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Erlebniswelt Süd-Karpaten
Nachts, wenn der Bär kommt

Langsam schraubt sich unser Landrover den Berg hoch. Bevor wir den Waldgürtel verlassen, sammeln wir noch Holz fürs Lagerfeuer. Oberhalb der Baumgrenze, dort, wo wir unser Camp für die Nacht aufschlagen wollen, kann es Anfang September abends schon recht frostig werden. Von den 30° C unten im Tal ist hier oben nichts mehr zu spüren. Ein eiskalter Wind aus Nordost sorgt dafür, dass wir unsere Fließjacken und Parkas anziehen. Die dicke Wollmütze wird auch gebraucht, und das mitten im Sommer. Ein Grund mehr, ein anständiges Lagerfeuer zu entfachen. Die Pfanne wartet schon auf die saftigen Steaks, die wir beim Metzger in Petrosani gekauft haben.

kochplatz

Während wir alle Vorbereitungen für ein opulentes Abendessen treffen, zieht eine Herde Schafe talwärts an uns vorbei. Hirtenhunde passen auf, dass kein Schaf die Herde verlässt. Einer von ihnen streift neugierig um uns herum und legt sich schließlich ganz entspannt in der Nähe des Lagerfeuers ins Gras.

camp

Es dauert nicht lange und drei Hirten tauchen auf. Alexandru, der Chef der beiden anderen, kramt aus seiner Hosentasche drei kleine Pilze und gibt sie uns. "Die machen sich gut zum Fleisch", meint er. Im Gespräch erfahren wir, dass sie in den Sommermonaten hier oben in den Bergen ihr Vieh (Schafe, Kühe und Esel) weiden und sie wunderbaren Telemea machen. Der Telemea ist ein feiner rumänischer Schafskäse, der in einer Salzlake reift und dem griechischen Feta ähnelt. Wir sollen doch unbedingt vorbei kommen und ihn probieren. "Frische Milch gibt es auch", fügt er noch hinzu. Es wäre auch nicht weit zu ihnen, nur hundert Meter von hier bergabwärts, dann würden wir schon ihre Hütte sehen. Wir versprechen, dass wir morgen früh vorbeikommen werden.

hirten

Bevor sie weitergehen wollen wir noch wissen, wohin sie ihre Schafe treiben. "Die kommen über Nacht in die Koppel." Und warum? "Um sie vor dem Bären zu schützen". Das rumänische Wort dafür ist Ursus. Unsere Tochter, neugierig wie immer, will sofort wissen: "Was haben die gesagt?" Auch wenn ihr rumänischer Wortschatz noch sehr rudimentär ist, Ursus hat sie verstanden. Das bringt uns in Erklärungsnot, denn wenn wir ihr jetzt sagen, dass es hier oben Bären gibt, dann wird es nichts mit einer ruhigen Nacht im Zelt. Zum Glück fällt mir noch rechtzeitig ein, dass es auch ein rumänisches Bier mit dem Namen Ursus gibt und das kennt sie auch - weil es mir schmeckt. Abends nach getaner Arbeit ein Bier zu trinken, klingt ja schließlich recht einleuchtend.

Angst vor dem Bären müssen wir nicht wirklich haben und nach Aussagen der Hirten ist hier oben auch noch nie etwas passiert. Es handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Nachdem wir unsere Steaks vertilgt haben, gönne ich mir noch einen Tuica (Zuika gesprochen), einen vom Schwiegervater selbstgebrannten Pflaumenschnaps. Inzwischen ist es Nacht geworden. Wir sitzen noch eine Weile unter unserem Windabweiser, dem Tarp, und bestaunen den sternenklaren Himmel.

kuehe

Mitten in der Nacht weckt uns "Hundegeheul". Direkt bei unserem Fahrzeug muss sich das Tier aufhalten. Bestimmt ist einer der Hirtenhunde zu Besuch gekommen, sage ich und rufe laut: "Halt die Klappe, wir wollen schlafen." Es funktioniert und wieder herrscht Ruhe am Berg. Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück besuchen wir die Hirten und erzählen ihnen von dem Hundegeheul mitten in der Nacht und fragen, welche ihrer Hunde das wohl gewesen sein könnte. Alexandru schaut uns zuerst etwas verdutzt an, dann formt sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen und sagt: "Nu a fost ciine, a fost un lup." Das war kein Hund, das war ein Wolf.

Bilder von der Käseproduktion und weitere Impressionen:

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Alexandru auf seinem Berghof:

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Guide Rumänien
info

ALLGEMEINE Informationen über Rumänien finden sich unter Wikitravel. Mit einer Landfläche von 238.000 km² hat Rumänien etwa 2/3 der Fläche der Bundesrepublik, aber nur rund 22 Millionen Einwohner.

flug ANREISE Mit dem Flugzeug: Es gibt täglich Verbindungen von Frankfurt und München. Es fliegen u.a. Tarom, Lufthansa, Carpatair. Flugzeit München - Bukarest ca. 2 Stunden. Bahn: Die Internet Seite der deutschen Bahn www.diebahn.de bietet ausführliche Informationen über die Strecke Deutschland – Rumänien. Die Verbindung ist nicht gerade die Schnellste, aber es gibt gute Nachtverbindungen mit Schlafwagen. Auto: Beispiel: Anreise von München bis zur rumänischen Grenze bei Nadlac sind es rund 950 Kilometer. Von Deutschland bis kurz vor Szeged (Ungarn) Autobahn, danach Landstraße bis Nadlac. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt innerhalb von Ortschaften 50 km/h, auf Landstraßen 90 und auf Autobahnen 120 km/h. Für Österreich und Ungarn ist eine Vignette Pflicht. In Rumänien gilt die Null-Promille-Grenze. Das Tankstellennetz ist gut ausgebaut, Kreditkarten (Visa, Mastercard) werden inzwischen an vielen Tankstellen akzeptiert.
bestimmungen REISEDOKUMENTE  Rumänien ist seit dem 1.1.2007 Mitglied der Europäischen Union. Die Einreise nach Rumänien ist für deutsche Staatsangehörige visumfrei möglich. Zur Einreise genügt der Personalausweis, welcher (wie auch alle anderen Einreisedokumente) noch sechs Monate gültig sein sollte.
REISEZEIT Klima: Kontinental (Sommer heiß - bis zu 40° Celsius; Winter kalt; insgesamt trockener als in Deutschland). In den Bergen ist in den höheren Lagen von Oktober bis Juni mit Schnee zurechnen.
gesundheit GESUNDHEIT  Der Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amts empfiehlt einen Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie und Hepatitis A, bei Langzeitaufenthalt über 4 Wochen oder besonderer Exposition auch gegen Hepatitis B. In Teilen des Landes kommt es zu bestimmten Jahreszeiten zur Übertragung der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) durch Zeckenbisse.
geld

GELD  Die Landeswährung ist der Lei. Für 1 Euro gibt es derzeit 4,5376 Leu (Stand 20.01.2014).

literatur KARTEN LITERATUR  Sehr zu empfehlen ist die rewiß- und wasserfeste Karte "rumänien/moldau" im Maßstab 1:600.000 von Reise Know-How, erhältlich z.B. bei Daerr Expeditionsservice, München oder Hugendubel für 8,90 Euro. Zur Orientierung vor Ort zu empfehlen: Die Dimap Wanderkarten im Maßstab 1:50.000 Muntii Parâng


   
   
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