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Defender au Piste
SARDINIEN – Parco Geominerario Montevecchio
Des tragischen Minenspiels verborgene Schönheit
Kaum ein Mensch zu sehen. Nur verfallene Fabriken, Steinbauten, die sich die Natur wieder einverleibt. Wo noch vor kurzem der Bergbau blühte, steuern drei Landrover Gäste über erzgefärbte Höhenrücken und arsenverfärbte Halden, durch eine mitunter apokalyptische Landschaft – bis Europas höchste Dünen und kristallklares Meer signalisieren: Die Naturkraft der italienischen Mittelmeerinsel ist unbesiegbar.
Bergbau in Montevecchio

Erst wurden Silber, Blei und Zink abgebaut. Dann die Bergarbeiter und schließlich die Maschinen. Jetzt startet Globanz in Montevecchio, einer noch nicht ganz Geisterstadt, um ein Sardinien kennen zu lernen, das zum Highlife der Costa Smeralda, den weißen Stränden des Südens und felsigen Buchten des Nordens, sowie der Jahrtausende alten Nouraghenkultur der Insel den märchenhaft morbiden Kontrapunkt setzt.

Die Landrover warten

Drei Landrover von Lugori warten als funkelnagelneuer Kontrast vor der abgetakelten Firmenzentrale, die heute als spärlich besuchtes Museum dient. Mit der Originaleinrichtung eines Großbürgerhauses aus der vorletzten Jahrhundertwende. Die Wandmalerei blättert stilecht und die Küche gemahnt an durchaus nicht bessere Zeiten.

Küche

Die Herrschaften haben mit Dienerschaft und Verwaltern bis 1933 in den 66 Zimmern gewohnt, erfährt Globanz. Sein ohnehin kaum vorhandener Glaube, die körperliche Nähe von Unternehmern zu ihren Mitarbeitern brächte verbesserte sozialen Kontakt zu den Tausenden Arbeitern, löste sich rasch auf. 12 Stunden habe der Arbeitstag der Mineure gedauert, der Arbeitsweg nochmals bis zu drei Stunden. Und um ganz sicher zu gehen, kamen dazumals französische Eigentümer auf die geniale Idee, die Bergarbeiter mit Coupons statt Geld zu entlohnen. Diese konnten nur im kleinen Laden von Montevecchio eingelöst werden. Die Summe dieser Schweinereien war 1906 Ursache für den ersten Streik Italiens. Am Beginn dieser bis heute lieb gewonnenen italienischen Folklore standen 1906 allerdings zahlreiche Tote, die bis heute unvergessen sind.

Kino

Wir fahren am längst geschlossenen Geschäft vorbei, das sich in einem dem Kino vergleichbaren Zustand befindet.

Warning

Der Tod blieb stets präsent, heute ziert er als Warnung vor abgerissenen Stromkabeln die Masten.

Fördertrurm

Nicht tödlich, aber als nichts desto weniger atemberaubend, erweist sich für Globanz die folgende Fahrt durch die bewaldete Landschaft. Kurve um Kurve geht es bergauf und bergab, dann wieder kurz einen rostroten Bach entlang, bis wieder gewaltige Beispiele von Industriearchitektur zum Fotostopp animieren.



Schlagartig wähnt sich Globanz beim Blick aus dem Fahrzug im Tal der Könige. Irrtum, weiterhin geht's durch Sardiniens Südwesten. Die vermeintlichen Mausolen, sind Grabstätten einer industriellen Kultur. Riesige verfallene Anlagen, in denen das Gestein zerschmettert, ehe daraus Silber ausgewaschen wurde. Sie zeigen heute die Dimension des gar nicht so einstigen Bergbaus.

Unwillig hatte sich Globanz in die Hände des ebenso heimischen, wie deutschen Guides begeben. Lieber nimmt er sein Schicksal selbst in die Hand. Was im Leben nur halb, beim Lenken eines Fahrzeugs aber ganz der Wahrheit entspricht. Jegliche Anmerkung der Multi-Kulti-Reisegesellschaft verstärkt den aufkeimenden Wunsch nach Individualität. Einer wünscht sich angesichts der Kurven alle Augenblicke auf seine "Maschin'", ein anderer würd' sich gerne mit persönlicher Beinkraft nach oben strampeln. Doch weiter geht die immer wieder durch punktgenaue Infos angereicherte Fahrt bis es hinter der nächsten Kurve abermals scheint, als ob Afrika den Weg auf die Mittelmeerinsel gefunden habe.



Die mächtig aufragenden, nur teilweise von Büschen überwachsenen Dünen dienen als untrügliches Zeichen: Was eine Insel ist, lässt früher oder später das Meer den Schlussstrich unters Allradabenteuer ziehen. Piscinas steht für einen endlosen Sandstrand, mit durchaus überschaubarem Parkplatz.

Weil im Parco Geominerario so gut wie keine Dörfer oder Hotels aufzuspüren sind, lässt sich selbst auf einer Insel mit wohlverdientem Stammplatz in deutschen Veranstalterkatalogen erstaunlich menschenarm urlauben. An diesen Traumstrand kommen einige Leihwagenfahrer, Camper oder eben Allradausflügler.



Nur während des hier temporär heftig wehenden Maestrale zeigt sich dieser Küstenabschnitt von seiner unfreundlichen Seite. Wie Europas mächtigste Dünen belegen, geht es bei Piscinas dann ordentlich zur Sache. Dann findet sich die Elite der Surferszene an diesem und wenigen benachbarten Stränden der Westküste ein, um die bis zu sechs Meter hohen Wogen auszukosten. Neidvoll beschließt Globanz, in den Sommermonaten einmal zu den Wellenfreaks zurückzukehren.



Ein Hotel sichtet Globanz immerhin. Mit 27 Zimmern ist "Le Dune" ein in den Sand geducktes, altes Bergwerksgebäude. Pool und Restaurant stehen für Komfort. Die Ruhe "stören" hier nur nautische und aerodynamische Geräusche, sprich Wellen und Wind.



Ab und zu stolpert der Besucher am Strand über Relikte der Vergangenheit. Wie metallene Zeugen führen die Schienen der ehemaligen Verladestation ins Nichts. Einige Loren rosten in aller Bedeutungslosigkeit der Ewigkeit entgegen. Kein Grubenhunt bellt nach ihnen.

In diesen Phasen gewinnt die Tour über feinsandige Pisten durch die Bergbauregion Safaricharakter.



Immer wieder Fotostopps: Globanz und seine fünf Begleiter schälen sich aus der insgesamt doch komfortablen Sardinendose, um die Düfte der mediterranen Macchia einzusaugen .

Einmal kommt eine sportliche Familie auf Mountain-Bikes entgegen, dann ist eine Wanderergruppe auf der alten Abraumhalde zu sichten. Die Gegend lässt sich ergo sportlicher und somit vielleicht noch abenteuerlicher erkunden.



An einer etwas weiter südlich gelegenen Bucht entfaltet schließlich die Verbindung von Natur und Industrieruinen ihren optischen Reiz in geradezu malerischer Gestalt.

1982 wurden die Bergarbeiten in der Region eingestellt, 1991 die Gruben endgültig dicht gemacht. Globanz trifft nur auf wenige Einwohner, die auf die Wiederkehr der Minen, auf einen weiteren "Goldrausch", der neue Maschinen wieder stampfen lässt, hoffen.

Da hofft man eher, dass nach dem Abbau von Silber, Blei und Zink, von Arbeitern und Maschinen, nun der Aufbau des Tourismus gelinge. Spannend genug ist diese Region Guspini allemal. Und wenn aus diesem Verwaltungspalast von Ingurtosu vielleicht einmal ein historisches Hotel entsteht, hält sogar Luxus Einzug in die derzeit noch gottverlassene Gegend.

 
Text und Fotos: Fred Fettner
 


 

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