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Namibia                                               <<       >>

ALLGEMEINES

Ich fasse aus verschiedenen Gründen den Südafrika- und den ersten Teil des Namibia-Berichts zusammen, selbst wenn das jetzt ein bisschen mehr Zeit in Anspruch nimmt. Ich weiss nicht, welche Internet-Welt mich in Sambia erwartet. Bevor ich auf die Stationen in Afrika eingehe, möchte ich noch mehr oder weniger kurz auf meinen Abschied von Südamerika eingehen. Es war so etwas wie die unbegrenzten Unmöglichkeiten.

Es gibt eine Website Horizonsunlimited die von Motorradlern für Motorradler gestaltet wird, unter anderem können dort Reisende ihre Erfahrungen mit Transfers von Stadt zu Stadt, von Land zu Land bzw. von Kontinent zu Kontinent dokumentieren. Ich hatte von da die Informationen über einen Transfer eines dicken Motorrads von Buenos Aires nach Kapstadt im August 2006, per Luftfracht.

Der Bericht war recht positiv, so dass ich mich mit der genannten Agentur in Buenos Aires in Verbindung gesetzt habe. Es war alles ganz einfach: Reisepass mit allen Seiten, auch den leeren, kopieren, eine Bestätigung, dass die Agentur den Transport durchführen darf sowie einer Kopie der Fahrzeugpapiere und des Carnet des Passages, alles notariell beglaubigt, anfertigen lassen.

Fahrt zum Flughafen, ca. 50 km, um das Motorrad für den gebuchten Transport zu übergeben. Große Überraschung: da sollen ja Gepäcktaschen am Motorrad mitgehen: so geht das leider nicht, dafür brauchen wir wieder Reisepass-Kopien, eine getrennte Erlaubnis für den Versand von "personal belongings" usw., natürlich notariell beglaubigt. Flug verschoben, zurück zur Unterkunft. Es gibt zwei Flüge pro Woche, am Sonntag und am Mittwoch. Die Notare sind nicht an jedem Tag erreichbar.

Geschwollene Halsschlagader, es hat aber geklappt, allerdings mit der Erpressung, dass die Agentur für die notarielle Bestätigung verantwortlich war: die Übergabe des Motorrads musste zwei Tage vor dem Abflug erfolgen. Zweite Fahrt zum Flughafen: Verladung auf einer etwas windschiefen, nicht besonders vertrauenerweckenden Pallette, die Befestigungen eher fragwürdig - aber die hatten ja behauptet, viel Erfahrung mit dem Transport von Motorrädern zu haben. Kann ja sein, aber das Motorrad stand bei der Abholung in Kapstadt kurz vor dem Umfallen, gehalten von einer Seilhülle der Fluggesellschaft.

Die eigentlich unerfreuliche Seite der Angelegenheit: der Transport hat sich durch die "personal belongings" um deutlich über 30% verteuert und um vier Tage verzögert. Die nächste böse Überraschung kam beim Versuch, einzuchecken: ich hatte kein Weiterflug-Ticket aus Südafrika heraus, das verlangt aber die südafrikanische Regierung, Ersatzweise mindestens 2000 US-Dollar in bar. Woher sollte ich die in der verbleibenden Zeit von ca. einer Stunde bekommen?

Einzige Chance: ein Ticket von der Iberia, der Schalter öffnete aber erst zu dem Zeitpunkt, als der Schalter für mein Einchecken schloss. Dank der Hilfe eines hilfsbereiten jungen Manns von den Flughafen Sicherheitsdiensten konnte ich ein Ticket Johannesburg-Madrid kaufen (muss ich nun in Johannesburg wieder zurückgeben, gegen Gebühren selbstverständlich!) und mit großer Verspätung doch noch einchecken, der Schalter war für mich offen gehalten worden. Eigentlich müsste eine Reiseagentur solche Zusammenhänge kennen!

Ich hatte mir wegen der Ticket-Rückgabe in Johannesburg ein Quartier in der Nähe des Flughafens genommen.

Also frohgemute Fahrt dorthin: an einem Gemeinschaftsschalter ist auch Iberia ausgewiesen, aber: "Leider, können wir hier nicht bearbeiten, Sie müssen in die Stadt zu Iberia."

Also Fahrt rein nach Johannesburg, ca. 20 km, irgendwann in einem hermetisch abgeriegelten Gebäude die Iberia-Büros: "Tut uns leid, Sie haben das Ticket ja bei LAN Chile gekauft, Sie müssen dorthin."

Also: Fahrt quer durch die Stadt, auf die Westseite, nach einigem Suchen die LAN-Büros gefunden. "Die Bearbeitung muss in Buenos Aires erfolgen, wir senden Ihre Daten per e-mail dorthin und geben Ihnen per e-mail bis heute Abend bekannt, was Sie noch tun müssen." Nach zwei Tagen war noch keine e-mail da, also nochmal hinfahren. Ergebnis: meine Kreditkarten-Daten übergeben, dorthin soll das Geld erstattet werden. Kann aber 3 Wochen dauern. Ich kann nur hoffen.

Landschaft(en)

Weite Teile Südafrikas und Namibias sind wieder Flachland, also war wieder sehr viel eintönige Geradeausfahrt angesagt. Es handelt sich überwiegend um Steppen und Wüsten, aus denen gelegentlich Hügel und Berge aufragen. Interessant ist dabei, dass man faktisch alle Stationen der Erosion beobachten kann, angefangen von Tafelbergen, entstanden aus Sedimenten, wo eine widerstandsfähige Schicht die schnelle Erosion der darunter liegenden Massen verhindert, bis hin zu Steinhaufen, Überbleibsel früherer Erhebungen, die durch Wind und Wetter im Laufe der Jahrmillionen zerbröselt sind. Bewachsen sind die Landschaften so, wie ich es aus Australien und Südamerika schon geschildert habe: spärlich.

Natürlich gibt's auch Gebirgszüge, die man quert und die Küstenbereiche, wo dann häufig viel Grün vorherrscht und häufige Blicke auf Atlantik bzw. Indischen Ozean möglich sind. Hier macht auch das Fahren viel Spass, weil's oft kurvenreich und hügelig/bergig ist. Die Besiedlung ist recht dünn, die Distanz von Ortschaft zu Ortschaft kann durchaus mal 100 bis 200 km ausmachen.

Wege, Straßen und Verkehr

Die Hauptstraßen sind alle gut geteert, Nebenstraßen allerdings meist Schotterwege, wenn auch meist recht gut befahrbar. Ich bin wieder einmal erstaunt, wie wenig Verkehr vorherrscht, sobald man die Umgebung der großen Städte hinter sich gelassen hat. Da kann es passieren, dass man auf 10 km und mehr keinem anderen Fahrzeug begegnet. Gefahren wird recht flott, außerhalb der Orte sind 120 km
erlaubt und das wird auch genutzt. Selbst die LKW sind meist deutlich schneller unterwegs als ich.

Was sehr positiv auffällt, ist die meist gute Verkehrsdisziplin: an Ampeln, Stopschildern und Fußgänger-Überwegen wird gewartet, der Fußgänger hat Vorfahrt (meist!). Eine Spezialität, die ich vorher noch nirgends gesehen habe: an vielen Einmündungen und Kreuzungen sind auf allen Seiten Stopschilder und entsprechende Linien auf der Straße angebracht, sodass erstmal jeder, der ankommt, anhalten muss. Wer dann fahren darf, ist oft Gentlemans-Agreement oder eben links vor rechts.

Überraschend ist der hohe Anteil an recht neuen Wagen, darunter durchaus teure Schlitten, vor allem BMW und Mercedes, aber auch VW und selbstverständlich japanische und koreanische Marken. Im Gegensatz zu den Landstraßen ist der Verkehr in den Städten oft sehr dicht, in den Rushhours gibt's, wie überall, Stauungen auch auf mehrspurigen Schnellstrassen. Vergleichbar ist das Bild bei den Motorrädern: viele dicke Maschinen mit einem sehr hohen Anteil an BMW-Modellen. Was auch hier nervt, ist die Lautstärke vieler Auspuffanlagen.

Auflockernd vor allem auf den langen Gradeausstrecken ist die Bereitschaft vieler Menschen, den Fremdling zu grüßen, winken, Daumen hoch, Lichthupe, gelegentlich richtig euphorisch. Da ich der langsamere bin, mache ich, soweit möglich, den Weg frei für Fahrzeuge, die von hinten kommen. Die Antwort ist dann oft, als Dankeschön, die Betätigung der Warnblinkanlage. Ich habe hier in Südafrika zwei alte Bekannte wieder getroffen: Radarfallen (auch Handcameras) und Termitenhügel neben der Straße.

Tier und Mensch

In Namibia mache ich wieder die traurige Beobachtung, dass viele, vor allem kleine Tiere totgefahren werden. Nicht so in Südafrika, was aber nur beweist, dass es dort diese vielfältige Tierwelt nicht mehr oder nur in Reservaten gibt. Größere Wildtiere habe ich, außer einigen Straußen und einer Gruppe Springböcke an einem Teich neben der Straße, nicht gesehen, dazu muss man wirklich in die Reservate und Naturparks fahren. Die großen Tiere, auf die hier in Afrika jeder Besucher gespannt ist, werde ich wohl erst im Etosha-Nationalpark sehen. Die kleineren sind recht unterschiedlich: Mäuse, Wiesel ähnliche, Schnabeltiere, Füchse usw., natürlich auch jede Menge Vögel, darunter eine Art, die im Flug ein lauter Gekrächze ausstößt, unseren Krähenrufen ähnlich.

In beiden Ländern findet man Menschen mit Hautschattierungen in allen Stufen zwischen schwarz und weiß. Das soziale Gefälle ist enorm, die Auswirkungen der Apartheit sind noch überall zu sehen, auch wenn sich mittlerweile eine dunkelhäutige Mittel- und Reichenschicht gebildet hat. Ausdruck der sozialen Spannungen ist die hohe Kriminalität, im letzten Jahr gab es weit über 3000 Morde, es vergeht kein Tag, an dem man nicht in den Zeitungen über Mord, Totschlag, Vergewaltigung und Raub und Einbrüche lesen kann.

In den Städten ist man, mit Ausnahme von Johannesburg, tagsüber relativ sicher, in Johannesburg sollte man auch tagsüber keinesfalls alleine rumlaufen. Kameras oder sonstige Wertgegenstände sollte man nie offen tragen, am besten gar nicht dabeihaben. Nach Einbruch der Dunkelheit auf die Straße zu gehen kommt einer Einladung zum Überfall gleich, weswegen die Taxis ihr Hauptgeschäft bei Nacht machen. Siehe meinen Bericht über Kapstadt. Beredter Ausdruck der Sicherheitslage ist die Tatsache, dass man an nahezu jedem Haus den Hinweis findet, welche Sicherheits- und Bewachungsfirma eingeschaltet ist. Dabei fehlt dann kaum einmal der Hinweis "Armed Response", also bewaffnete Reaktion auf Einbruch.

Eine Besonderheit haben die Bedienungen in den Restaurant, Cafes etc. parat: alle paar Minuten kommen sie an den Tisch und fragen "Still everything allright, Sir?" (immer noch alles in Ordnung, mein Herr). Auch etwas Besonderes ist die Tatsache, dass in vielen dieser Etablissements die Pissoirs mit Eis aufgeschüttet werden. Eine Erinnerung an Südamerika: an Sonn- und Feiertagen wirken die Städte wie ausgestorben, kaum Verkehr, nur wenig Menschen in den Straßen. Allerdings, im krassen Gegensatz zu uns, sind hier auch an diesen Tagen viele Geschäfte, vor allem die Lebensmittel-Märkte, geöffnet, allerdings mit der Einschränkung, dass kein Alkohol verkauft wird. Wer will, kann sich heimisch fühlen: es gibt viele SPAR-Läden.

Umwelt

Die Innenstädte sind relativ sauber. Zwar wird auch hier alles mögliche auf die Straßen entsorgt, dafür wird aber auch immer und überall eifrig gekehrt. Dank der dünnen Besiedlung ist das Plastiktütendesaster in der Landschaft nicht besonders groß. In den Außenbezirken und den Slums sieht's natürlich anders aus, da bleibt noch viel zu tun.

Persönliches

Es gibt eine Konstante in meiner Reise: Warten

  • in Kathmandu auf den Ersatzreifen,
  • in Kuala Lumpur auf das Motorrad und die Arbeitsbereitschaft der Zollbehörden,
  • in Ushuaia auf die neü Kreditkarte,
  • in Kapstadt auf das Paket mit dem neue Zelt,

von anderen, kürzeren Wartezeiten abgesehen.

Der besondere Vermerk: entfällt diesmal aus technischen Gründen!


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