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Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Wanderführer für Touren mit Hund zu schreiben?
Durch eine brenzlige Situation: Ich wurde in einem Steig von einer für den Hund ziemlich gefährlichen Passage überrascht, obwohl ich mich vorher sehr genau in »normalen« Wanderführern über die Schwierigkeit der Tour informiert hatte. Für Menschen war die Stelle auch überhaupt kein Problem. Für Hunde schon. Als wir dann am Ende diese Schlüsselstelle mit pochendem Herzen gepackt hatten, dachte ich: Es sollte wirklich einen speziellen Wanderführer für Hunde geben, damit so etwas nicht passiert.
Was unterscheidet eine Bergtour mit Hund von der mit einem Mensch bzw. was macht die Besonderheiten aus?
Man muss dazu wissen, dass Hunde viele Dinge einfach nicht so nehmen und sehen wie wir. Die meisten haben zum Beispiel kaum ein Gespür für die Gefahren an Steilhängen oder Sprüngen. Manche weigern sich, über Gitterrostbrücken oder Treppen, die offene Stufen haben, zu gehen. An steilen Stellen, wo der Mensch ganz leicht über Stahltritte oder mit Versicherungen weiter kommt, kann eine Tour für den Hund zu Ende sein. Nicht jeder Hund ist leicht oder klein genug, um ihn über solche Stellen tragen zu können. Ich muss also vor der Tour zum einen genau wissen, was mein Hund kann, und zum anderen, welche für meinen Hund diffizilen Stellen mich erwarten könnten.
Inwiefern muss man dabei anders planen?
Wenn man keinen hundespezifischen Wanderführer hat, ist es schwierig zu planen, da bleibt immer ein Restrisiko, dass man bei nicht machbaren Passagen umdrehen muss. Das sollte man schon mal zeitlich bedenken. Zudem muss immer genügend Wasser für den Hund dabei sein, Hunde überhitzen nämlich viel schneller als Menschen.
Wo liegen die Grenzen bei der Bergtour mit dem Hund?
Das kann man gar nicht so pauschal sagen, weil jeder Hund seine eigenen, ganz individuellen Grenzen hat. Für mich ist definitiv da Schluss, wo es in lange, sehr ausgesetzte Kletterpassagen geht oder in schwierige Klettersteige, wobei es auch Hundeführer gibt, die da ihre Vierbeiner mitnehmen.
Wie sind Ihre Erfahrungen: Funktionieren auch Wanderungen in der Gruppe mit Hund(en)?
Ja, das funktioniert gut, wenn es sich um gut sozialisierte Tiere und vernünftige Hundeführer handelt. Man sollte außerdem den Tieren Zeit lassen, sich kennenzulernen - und bei Bedarf auch den Raum, sich aus dem Weg zu gehen.
Welchen Hund haben Sie?
Einen Australien Shepherd Rüden, der bald vier Jahre alt wird.
Welche Hunde sind Ihrer Meinung nach als Begleiter auf einer Bergtour grundsätzlich bzw. nicht geeignet und warum?
Grundsätzlich ist jeder gesunde Hund, der mindestens ein Jahr alt ist und ohne Schmerzen laufen kann, als Begleiter geeignet. Er darf allerdings keine rassespezifischen Probleme haben, die ihn bei sportlichen Leistungen beeinträchtigen, wie Atemprobleme durch zu kurze Schnauzen oder ähnliches. Er sollte vorher schon auch trainiert worden und kein »Couch-Potato« sein. Auch Hunde können Muskelkater bekommen oder sich die Pfoten wund laufen.
Worauf sollten Herrchen und Frauchen achten?
Immer genügend Wasser, ein Erste-Hilfe-Set und eine Ersatzleine dabei haben. Dann würde ich kein Halsband, sondern nur ein Geschirr verwenden, damit sich der Hund nicht strangulieren kann. Man sollte sich vorher genau über die Tour informieren und seinen Ehrgeiz daheim lassen, denn eine Bergtour soll ja den Zwei- und Vierbeinern Spaß machen. Da kann es schon mal sein, dass einem das Gipfelglück verwehrt bleibt, weil der Vierbeiner einen schlechten Tag oder man ihn überfordert hat. Seinen Hund richtig einzuschätzen ist ganz wichtig vor einer Tour. Perfekt ist natürlich, wenn der Hund seinem Besitzer gut gehorcht und bestimmte Befehle wie »hinten, rechts oder links gehen« beherrscht.
Wie reagieren andere Wanderer auf die Hunde?
Ich habe noch keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht, allerdings ist mir auch wichtig, dass mein Hund gut erzogen ist. Wenn wir andere Wanderer treffen, soll er bei Fuß gehen und auch in der Hütte nicht aufdringlich sein. Er darf natürlich kein Wild jagen und seine Hinterlassenschaften muss ich entfernen, wenn sie »unpassend« platziert sind. Wenn das alles funktioniert, bekommt man eigentlich sehr positive Resonanz von anderen Wanderern.
Darf man mit Hunden in den Hütten einkehren?
Einkehren in den meisten Fällen ja, man sollte aber darauf achten, dass sich der Hund benimmt und er auch (so gut es geht) gesäubert ist. Auf der Hütte mit Hund übernachten ist in vielen Hütten verboten oder nur nach Absprache mit dem Hüttenwirt in speziellen Räumen erlaubt. Da würde ich auf alle Fälle vorher anrufen, nachfragen und reservieren.
Ist Bergwandern für den Hund nicht riskant, gerade im Hinblick auf eine mögliche Absturzgefahr?
Ich würde sagen, es ist genauso riskant wie für das Herrchen. Ein falscher Tritt an der falschen Stelle und Hund wie Herr können abstürzen. In dem Zusammenhang sollte man sich an heiklen Stellen auch immer genau überlegen, ob man seinen Hund mit der Leine am Bauchgurt festmacht. Er könnte nämlich seinen Besitzer beim Absturz mitreißen. Hunde an Steilhängen spielen zu lassen ist genauso unverantwortlich, wie zum Wildern neigende Hunde frei laufen zu lassen. Zum einen, weil sie das Wild zu Tode hetzen, aber eben auch weil sie selbst bei der Hatz abstürzen könnten.
Wie sieht es mit den Regeln beim Bergwandern aus, muss der Hund an der Leine gehen?
Es gibt im Nationalpark Berchtesgaden oder in Österreich auf dem Gebiet mancher Gemeinden Leinenzwang. Auf Almen, auf denen Weidevieh gehalten wird, kann auch gefordert werden, Hunde an die Leine zu nehmen. Prinzipiell gehört jeder Hund an die Leine, der seinem Führer nicht gehorcht oder wildert.
Wenn ja, in welchen Bereichen und wie sehr beeinträchtigt die Hundeleine das Wandern?
Eigentlich überhaupt nicht, wenn der Hund nicht an der Leine zieht. Wenn er zieht, kann es nicht nur unangenehm und stressig, sondern eben auch gefährlich werden.
Macht Ihrem Hund das Wandern in den Bergen Spaß?
Und wie. Wenn ich den Rucksack packe, weicht er mir nicht mehr von der Seite, weil er sich so auf die Tour freut und ist ganz aufgeregt. Mittlerweile hat er aber auch gelernt, seine Kräfte einzuteilen; früher hat er sich bei Bergtouren vor lauter Überschwang ziemlich schnell verausgabt.
Nach welchen Gesichtspunkten sind die Hunde-Bergwander-Routen ausgewählt, was waren Ausschlusskriterien und was ist besonders gut geeignet für eine Hundewanderung?
Ich habe versucht, vielfältige Wanderungen auszusuchen, die für die verschiedensten Hundetypen machbar sind. Ausgeschlossen habe ich die Touren, die ich persönlich für zu gefährlich halte, weil zum Beispiel die Absturzgefahr zu groß ist. Gut geeignet sind Wanderungen, die abwechslungsreiche Wege bieten, die also für den Hund nicht langweilig werden, die Schattenplätze für Pausen und am besten auch noch natürliche Wasserläufe bieten. Wenn Hunde bergerfahren sind, dürfen auch schon mal schwierigerer Passagen dabei sein, die den Hund etwas fordern.
Geben Sie in Ihrem Buch »Wandern mit Hund« auch spezielle Ratschläge und Tipps, wenn ja welche?
Es gibt neben den Hundetouren auch Tipps zur speziellen Erziehung eines »Berghundes«, zur Ersten Hilfe, zur Ausrüstung und rechtliche Regelungen wie eben Leinen- oder Maulkorbzwang. Dann habe ich versucht, Touren zu empfehlen, die auch für junge oder alte Hund machbar sind und trotzdem tolle Ausblicke bieten.
Was sind Ihre persönlichen Lieblingsrouten in diesem Wanderbuch und warum?
Es fällt mir schwer, mich da festzulegen. Ich persönlich mag abgelegene Touren, die am Gipfel keine Hütte zur Einkehr haben, weil ich die Berge gerne ruhig genieße. Der Vormauerstein hoch über dem Wolfgangsee zum Beispiel wäre so eine Paradetour für mich.
Wie begann Ihre Hunde- und Wanderleidenschaft?
Ich bin schon immer ein Hunde-Fan, war allerdings mit meinem ersten Hund mehr auf dem Hundeplatz und nicht in den Bergen. Zum einen, weil er von der Rasse her nicht gerade ideal geeignet war und mich zum zweiten die richtige Bergleidenschaft erst vor einigen Jahren gepackt hat. Jetzt habe ich aber einen idealen Begleiter und wir beide können die nächste Bergtour kaum erwarten. |