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Todesursache von 212 verunglückten Bergsteigern analysiert
Mount Everest beim Abstieg am gefährlichsten

Der Abstieg vom Mount Everest hat es in sich: Von den 212 Bergsteigern, die bisher beim Versuch der Besteigung des Mount Everest ums Leben kamen, starben die meisten auf dem Rückweg und noch oberhalb der 8.000 Meter-Grenze. Zu diesem Schluss sind Forscher am Massachusetts General Hospital gekommen, als sie erstmals die Ursachen der Todesfälle bei Expeditionen auf dem höchsten Berg der Erde analysierten. Als häufigste Gründe werden extreme Erschöpfung, das Zurückfallen hinter die anderen Bergsteiger und die Ankunft am Gipfel zu vorangeschrittener Tageszeit genannt.

Viele der tödlich Verunglückten seien verwirrt gewesen, hätten die körperliche Koordination oder das Bewusstsein verloren, was die Forscher als Hinweise auf eine höhenbedingte Schwellung des Gehirns (Hirnödem) werten. Lungenödeme wurden hingegen bei erstaunlich wenigen als Todesursache festgestellt, ebenso schienen Lawinen oder Eissturz eher selten als Gründe auf. Die Scherpa, wie die als Träger angeheuerten Bergsteiger aus der Himalaya-Region bezeichnet werden, haben eine bessere Überlebenschance als die international angereisten Bergsteiger. Das könne auf die bessere Akklimatisierung zurückgeführt werden oder auch nur Hinweis dafür sein, dass besser angepasste Träger sich eher im Konkurrenzkampf um die Anheuerung durch Expeditionen durchsetzten, so die Studienautoren.

Dass der Abstieg die gefährlichste Etappe einer Bergtour bildet, bestätigt auch Bergführer Walter Laserer. Der Österreicher hat neben den wichtigsten Himalaya-Gipfeln bereits zweimal mit Gästen die "Seven Summits" - die jeweils höchsten Berggipfel der sieben Kontinente - mit Gästen bestiegen. "Beim Erreichen des Gipfels verschwindet die Spannung, die Müdigkeit steigt und damit auch das Risiko", so Laserer. Dem versuche man entgegenzusteuern, indem man den Start der Tagesetappen in der Nacht ansetze, um den Abstieg bei Tageslicht vornehmen zu können. Das Risiko, dem sich eine Expedition aussetzt, werde außerdem in hohem Maße von der Wetterlage bestimmt. "Somit hängt die Sicherheit sehr vom Glück ab", betont Laserer. Im Gegensatz zum Wetter seien andere Gefahren wie Eisbrüche oder Lawinen kaum vorhersehbar.

"Veranstalter müssen heute auf Sicherheit setzen, um ihren Ruf nicht durch Negativ-Schlagzeilen zu verlieren. Das wichtigste Ziel muss sein, gesund nach Hause zu kommen", so Laserer. Seriöse Vorbereitung bedeute für einen Expeditionsveranstalter, den Kunden im Vorfeld klar das Risiko des Berges bewusst zu machen und bei fehlender Erfahrung ein längeres Trainingsprogramm vorzuschlagen. Die Vorbereitung für einen Berg jenseits der 8.000 Meter beinhaltet für Laserer ein Grundtraining in den Westalpen, Höhenerfahrungen auf leichteren Gipfeln wie am argentinischen Aconcagua und auf technisch anspruchsvollen Bergen wie am Elbrus. "Unverzichtbare Grundvoraussetzung ist jedoch die Körperkondition", betont Laserer.

Einem Bergführer komme bei extremen Berghöhen die Rolle des Coach und Risikomanagers zu, nicht jedoch des - in niedrigeren Höhen möglichen - Beistands in allen riskanten Situationen, so Laserer. "Jeder Teilnehmer an einer Achttausender-Tour geht selbstständig. Der Bergführer bringt seine Erfahrung ein und verfügt meist über gute Wetterinformationen. Jedoch noch bevor es gefährlich wird, muss er die Entscheidung zum Umdrehen fällen." Druck seitens der Gäste, den Gipfel zu erreichen, sieht der Expeditionsveranstalter nicht, da den meisten der Vorrang von Leben und Gesundheit einsichtig sei. "Bergsteiger in gesponserten und selbst organisierten Expeditionen sind allerdings oft von gelungenen Gipfelfotos finanziell abhängig und missachten daher Warnhinweise", so Laserer abschließend.

Text: Johannes Pernsteiner




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