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Endurozauber Oman

Unterwegs im Weihrauchland

Wir sitzen oben auf der Düne und schauen der Sonne beim Untergehen zu. Es ist still, sehr still, nur ab und zu trägt der Wind ein leises Knacken ans Ohr. Es kommt von unten, die Motoren unserer Enduros kühlen langsam ab. Dann ist es wieder still und wir haben das Gefühl, als würden wir über dem Land schweben.



Da sitzen wir also auf "unserer" Düne und genießen mit einem kalten Bier in der Hand den Sundowner. Wer vorher noch nie auf Sand unterwegs war, musste sich für die Fahrt in die Wüste dennoch keine Sorgen machen. Am Tag nach der Ankunft ging es zuerst auf ein kleines Trainingsgelände am Rande der Stadt, und mit den richtigen Tipps und etwas Übung funktionierte das Sand- und Schotterfahren wunderbar. Na ja, etwas Geländeerfahrung sollte man schon mitbringen. Durch den tiefen Sand zu fahren hat was. Es ist wie Tiefschnee-Fahren und macht mindestens genau so viel Spaß.



Zu Abend essen wir im eigens aufgebauten Wüsten-Camp. Dicke Teppiche sind in den Zelten ausgelegt, es gibt Obst und ein indisches Curry-Gericht. Indisches Curry-Gericht? Was sich sonderbar anhört ist es nicht. Der multikulturelle Einfluss auf die omanische Küche reicht weit zurück. Omanische Seefahrer segelten schon um das Jahr 750 mit ihren Handelsschiffen nach China, um Holz zu kaufen. Und heute beschäftigt Oman viele Arbeitskräfte aus Indien, viele von ihnen sind in Restaurants und Hotels angestellt. Kein Wunder also, dass sich diese Einflüsse auch im Essen wiederfinden.






Auch sonst ist der Oman voller Überraschungen. Da ist zum Beispiel dieser riesige Felskessel, der Omanische Grand Canyon. Ein Kilometer im Durchmesser, die Wände gehen senkrecht in die Höhe. Wir sitzen oben an der Kante, essen Datteln und blicken in das 1000 Meter tiefer gelegene Wadi, dorthin, wo wir später mit unseren Enduros fahren werden. Für uns ist es der spektakulärste Picknick-Platz der Welt.

Die Taldurchfahrt gehört ebenso zum Programm der Tour wie ein Abstecher zu den grünen Terrassenfeldern am Jebel Akhdar. Durch bizarre enge Schluchten geht’s auch – und Passagen an der Küste gehören ebenfalls zum Programm. Gegen Abend erreichen wir das Meer. Maschinen aus und zuhören, wie die Wellen an den Strand plätschern. Gerade legt ein Fischer mit seinem hölzernen Kutter an und der Fischer fragt uns: "Na, einen Fisch gefällig?" Wir: "Warum nicht? Klar doch", und bekommen einen großen Barracuda zum Grillen. Der Fisch schmeckt ausgezeichnet, hat festes Fleisch und schmeckt ein bisschen wie Hecht.

Die Vielfalt des Landes versetzt uns immer wieder in ungläubiges Staunen. Auf unserer Tour lernen wir sechs unterschiedliche Landschafts-Typen kennen: Küste, Sandwüste, Steinwüste, karges Gebirge, eine Hochebene und riesige grüne Täler. So viel Abwechslung gibt es sonst nirgendwo auf der arabischen Halbinsel.





Viele Menschen treffen wir nicht auf unserer Tour, Touristen schon gar nicht. Der Oman ist recht dünn besiedelt, hinzu kommt, dass wir uns auch nicht gerade in den Ballungszentren aufhalten. Wir sind hier um Enduro zu fahren. Dafür sind die wenigen Menschen, die wir treffen, umso interessanter. Da trafen wir diesen dunkelbraun gebrannte Mann mitten in der Steinwüste und was bot er uns an? Steine. Eine schräge Geschäftsidee? Mitnichten, wir kauften ihm welche ab. Von Aufdringlichkeit, wie sie in anderen arabischen Regionen an der Tagesordnung ist, überhaupt keine Spur.

Wer hektische Souks wie in den Touristen-Hochburgen Nordafrikas erwartet, wird im Oman angenehm überrascht. Auch in den Städten gibt es kein "Am-Ärmel-Zerren", kein lautstarkes "Auf-die-Leute-Einreden". Stattdessen lockeres, buntes Treiben, so wie beim Viehmarkt in der ehemaligen Hauptstadt Nizwa. Hier, ungefähr 150 Kilometer von Muscat und ein gefühltes Jahrhundert vom Computerzeitalter entfernt, handeln die Bauern aus der Gegend mit ihren Ziegen. Sehr entspannt, sehr gelassen – wie überall im Land.

Die Omanis nehmen das Leben locker, haben Spaß. Der Strand von Muscat verwandelt sich jeden Abend in einen riesigen Fußballplatz. Die Mannschaften werden zusammengestellt, Tore abgesteckt, die Landestracht abgelegt, Trikots an – und Anpfiff. Gerne auch mal mit Biker-Beteiligung.

In unserer Gruppe ist auch Thomas Prugger aus Südtirol. Snowboarder, 1997 Weltmeister im Riesenslalom, 1998 Silber im Parallel-Riesenslalom bei den Olympischen Winterspiele in Nagano. Jetzt wollte er mal was anderes probieren, Sand statt Schnee – und ist hin und weg. "Bärig, einfach nur bärig", sagt er jedesmal, wenn er am Abend von seiner Maschine absteigt. Klar, seine Sportlichkeit und sein Gleichgewichtsgefühl helfen beim Touren durch Sand und über Schotterpisten. Aber auch bei uns Otto Normalfahrern klappt das ganz gut.

Ein weiteres Highlight der Tour, der Besuch beim alten Mohammed. Ihn in seiner privaten Oase kennenzulernen ist allein schon eine Reise wert. Vor Jahrzehnten hatte Mohammed das Gefühl, dass es an einer bestimmten Stelle in der Wüste Grundwasser gibt. Er bohrte, stieß tatsächlich auf Wasser und schuf sich so sein eigenes grünes Paradies, mit einem Grundwasser-Pool und mit Gästezimmern für staubige Biker.

Mohammeds Frau Mossa hat zum Abendessen ein Büffet im Innenhof aufgebaut. Mit dem landesüblichen Brei aus Kichererbsenmehl, dazu Lamm und mäßig scharf gewürzte Hähnchen. Während wir uns den Bauch vollschlagen erzählt uns Mohammed Geschichten aus seinem Leben. Als junger Mensch hat er in Polen Architektur studiert und dann zwei Jahre in Ost-Berlin gelebt. Mohammed breitet die Arme aus un sagt:"Und jetzt? Jetzt bin ich schon lang wieder hier, zu Hause im Oman." Am Himmel funkeln die Sterne und bei uns die Augen. Das arabische Lebensgefühl hat uns erreicht.



Oman aus der Vogelperspektive:



Guide Oman

info

ALLGEMEINE Informationen über Oman finden sich unter Wikitravel. Gelegen im Südosten der arabischen Halbinsel. Nachbarstaaten sind die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und der Jemen. Der Oman ist mit 212.000 qkm etwa so groß wie die Bundesrepublik Deutschland vor der Wiedervereinigung, hat aber nur 2,9 Millionen Einwohner.

Die Menschen im Oman sind hilfsbereit, gastfreundlich und sehr aufgeschlossen. Die Verbrechensrate ist extrem niedrig, der Oman gilt deshalb als eines der sichersten Reiseziele überhaupt. Das Land ist politisch stabil, Korruption ist kein Thema. Sultan Qabus Bin Said, das Staatsoberhaupt, ist beliebt bei seinen Untertanen. Sein Geburtstag ist Anlass für eine zweitägige landesweite Party. Einmal im Jahr macht er eine Reise durch den ganzen Oman, schaut bei vielen einfachen Leuten vorbei, schüttelt Hände. Dass er dabei viele zufriedene Gesichter sieht, liegt auch daran, dass jeder Bürger einmal im Leben ein Stück Land vom Staat geschenkt bekommt, auf dem er sich (mit einem staatlichen Kredit) sein eigenes Haus bauen kann. Klar: Wichtigste Grundlage des Wohlstandes ist das Erdöl. Aber es gibt im Oman auch andere Rohstoffe. Zum Beispiel den Weihrauch, auf dessen Grundlage in einer Fabrik nahe der Hauptstadt das teuerste Parfüm der Welt hergestellt wird. Amouage heißt der Duft, 50 Milliliter davon kosten über 474 Rial, das sind 800 Euro.

flug ANREISE Mit dem Flugzeug: Von Deutschland aus gehen täglich Flüge zum Seeb International Airport (Airport Code MCT) - zirka 25 km westlich von Maskat, Omans Haupstadt u.a. mit Lufthansa (von München via Zürich und von Frankfurt über Doha) oder Qatar Airways (über Doha). Alternative: Flug nach Dubai mit Oman Air oder Emirates und von dort nach Maskat.
bestimmungen REISEDOKUMENTE Deutsche Besucher (Touristen und Geschäftsreisende) benötigen für die Einreise nach Oman ein Visum, das man an allen Grenzübergangs-stellen erhalten kann. Es berechtigt zu einem Aufenthalt von 1 Monat bei einer Einreise. Die Gebühr für dieses Visum beträgt 6 Omanische Rial (ca. 11 Euro). Für das Visum ist ein Reisepass mit mindestens sechsmonatiger Gültigkeitsdauer ab Einreise erforderlich. Vorläufige (grüne) Reisepässe werden akzeptiert, müssen aber ebenfalls mindestens noch 6 Monate gültig sein. Deutsche Kinderausweise werden nicht anerkannt, jedoch die neuen deutschen Kinderreisepässe. Der Eintrag von Kindern im Pass miteinreisender Eltern (ohne Lichtbilderfordernis) ist ausreichend. Der Personalausweis oder sonstige Passersatzpapiere reichen dagegen nicht aus. Das Visum kann für die gleiche Gebühr um einen Monat verlängert werden.
REISEZEIT Klima: Im Inland heiß und trocken, an der Küste feucht. In der Hauptstadt Muscat liegt die Durchschnitts-Temperatur im Januar bei 22 Grad, im Juni bei 34,5 Grad.
gesundheit GESUNDHEIT Der Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amts empfiehlt Schutz gegen Tetanus, Diphtherie, Polio und Hepatitis A, bei Langzeitaufenthalt über drei Monate hinaus auch Hepatitis B. Bei besonderer Exposition (Landaufenthalt, Jogging u.a.) kann Impfschutz auch gegen Typhus sinnvoll sein.
geld

GELD Die Landeswährung ist der Omanischer Rial (OMR), 1 OMR = 1,6871 € oder umgekehrt für 1 Euro gibt es 0,5927 OMR (13. Juni 2006)

literatur KARTEN LITERATUR Sehr zu empfehlen ist die reiß- und wasserfeste Karte "Oman" im Maßstab 1:850.000 von Reise Know-How, erhältlich z.B. bei Daerr Expeditionsservice, München oder Hugendubel für 8,90 Euro. Diese Karten zeichnen sich durch eine klare Darstellung aus:
– Höhenlinien mit Höhenangaben
– Farbige Höhenschichten
– Klassifiziertes Straßennetz mit Entfernungsangaben
– Sehenswürdigkeiten
– Ausführlicher Ortsindex
– GPS-Tauglichkeit durch Längen- und Breitengrade
ENDURO Oman Bike Tours bietet seine Reisen nur in den Herbst- und Wintermonaten an – alles andere ist einfach zu heiß. Der Trip kostet ab 3650 Euro inklusive Motorrad-Verleih (KTM), Übernachtungen und Verpflegung. Nicht inbegriffen ist der Flug (beispielsweise mit Etihad Airways über Abu Dhabi). Die Reisegruppe besteht aus maximal sechs Teilnehmern plus einem erfahrenen Guide. Die 10- bzw. 14-Tage-Touren führen von der Hauptstadt Muscat aus 1600 Kilometer weit durch das Land. Ein guter Teil der Strecke führt über Schotterpisten, einsame Gebirgspässe und auch ein Stück mitten durch die Wüste. Weitere Infos unter www.omanbiketours.com.


 


   
 
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