad fortzubewegen. Ist es schon am Rande des Masochismus, mit dem Motorrad durch diesen Teil der Welt zu kurven, liegt diese Art der Fortbewegung jenseits der für mich verständlichen Grenze. Manche haben neben dem üblichen Gepäck auch noch einen Anhänger angebracht, was dazu führt, dass sie vom Wind quer über die Straße gebeutelt werden. Ein älteres Paar, das mir entgegenkam, musste an einer leichten Steigung die Räder gegen den Sturm nach oben schieben. Es gibt mehr Menschen, die sich dem aussetzen, als man für möglich halten sollte.

Natürlich sind auch eine Reihe von Motorradfahrern unterwegs, die Erzählungen laufen aber alle auf die gleichen Erfahrungen hinaus, die ich schon geschildert habe. Etwas aus der Reihe getanzt sind zwei junge Französinnen, die mit einem dicken Honda-Paneuropean-Gespann unterwegs sind und ein deutsches Paar, das mit einem über Kardan angetriebenen Beiwagen am dicken BMW-Motorrad vorfuhr.

USHUAIA

Ushuaia ist eine nette Stadt, an einer kleinen Bucht des Beagle-Kanals gelegen. Von dem etwas oberhalb gelegenen Campingplatz hat man schöne Sichten auf die Stadt, auf den Hafen, auf den Beagle-Kanal, auf die Bergkette der Anden.

Im Hafen liegen einige größere Boote, die Ausflüge auf dem Beagle- Kanal ermöglichen, regelmäßig kommen mittlere und große Kreuzfahrtschiffe, die dann ein, zwei Tage bleiben und ihre Reisenden in die Stadt entlassen. Sie laufen dann in größeren oder kleineren Rudeln durch die Idiotenrennbahn, die Avenida San Martin, wo sich dann die Umsätze der einschlägigen Geschäfte deutlich steigern. Wer möchte nicht vom Ende der Welt ein Souvenir mit nachhause nehmen?

Wer Zeit, Geld und Lust hat, kann von hier auch einen mindestens neuntägigen Ausflug in die Antarktis unternehmen, allerdings sollte man dafür seefest sein, sonst könnte es zu einer Abmagerungskur ohne großen Genussfaktor werden. Ich habe hier Menschen getroffen, die einschlägige Erfahrungen gesammelt haben.

Der Flughafen auf der vorgelagerten Halbinsel verzeichnet auf seiner 4-KM-Start-Landebahn bemerkenswert viele Starts und Landungen, es ist vielen Reisenden offenbar einen größeren Obolus wert, einmal im Leben in Ushuaia gewesen zu sein.

Auch auffällig: es sieht so aus, als könnte man nach entsprechender Anpassung die hiesigen Temperaturen als Sommer genießen – viele Menschen, Männlein wie Weiblein, laufen mit kurzärmeligen T-Shirts, die Männlein dann auch mit kurzen Hosen, durch die Stadt, auch wenn das Thermometer nur zehn, zwölf Grad anzeigt. Der Gegenentwurf sind dann die Touristen, dick vermummt, mit Wollmütze auf dem Kopf. Dabei ist ein prägendes Element, Tag für Tag, der schnelle Wechsel des Wetters: scheint die Sonne, kann man nicht sicher sein, dass nicht innerhalb von Minuten Regen aufzieht - und umgekehrt.

Wenn man hier zu Fuß durch die Vororte und die Stadt läuft, ist eine Beobachtung besonders stark und überraschend: ich habe nirgendwo so viele Hunde in den Höfen und bei den Häusern gesehen. Meist sind es Mischlinge sehr unterschiedlicher Herkunft, normalerweise drei bis fünf in einem Anwesen, häufig in wechselseitige Kläfferei verstrickt. Natürlich werden Passanten, vor allem, wenn sie die Frechheit besitzen, mit einem eigenen Hund unterwegs zu sein, kollektiv und laut verbellt. Dann rotten sich auch mal sechs, acht oder auch zehn zusammen, um ihr Revier freizubellen.

Auch überraschend: überall sind Blumenbeete angelegt, mit Stiefmütterchen und allen möglichen sonstigen Blumen, ich hätte nicht gedacht, dass diese bei den hiesigen Temperaturen gedeihen. Aber sie tuns. Wir haben ja jetzt hier Hochsommer, die Temperaturen steigen gelegentlich auf zwölf, fünfzehn Grad, meist bleiben sie aber um oder unter zehn Grad, manchmal auch um oder unter null Grad.

Weihnachten / Neujahr in Ushuaia

Ich hatte keine Neigung zu besonderen sentimentalen Regungen, habe aber doch das Jahr 2006 Revue passieren lassen. Es war angefüllt mit reichhaltigen, vielseitigen Erlebnissen: von Malaysia nach Norden, nach Thailand, Kambodscha, Laos und wieder zurück, dann durch das südliche Indonesien über die Inseln bis Timor, weiter nach Australien und Südamerika, wo ich nun das Jahresende am Ende der Welt erleben konnte. Große Erlebnisse.

In Erwartung der neuen Kreditkarte bin ich hier sehr viel länger, als ich wollte, sozusagen als Dauercamper auf dem Platz. Es herrschte ein reges Kommen und Gehen, es waren überwiegend nette Leute, ich hatte gute Unterhaltung. Sowohl am 24. wie auch am 31. gab es großes Abendessen, es waren nahrhafte und feuchte, aber beide Male angenehme und unterhaltsame Abende. Nachdem es erst nach 23.00 Uhr dunkel wird, merkt man gar nicht, wie lange man sitzen bleibt. Das ganze heißt dann gut argentinisch Asado, was eine sehr viel schonendere Art des Grillens bezeichnet, als es bei uns üblich ist. Dauert aber auch deutlich länger.

Bemerkenswert war der Wechsel der Gäste: bis zum Jahreswechsel waren es überwiegend Fernreisende aus unterschiedlichen Kontinenten, danach meist Südamerikaner, wobei der signifikante Unterschied darin bestand, dass sich die Fernreisenden immer gegenseitig grüßten, was bei den Südamerikanern nicht üblich zu sein scheint. Es kamen auch mehrere Reisegruppen an, mit Bussen, die dann den Platz mit ihren Zelten belegten. Unter den Reisenden waren beachtlich viele Deutsche. Einer davon fiel mir besonders unangenehm auf: er war nur am Nörgeln über Deutschland, beinahe hasserfüllt, letztendlich lief alles darauf hinaus, dass er Steuern zu bezahlen hatte. Dass er eine Menge aus dem Bildungssystem und der Infrastruktur des Landes profitiert hatte, war ihm bei seinem begrenzten Verstand nicht einsichtig.

Die Tage in Ushuaia sind geprägt vom schnellen Wetterwechsel. Scheint die Sonne, kann innerhalb weniger Minuten Regen aufziehen, mit einem empfindlichen Rückgang der Temperatur, und umgekehrt. Manchmal sieht man den Beagle-Kanal und die dahinter liegenden Berge wie bei uns die Alpen an einem schönen Föhntag, im nächsten Moment ist alles grau in grau. Das sind auch die Momente, in denen der Wind das Zelt durchrüttelt, als wollte er es aus dem Platz fegen. Die geniale Konstruktion des Zelts führt dann dazu, dass der Wind das Wasser durch die Zwangsbelüftung ins Zelt treibt, was des Nächtens ein recht unangenehmes Erwachen auslöst. Nicht weniger unangenehm ist es, wenn das Wasser am Fßsende über den Reißverschluss und die Nähte eindringt und man mit patschnassen Füssen (inklusive Schlafsack) aufwacht! Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, wie sehr ich mich auf mein neues VAUDE-Zelt freue, das auf mich in Kapstadt wartet!

Angenehm warme Tage in Ushuaia liegen oberhalb zehn Grad, in kalten Nächten kommt es vor, dass das Trinkwasser in der Flasche im Zelt einfriert, wie bei mir und anderen geschehen. Häufig ist das damit verbunden, dass morgens auf den umliegenden Höhen wieder Neuschnee liegt, was mich auch die Abreise recht unterkühlt erleben ließ.

Wie ich mir die Zeit in dem Nest vertrieben habe?

Morgens nicht zu früh raus, dann ins Bierstüberl, danach meist ein Spaziergang in die Sadt, um dann irgendwann am Nachmittag wieder auf dem Campingplatz einzulaufen, Gesprächspartner gab's fast immer. Würdige Einleitung des Abends war dann die Brotzeit, recht häufig habe ich auch groß aufgekocht mit Bratkartoffeln, Gemüse, Spiegelei, meist auch Fleisch oder Würstchen, fast immer gut gelungen und nahrhaft. Das ganze begleitet von Bier oder Rotwein. Danach dann wieder ins Bierstüberl mit Gesprächen. Anmerkung: der Campingplatz bildet den Abschluss einer Skipiste, für mich war deshalb das richtig nette, rustikale C-Restaurant das Bierstüberl, an kalten Tagen von einem Bullerofen gemütlich gewärmt. Irgendwann wurde ich von den netten Besitzern zur Institution erklärt.

Zwei besondere Unternehmungen:

  • Einmal der Fußmarsch zum Gletscher oberhalb des Campingplatzes, genauer: etwas unterhalb davon, um dann mit einem Sessellift zu einem Refugio am Rande des Gletschers hochzufahren, danach zu Fuß wieder zurück ins Tal.

  • Ein Ausflug mit einem großen Katamaran-Boot auf den Beagle-Kanal mit der Begegnung mit Pinguinen, Seelöwen, Kormoranen und anderen Seevögeln, vorbei an einem berühmten Leuchtturm auf einer kleinen Insel mitten im Beagle-Kanal. Im Hintergrund immer die schneebedeckten Anden, gelegentlich von Wolken verhüllt.

Am 10. Januar war endlich die Kreditkarte da, am 12. bin ich aufgebrochen, Richtung Buenos Aires.

Von Ushuaia nach Buenos Aires

Es sind von Ushuaia nach Buenos Aires etwa 3.000 Kilometer, dazu kommen dann noch einmal rund tausend Kilometer für Abstecher zu Sehenswürdigkeiten, einige davon durchaus spektakulär. Die Ruta 3 ist durchgehend asphaltiert, die Abstecher führen meist über Schotterpisten. Der Weg nach Norden an der Ostküste entlang ist mit schlicht langweilig ausreichend treffend charakterisiert, also führe ich hier die dabei absolvierten Etappen auch nur schlicht summarisch auf (für diejenigen, die über ausreichend gute Atlanten verfügen!):

Ushuaia - Sombrero - Rio Gallegos - Pürto San Julian - Commodoro Rivadavia - Pürto Madryn - Punta Pirámida (Peninsula Valdez) - Las Grutas - La Lobería - Viedma - Nationalpark Sierra de la Ventana - Azul - Buenos Aires.

Auffallend war, dass mir auf den ersten 2000 Kilometer viele Motorradler Richtung Süden begegnet sind, fast alle Südamerikaner. Man fährt ja auch bei uns nicht im Winter zum Nordkap.

Besondere Sehenswürdigkeiten und Ereignisse:

  • Die versteinerten Wälder. Irgendwo unterwegs steht ein großes Hinweisschild Bosqüs petrificados, das nach links weist, auf eine gute Schotterstraße. Nach etwas mehr als 60 km ist man da. Vor langer, langer Zeit haben besondere Wetterverhältnisse dazu geführt, dass riesige Urwälder verschüttet wurden, aber nicht verrotten konnten, sie sind versteinert. Heute sind mächtige Stämme wieder am Tageslicht und können besichtigt werden. Es gibt mehrere dieser Plätze im nördlichen Patagonien.

  • Im Bereich von Pürto Madryn hat man die Urlaubszone von Buenos Aires erreicht. Es ist alles ausgebucht, wie Rimini im August, auch die beiden Campingplätze sind voll. Nach vergeblichen Versuchen bei der Polizei und der Tourist-Info habe ich, nach Verständigung mit den Nachbarn, mein Zelt in Strandnähe aufgebaut auf einem Platz, der für Wohnmobile ausgewiesen war.

Da ich mich in Südamerika Hugo nenne nach meinem Taufpaten (Dankmar verstehen die hier nicht und können es sich schon gar nicht merken!), erklang am nächsten Morgen ein "he, Hugo" vor meinem Zelt. Es war Adrian aus Zürich, unterwegs mit einer Yamaha Ténéré, wir hatten uns in Ushuaia erstmals getroffen. Er wollte direkt weiter zur Halbinsel Valdez, während ich noch einen Zwischenstop in Trelow einlegen wollte, um ein Dinosaurier-Museum zu besuchen. Eine Verabredung für Valdez war schnell getroffen.

Beim Versuch, mein in El Calafate (erworbenes Katastrophen-Zelt) abzubauen, hat der Wind dieses zusammengefaltet und dabei einen Stab des Gestänges zerbrochen. Frust Nr. 1 an diesem Tag.

In Trelow, Sitz des Dino-Museums: alles ausgebucht, kein Quartier zu finden. Frust Nr. 2 an diesem Tag.
Konsequenz: auf zur Peninsula. Dort habe ich sehr schnell den Campingplatz gefunden, auf dem Adrian grade sein Zelt aufgebaut hatte. Wir sind dann gemeinsam bis Buenos Aires weitergereist. Adrian ist, mit Ausnahme der ersten zehn Minuten morgens, fast immer gut gelaunt, begegnet den Menschen ausgesprochen aufgeschlossen und freundlich und hat damit immer beste Kontakte zur Umwelt. Er war mir ein ausgesprochen lieber und angenehmer Reisekumpel, der meine gelegentlichen Schwächen, wie z.B. Motorrad umfallen lassen, mit großem Gleichmut und viel Hilfsbereitschaft ertragen hat. Schade, dass sich unsere Wege in Buenos Aires trennen mussten! Er reist in einigen Wochen zurück nach Europa, ich weiter nach Afrika.

Die Halbinsel Valdez ist eine sehr große und weitläufige Halbinsel, die dank ihrer früheren Abgeschiedenheit sehr unterschiedliche Tierwelten beherbergt:

  • In unserem Herbst sind dort in einem bestimmten Küstenbereich Wale zu beobachten, die ihren Nachwuchs aufziehen (ich war leider zu spät dran).
  • Im Norden ist ein Küstenbereich mit einer großen Robben-Kolonie, an die man relativ nahe rankommen kann. Es ist die Kolonie, wo die weltbekannten Angriffe der Orcas auf die Jungrobben aufgenommen wurden. Leider hatten wir keine Gelegenheit, sowas zu beobachten.
  • Im Süden gibt es eine Kolonie von See-Elefanten, allerdings kann man sie nur von relativ weit entfernt beobachten, um die Tiere nicht zu vergrämen.

Wir haben die Halbinsel an zwei Tagen abgefahren, leider bin ich am ersten Tag in einem Moment der Unachtsamkeit in einem Tiefschotter-Bereich unsanft von meinem Motorrad abgestiegen, linkes Knie und linker Brustkorb sind auch nach drei Wochen noch nicht wieder schmerzfrei. Unkraut vergeht nicht.

  • Küste bei La Lobería, südlich von Viedma
    Wer's weiß und die Mühe auf sich nimmt, kann bei Ebbe am Strand unter dem Hochufer zu einer großen Kolonie von Seelöwen laufen (nicht ganz einfach, weil oft glitschig auf zerklüfteten Felsstufen) und dabei recht nahe an die Tiere rankommen. Allerdings ist es eine Frage der Tierliebe, nicht zu weit vorzudringen, weil man sonst die ganze Kolonie in helle Aufregung versetzt. Zu einigen guten Aufnahmen reicht's aber doch.
  • Nationalpark de la Ventana
    Der Grenzbereich zwischen der Patagonischen Steppe und der fruchtbaren Tiefebene südlich Buenos Aires, gebildet aus einigen Höhenzügen und Hügeln. Es gibt dort, eine Laune der Natur, ein Tor unterhalb eines Berggipfels, das durch Erosion entstanden ist. Man kann, was wir getan haben, dorthin eine Bergwanderung von ungefähr 6 Stunden Daür unternehmen.
  • Azul, das Motorradler-Paradies im La Posta del Viajeros en Moto:
    Es gab einen Motorrad-Club in Azul, der sich im Anwesen von Jorge und seiner Frau getroffen hat, bis die Gruppe auseinander gefallen ist. Jorge hat Stück für Stück eine kleine, bescheidene Unterkunft geschaffen, in der durchreisende Motorradler, gegen einen freiwilligen Kostenbeitrag, übernachten können, entweder in einigen bereitstehenden Betten oder im eigenen Zelt im Garten. Es gibt eine kleine Küche, die übliche Klo-/Wasch-/Duschabteilung und genügend Platz, um sich zusammenzusetzen zur Unterhaltung, zum Essen, Lesen usw. An den Wänden haben sich mehrere Generationen von Reisenden aus aller Welt mit ihren Grüßen und Wünschen und Danksagungen verewigt. Dankmar auch.


Buenos Aires

Hauptstadt des Landes, dreieinhalb Millionen Einwohner, im Großraum ca. 13 Millionen, ein Drittel der Bewohner Argentiniens. Die Stadt ist durchzogen von teilweise achtspurigen Schnellstraßen, wer sich auskennt, kann durchaus schnell vorankommen, der Fremde braucht einige Zeit für die Orientierung. Wir haben trotzdem, dank Adrians guter Orientierungsfähigkeit und seiner Spanischkenntnisse recht bald unser Quartier gefunden, Dakar-Motos. Für Motorradfahrer eine interessante Herberge, für den Rest der Welt wohl eher indiskutabel.

Es handelt sich um eine Motorrad-Werkstatt mit angeschlossenem Schlaf-/Koch-/Dusch-/Klobereich, für einschlägig interessierte ein Schrauber-Paradies, für Leute wie mich ein Platz, wo man interessante Zeitgenossen treffen kann, viele von denen weitgereist. Die Übernachtung ist kein Schnäppchenpreis, dafür hat man aber alle Freiheiten, die es im Hotel nicht unbedingt gibt, inklusive der Reinigung seiner Maschine und seines Gepäcks, inklusive der Unterstützung für alle Situationen, denen man sich gegenüber sieht. Und Pfadfinder-Feeling kommt auch auf, so etwas wie Jugendherberge, wobei ich dann eher der Senior-Jugendliche bin.

Der Weg zum Vorortzug dauert etwa zehn Minuten, die Fahrt ins Zentrum weitere zwanzig, BsAs, das offizielle Kürzel, steht einem dann offen. Es gibt große Fußgängerzonen, alles, was eine moderne Großstadt ausmacht, wir waren hier eine nette kleine Gruppe, Österreich, Schweiz, Irland, Deutschland, zwischendurch auch USA und Japan, haben uns bestens verstanden und viel Spaß gehabt, im Moment in Auflösung begriffen, weil die Reisepläne halt unterschiedlich sind.

Für mich läuft im Moment (5. Februar) die Prüfung, ob ich am Sonntag mit meinem Motorrad nach Kapstadt fliegen kann. Ich hoffe darauf. Die nächsten Tage werden dementsprechend ruhig und gelassen verlaufen, ich hoffe, mir noch das eine oder andere anschauen zu können. Wie immer: die weitere Entwicklung erfahrt Ihr aus meinem nächsten Bericht aus Südafrika.


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