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Neuseeland  

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Mit dem Fahrrad durch das "Land der weißen Wolke"
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Autor:
     
Bernd Schuster
    
 

BERND SCHUSTER
ist auf vielen Kontinenten zu Hause und lässt andere gerne an seinen Erlebnissen teilhaben. Als Reisebutler  organisiert er auf Wunsch Urlaubsträume rund um den Globus. Für ADVENTURE-magazin.de berichtet er in loser Reihenfolge von seinen Reisen.
Da aller guter Dinge 3 sind, wird er 2014 nochmals mit dem Radl durch Neuseeland, "das Land der weissen Wolke" pedalieren. Wer mitkommen will, ist herzlich willkommen. Kontakt unter:
www.der-reisebutler.de

Bikeabenteuer in Neuseeland
Nur wer schon mal direkt und ohne Stopover nach Neuseeland geflogen ist, kann mitreden, wenn über Langstreckenflüge gesprochen wird. Nehmen Sie einfach einen Flug nach New York und dessen Entfernung und Dauer reichlich mal drei! Sie sind dann, wenn der Kompass richtig genordet war, relativ genau an der von Mitteleuropa am weitesten entfernten Region der Erde angekommen. Hier läuft so ziemlich alles anders herum. Es wird links gefahren, das Wasser versickert in den Gullies gegen den Uhrzeigersinn und wenn bei uns Winter ist, ist hier Sommer.
         
Diashows Neuseeland    
         
Drei Flugstunden nach Sydney und gut 25 nach München erleben wir auf Runway 02 in Auckland den sanften Touchdown unseres "Air New Zealand" Riesen. Aotearoa - Land der weißen Wolke wird Neuseeland in der Sprache der Urbevölkerung, der Maoris, genannt. Die beiden Inseln, die Nord- und die Südinsel unterscheiden sich stark. Der Norden ist subtropisch geprägt, verfügt über 1000 Jahre alte, mächtige Kaurifichten, 20 Meter hohe, fossil wirkende Farnbäume, Traumstrände und tätige Vulkane, wie zum Beispiel den 2300 Meter hohen Ngauruhoe. Der und der höhere Ruapehu legen alle paar Jahrzehnte den Luftverkehr lahm. Erdbeben sind auch keine Seltenheit. Erst neulich lag Christchurch, die größte Stadt der Südinsel, fast in Schutt und Asche. Ganz Neuseeland befindet sich genau auf dem "Ring of Fire" im Spannungsfeld zweier sich überlappender Erdplatten. Es lebt sich hier also durchaus spannend. Trotzdem käme kein Neuseeländer deshalb auf die Idee, auszuwandern. Es ist einfach zu schön hier und die Lebensqualität ist zu groß. Der südliche Archipel ähnelt im Großen und Ganzen klimatisch unseren gemäßigten Breiten mit Schnee in den Bergen im Winter und milden Sommern. Die "New Zealand Alps" erheben sich mit dem Mount Cook bis auf fast 3.800 Meter Höhe. Gewaltige Gletscher wie der Franz Josef oder der Fox-Gletscher erhalten durch riesige Niederschlagsmengen an der Westküste ständig Nachschub. Eiszungen fließen durch Farn- und Eukalyptuswälder bis knapp an die Gestade des Pazifiks.

Wieder einmal bin ich mit Fahrrad und Begleitbus unterwegs. Für mich die optimale Reiseform, um ein Land schnell und intensiv kennenzulernen. In weniger interessantem Gelände steigen wir einfach in den Bus und konzentrieren uns mit den Bikes voll auf die landschaftlichen Höhepunkte.

Im äußersten, subtropischen Norden der Nordinsel führt der "90 Miles Highway" zum Cape Reinga. Von Highway keine Spur, es handelt sich um gut 100 Kilometer geplätteten Sandstrand. Kein Problem bei dem Verkehr von circa drei Autos in der Stunde. Die Bay of Islands birgt Hunderte von Inselchen, paradiesische Strände, spektakuläre Golfplätze und Kuschelplätze für Verliebte.

In der 1,4-Millionenstadt Auckland lebt ein Drittel aller Neuseeländer. Eine moderne Metropole mit allem, was das Herz begehrt. Zudem startet hier jährlich das "Race around the world", das Auckland den Ruf als Seglerhauptstadt der Welt einbrachte. Die Geschichte Neuseelands ist übersichtlich und schnell erzählt. Im Gegensatz zu Australien, das als Strafkolonie startete, gingen erst vor etwa 250 Jahren etliche Zweitgeborene adliger englischer Herrenhäuser finanziell gut ausgestattet nach Neuseeland. Sie gründeten dort im "Empirestyle" ihr eigenes neues Britannien "Down Under". 1642 war schon einmal Abel Tasman vorbeigesegelt. Erst 1769 setzte James Cook von Tahiti kommend seinen Fuß auf die Nordinsel. Die Maoris waren bald nicht mehr Herren der Lage. Sie teilten mit den australischen Aborigines ein ähnliches, trauriges Schicksal. Bis heute zählt Neuseeland zu den Commonwealth Staaten mit der britischen Queen als Oberhaupt.

Mancher wundert sich, wenn er seinen Alkohol ins Restaurant selbst mitbringen muss. Nicht jedes Lokal ist "fully licenced". Dafür wird der mitgebrachte Weißwein aber dort gut gekühlt und freundlich serviert. Wir radeln zügig durch hügeliges, sattgrünes Gelände, auf dem sich munter zahllose Schafe tummeln. Es waren schon einmal mehr, doch mittlerweile züchtet man auch Rotwild für den Fleischexport. Es stinkt nach faulen Eiern. Roturua ist erreicht. Aus Geysiren spritzt kochendes Wasser in die Luft, aus rot und grün-gelben Tümpeln wabern weiße Schwefelwolken. Hinter mir brodelt ein schmutzig braunes Erdloch. Beelzebub scheint hier nahe zu sein. Abends tanzen für uns gut genährte Maoris, schneiden bedrohliche Grimassen, rollen mit den Augen, strecken die Zungen weit heraus und bewegen sich in kriegerischen Rhythmen.

Vor uns blendet in magischem Blau der riesige Lake Taupo. Im Hintergrund zeigen sich die schneebedeckten Vulkane Ruapehu und Ngauruhoe. Ersterer ist fast 2800 Meter hoch. Tags darauf sind wir schon im Tongariro-Nationalpark trekkingmäßig auf Tuchfühlung mit diesen Vulkanen. Gut acht Stunden geht es in einem Gelände, das auf dem Mars sein könnte, zwischen nach Schwefel stinkenden und fantastisch in allen Farben schillernden Seen, den sogenannten Emerald Lakes bis zum Gipfel des Tongariro auf 2000 Meter Seehöhe hinauf. Ich habe mir im Flugzeug einen üblen grippalen Infekt eingefangen. Ich kotze diesen nun im Schwefeldampf und der Höhe so richtig aus. Ich weiß nicht, ob ich leben oder doch gleich lieber sterben will! Ein Guter hält das aus! Das Virus nicht und ich fühle mich tags darauf wieder besser.

Wellington ist die Hauptstadt Neuseelands. Sie ist auch die Hauptstadt des ständigen Nieselregens und böiger Winde. Deshalb ist alles schön grün. Es gibt einen wunderbaren botanischen Garten, den der Gärtner nur selten gießen muß. Das Parlamentsgebäude ähnelt einem Bienenkorb und heißt auch so. In den Straßen dominiert vikorianischer Baustil. In gut drei Stunden bringt uns die Autofähre heftig schwankend über die rauhe, windgepeitschte Cook-Strait durch die "Marlborough Sounds" nach Picton auf die Südinsel. Nach gut 30 gemütlichen Radl-Kilometern lassen wir es uns nicht nehmen, in einem Weingut nahe des verschlafenen Städtchens Nelson einzukehren. Hier keltert eine deutschstämmige Winzerin einen hervorragenden "Sauvignon Blanc". Der frische Weißwein glänzt durch seine leicht blumige Note, welche jedoch nicht aufdringlich wird. Die üppige und einladend dekorierte Brotzeitplatte mit Schinken, Käse und Räucherlachs mundet uns vortrefflich. Nach mehreren Gläschen des edlen Rebensaftes erübrigt sich "alcoholis causa" das Weiterradeln. Für solche Fälle haben wir den Bus dabei!

Gut genächtigt pedalieren wir tags darauf am mächtigen Buller River entlang zu den berühmten Pancake Rocks. Die gewaltigen Wogen des Pazifiks haben den Sandstein unterminiert und durch Löcher, die "Blowholes", zischt weiße Gischt meterhoch nach oben. Die Luft riecht salzig und nach Algen. Leichter Nieselregen legt sich über den immergrünen Farnwald. Es riecht nach Urzeit. Das Erscheinen eines Dinosauriers wäre fast schon normal. Es gibt Gelegenheit zu einem Ausritt. Gerne tauschen wir die Sättel und reiten wie Winnetou und Old Shatterhand auf sportlichen Pferden am brandenden Ozean durch eine sattgrüne und hügelige Buschvegetation. Nach drei Stunden sind die Oberschenkelinnenseiten etwas heiß. Am Gestade wartet schon ein Lagerfeuer aus Schwemmholz. Deftiges Grillgut und süffiger Landwein aus der 3-Liter-Kühlbox sind auch schon da. Herz des sportlichen Epikureers, was willst Du mehr? Die nächsten Tage haben wir es mit der welligen Küstenstraße der Westcoast zu tun. Das bedeutet eine Menge zu radelnder Höhenmeter. Es ist hier nicht umsonst so grün. Eigentlich müßte es, wie sonst fast immer, aus Kübeln gießen. Der "Salzburger Schnürlregen" wäre dagegen nur eine Zone etwas erhöhter Luftfeuchtigkeit. Bei uns strahlt tagelang die Sonne. Wir haben uns das verdient! Neben dem Radeln kraxeln wir auf einige Berge, leihen uns Wildwasserkanus und schwimmen zur Kühlung in klaren und angenehm temperierten Bergseen. Am Fox Gletscher lassen wir uns einen Helikopterflug in die Gipfelregion des mächtigen Mount Cook nicht entgehen. Knapp 4000 Meter tiefer bläut unter gleissend weissen Firnen und tiefgrünem Dschungel der Pazifik in unser Cockpit. Ein Erlebnis, das sich einprägt und nach einer Wiederholung lechzt!

Wir kämpfen uns Pass auf und Pass ab weiter Richtung Süden. Queenstown, die Welthauptstadt des Adrenalins ist erreicht. Queenstown liegt, eingerahmt vom spektakulären Gebirgszug der Remarkables am tiefblauen Wakatipusee. Ein wenig erinnert er mich an den Gardasee. Innerhalb eines Tages hebt und senkt sich sein Wasserspiegel um 50 Zentimeter. Niemand weiß warum.

Es gibt keine Abenteuersportart, die hier nicht ausgeübt wird. Red Bull ist auch schon da! Mir ist heute aber weder nach einem Fallschirmsprung noch nach einer 100 Stundenkilomter schnellen Jetbootfahrt auf dem Shotgun-River und ich werde mich auch nicht mit dem Seil um die Fußknöchel 70 Meter tief mit dem Kopf voraus von der Brücke Richtung Kavaroo-River stürzen. Ich rufe das Motorboottaxi, welches mich zum "Kelvin Heights Golfcourse" bringt, der auf einer großen Halbinsel vor Queenstown im See liegt. Freundliche Damen lassen mich auch ohne Vorreservierung gerne 18 Löcher mitspielen. Ein absolutes Muss ist der Besuch des legendären Milford Sounds im Fjordland Nationalpark. Er zählt zum Weltnaturerbe der UNESCO. Möglichst inklusive einer von zahlreichen Delfinen begleiteten Bootsfahrt am berühmten "Mitre Peak" vorbei . Ich fühle mich in norwegische Fjorde versetzt. Bei Omarama liegt das weltbeste Segelfluggelände. Hier werden dank der ausgezeichneten thermischen Verhältnisse Weitenflugweltrekorde erzielt. Sandsteinformationen der Clay Cliffs erinnern an Kapadokien. Das Ende unserer fast dreiwöchentlichen Radltour naht. Wir pedalieren vor Christchurch durch duftende, wunderbar blau blühende Lavendelfelder.

Es war eine dynamische Traumreise durch ein wunderbares und vielfältiges Land. Auch in Sachen Kochkunst gibt es Wunderbares zu berichten. Die neue "Neuseeländische Küche" unterscheidet sich wohltuend von der britischen Mutterküche. Da hat man sehr ordentlich dazugelernt und braucht Vergleiche mit Italien und Frankreich gourmetmäßig nicht mehr zu scheuen.
 

Karte:
   

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Text: Bernd Schuster. Fotos: Robert Aberger & Bernd Schuster        
         
         
         
         


 

 

 

   
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