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Chile                                                  <<       >>

ALLGEMEINES

Ein neuer Kontinent, andere Kulturen, andere Mentalitäten - ichfreue mich auf neue Erlebnisse.

Ich sollte vielleicht mal einen Hinweis geben: das, was ich berichte, kann natuürlich keinen Anspruch darauf erheben, vollständig oder richtig zu sein. Es sind Momentaufnahmen, so, wie ich die Dinge eben erlebe. Ich kann mir gut vorstellen, dass jemand, der auf andere Art unterwegs ist, andere Eindrücke gewinnt, aber ich bemühe mich, möglichst fair und objektiv zu sein. Wo sich im Verlauf der Reise andere Eindrücke ergeben, auch neue,werde ich diese natürlich eigens ansprechen.

Landschaft(en)

Bisher habe ich nur zweierlei Landschaften hier kennengelernt – einerseits die Stadt-Landschaft von Santiago, und dann nur Wüste. Vom Ausmass der Wüstenlandschaft in diesem Teil der Welt war ich
wirklich überrascht. Von Santiago bis in den Süden Perus nur Wüste, größtenteils der trockensten Wüste der Welt, der Atacama, zuzurechnen. Auf 2500 km Fahrstrecke nichts außer kahlen, teilweise sandgezuckerten Bergen und Höhenzügen, teilweise riesige Sanddünen, Sand allüberall, bis an die Ufer des Pazifik. Täler, Hochtäler, Hochebenen, alles kahl, keine Vegetation. Nach einigen Tagen der immer endlosen Gradeausfahrt sehnt man sich nach Abwechslung.

Es ist schon faszinierend. Über viele hunderte von Kilometern führt die Srecke unmittelbar am Pazifik entlang, der schickt auch Dunst und Nebel zum Land, aber es regnet nicht. Häufig ziehen sich die Berge am Spätnachmittag ihre Nebelmütze über den Kopf und bleiben so verhüllt bis zum nächsten späten Vomittag, manchmal auch den ganzen Tag. Dann ist es unter dieser Hochnebeldecke ausgesprochen kalt. Auf der gesamten Strecke gibt es nur einige größere Ortschaftenund Städte, dazwischen einige wenige kleinere Siedlungen. Alle diese Ansiedlungen bestehen größtenteils aus kleinen Häusern, teils gemauert, teils aus Holz. Vor allem in den kleinen Siedlungen sieht man häufig recht ärmliche Schuppen.

Wege, Straßen und Verkehr

Hier ist wieder alles andersrum: es wird rechts gefahren und die Autos sind linksgelenkt. Es konnte gar nicht ausbleiben, dass ich die ersten Tage mehrfach vor dem Betreten der Straße in die falsche Richtung geschaut habe. Ich werde mich beim Fahren erst mal wieder sehr vorsichtig verhalten müssen, um keinen Unfall zu riskieren. Gefahren wird hier südamerikanisch-temperamentvoll - um das Temperament etwas zu beschränken, gibt es überall, auch in Seitenstraßen, diese Stolperschwellen, die zu einer drastischen Reduzierung der Geschwindigkeit zwingen, wenn einem Fahrwerk und Stossdämpfer wichtig sind.

Zur Fahrweise gehört auch, dass man mit ungebremster Geschwindigkeit auf Rotampeln, Stau-Enden, Bushaltestellen etc. zufährt, um dann im letzten Moment hart auf die Bremse zu treten. Im Bus tut man sogar im Sitzen gut daran, für einen guten Halt zu sorgen. Es gibt ein gut ausgebautes Bus- und Metrosystem in Santiago, man kann also wirklich gut ohne eigenes Fahrzeug durch die Stadt kommen. Natürlich sind auch ausreichend Taxi's unterwegs, die sind aber doch relativ teuer. Alternative dazu sind Sammeltaxi's, die bestimmte Routen befahren und Minibusse, die man vor die Haustüre bestellen kann oder die einen vor dieser absetzen. Die Busse sind überwiegend ältere Semester. Diese verbreiten einen für meine Ohren nahezu unerträglichen Lärm, wenn sie vorbeipreschen.

Die Polizei ist viel auf Motorrädern unterwegs, teils auf den großen, neuen Vierventil-BMWs, teils auf Honda-Enduros, hochbeinig, mit kleineren Motoren. Damit fahren die munter über die Straßen, die Bürgersteige, die Plätze, durch die Parks, meistens zu zweit. Auf der freien Strecke gibt es eine sehr unangenehme Erscheinung: wenn der entgegenkommende LKW eine eher kantige Front hat und zudem noch schnell fährt, bekommt man einen richtigen Schlag ins Gesicht von dem Luftpolster, das er vor sich herschiebt. Der Kopf wird buchstäblich nach hinten geschlagen.

Was ganz besonders ins Auge springt: überall, oft in ganz kurzen Abständen, stehen neben der Straße kleine, manchmal auch etwas größere Altärchen, liebevoll und bunt geschmückt, manchmal sogar mit einem Flaggenwald ringsum. Teilweise beschriftet, einem Heiligen gewidmet. Mir ist nicht klar geworden, ob und wie weit diese Altärchen unserem bayerischen Marterl entsprechen, also an Verkehrsopfer erinnern. Aber sie sind wenigstens eine Abwechslung im sonstigen Einerlei.

Tier und Mensch

Hier gibt's wieder Hunde auf der Straße. Ich kann nicht erkennen, ob sie herrenlos sind oder eben nur auf die Straße dürfen. Sie sind erkennbar gut ernährt, man sieht den einen oder anderen auch an einem Knochen nagend. Die Kehrseite der Medaille: aufmerksam über den Bürgersteig gehen, Hundekot gibt's überall.

Auf der Fahrt habe ich erfreulicherweise nur zwei überfahrene Tiere gesehen, ob Alpacas oder Rinder konnte ich nicht erkennen. An einem der Kadaver hat sich ein Wüstenfuchs gütlich getan, der schnell Reißaus genommen hatte bei meiner Annährung. Was zu meiner Erheiterung beiträgt: auch hier hört man gelegentlich das Röchel-Schreien von Eseln, manchmal richtig zum Erbarmen.

Es gibt sehr viele kleinwüchsige Menschen hier, viele könnten mir locker unter den ausgestreckten Armen durchlaufen, noch mehr reichen mir grade mal bis zur Schulter. Menschen, die auf mich herabschauen können, gibt's nur wenige. Was auch auffällt: man sieht kaum Dicke, ein krasser Gegensatz zu Australien. Natürlich ist der/die eine oder andere ein bisschen füllig, auch der eine oder andere ausladende Hintern ist zu sehen, aber die unförmigen Figuren sind wirklich selten. Der Großteil der Menschen geht lässig gekleidet über die Straßen, aber auffallend viele sind wirklich elegant gekleidet. Bei den Männern ist der klassische Mantel in hohem Ansehen, im Zweifelsfall trägt man ihn lässig über die Schultern geworden.

Zum Thema Armut: zunächst hat man den Eindruck, es wären alle recht gut dran, bis man dann im Zentrum den einen oder anderen Obdachlosen entdeckt, gelegentlich angebettelt wird oder aber neben den Marktständen in den Außenvierteln sieht, wie Menschen im Stil des Second-Hand-Handels irgendwelche Habseligkeiten anbieten. Dazu kommen dann andere, die in den Bus einsteigen und irgendetwas (Süßigkeiten, Getränke etc.) anbieten und gleich oder an der nächsten Station wieder aussteigen. Wieder andere treten im Bus als Vortragskünstler auf, deklamieren Verse, spielen ein Musikinstrument etc.. Zwar sind alle recht ordentlich gekleidet, es gibt aber doch einen Anteil an der Bevölkerung, der auf irgendeine Art für Einkommen sorgen muss. Zu diesem Bereich gehören sicherlich auch die Straßenkünstler, Pantomimen, Spassmacher, die auf den Plätzen der Stadt auftreten, Jongleure, die an Rotampeln ihre Künste zeigen. Wie in jeder Großstadt findet man natürlich außerhalb des Zentrums Ecken, in denen keine gut gepflegten Häuser stehen, allerdings habe ich, trotzdem ich viel unterwegs war, keine Elendsviertel gesehen.

Umwelt

Die Großstadt Santiago wird gut sauber gehalten, zwar wird alles auf die Straße geworfen, aber überall sind Menschen mit Besen und Schaufel unterwegs und räumen den Dreck weg. Anders das Bild unterwegs. Natürlich wieder all der Plastik- und sonstige Müll neben der Straße. Heftiger Wind treibt den Dreck dann in die Landschaft. Teilweise git es natürlich die mahnenden Tafeln, das Land sauber zu halten. Erfolg - siehe oben.

Persönliches

Santiago
Ich habe es besonders genossen, hier wieder mal deutsche Zeitungen zu kaufen, wenn auch meist 3 - 5 Tage alt, einmal auch den Spiegel, 10 Tage alt. Dafür muss ich hier auf eine einheimische, englisch-sprachige Zeitung verzichten. Ich versuche zwar, mir möglichst schnell einige Spanisch-Kenntnisse anzueignen, zur Lekture eine spanischsprachigen Zeitung reicht's aber wohl für einige Zeit nicht. Ein eigenes emotionales Erlebnis war, dass ich auf einem Berg hier mitten in der Stadt, ein beliebtes Ausflugsziel, einen Mann mit einem Neufundländer gesehen habe. Das Tier hat mich doch sehr an unsere Selma erinnert, ich war erst mal ganz schön sentimental. Man kann also nicht nur die Partnerin, sondern auch einen Hund vermissen.


REISE - ETAPPEN

Die letzten Tage in Sydney

Ich wollte unbedingt meinen zweiten Australien-Bericht noch von Sydney aus absenden, deshalb muss ich hier noch den Abschluss des Australien-Aufenthalts schildern.

Es war eigentlich alles vorbereitet: die (von BMW kostenlos überlassene Transportkiste stand beim Frachtagenten, der Termin mit dem Zoll war fixiert, mein Flug gebucht, der Flug fürs Motorrad festgelegt, es sah alles nach einem ruhigen, runden Abschluss aus - wie in dem Film 'Der Clou' kam's zu einem Rhythmus-Wechsel. Es wurde richtig hektisch. Warum auch immer: ich konnte mit meiner Visa-Karte (wieder einmal) keinGeld abheben, der Maximal-Betrag, den man mit der normalen Bankcard abheben kann, ist bekanntlich begrenzt, plötzlich stellte sich heraus, dass eine solche Beschränkung auch für Visa gilt, nur ist der Betrag hier noch geringer als bei der Bankcard. Ich konnte meine Frachtkosten fürs Motorrad nicht bezahlen. Erschwerend kam dazu, dass sich die Frachtkosten in den letzten zwei Jahren mehr als verdreifacht, seit dem letzten Jahr um über 50% erhüht haben. Bedeutete: noch mehr Geld in kürzerer Zeit abheben.

Folge: ich musste die Reiseplanung ändern, gegen hohe Gebühren meinen gebuchten Flug verschieben, letztendlich habe ich, sozusagen in letzter Minute, am Abend vor meinem neuen Abflugtermin den Rest der Frachtrechnung beglichen. Mein Nervenkostüm war zerschlissen, ich konnte keine richtige Vorfreude empfinden, war nur heilfroh, als ich endlich in der Maschine saß.

Santiago de Chile

Es war ein langer, strapazierender Flug, 16 Stunden Sydney - Santiago., mit Zwischenstop in Oackland, Neuseeland. Dabei wird die Datumsgrenze überschritten: ich bin am 25.8. um ca. 11.30 Uhr in Sydney abgeflogen, war 16 Stunden unterwegs und bin am 25.8. um ca. 12.30 Uhr hier gelandet. In Sydney habe ich für den Campingplatz umgerechnet 18 Euro pro Nacht bezahlt, hier kostet das einfache, kleine Gästehaus, Familienbetrieb, liebe, nette Leute, sehr hilfsbereit, ordentliches, großes Zimmer mit kleinem Bad, incl. Frühstück (Nescafe, Semmeln, Butter, Marmelade) etwas mehr als 11 Euro. Ich wohne nahe am Zentrum, kann alles zu Fuß erreichen, die Küche steht mir offen und ich habe das Frühstücks-/
Speisezimmer zur Verfügung.

Sehr schnell ist klar geworden, dass ich Spanisch lernen muss, es wird nur sehr wenig englisch gesprochen. Ich gehe den bewährten Weg, lerne die wichtigsten Regeln und Redewendungen aus dem Langenscheidt-Sprachführer und nutze daneben das Langenscheidt-Universal-Wörterbuch und den Hexaglott-Übersetzer. Ich mache Fortschritte, aber es ist natürlich eher unmöglich, innerhalb weniger Tage einen ausreichenden Wortschatz aufzubauen, zudem sich manche Worte weigern, sich in meinem Gedächtnis einzunisten, bei anderen geht's schnell. Meine (spärlichen) Italienisch-Kenntnisse kommen mir zugute.

Großartig war der Anflug auf die Stadt: plötzlich ragten Berggipfel aus den Wolken auf, schneebedeckt. Im Anflug auf den Flughafen war der Blick frei auf die Andenkette. Später, in der Stadt, ist es ein tolles Erlebnis, aus der Stadt auf den zweithöchsten Gebirgszug der Erde zu blicken. Die Stadt liegt, wie so viele andere Städte, die ich gesehen habe auch, in einem Talkessel, ist ringsum von mehr oder weniger hohen Bergen umgeben. Der Anblick ist nicht ganz so kolossal wie in Kathmandu, aber immer noch beeindruckend genug.

Die Ankunft war ein wenig nervend: kaum ist man durch die Behördenschranken durch, erwarten einen am Ausgang die Aasgeier des Transportgewerbes, lästig, laut und anhänglich wie die Kletten. Selbst dann, wenn man unmissverständlich klar macht, dass man mit dem Bus in die Stadt fahren will, geben sie noch keine Ruhe. Sie würden einen am Liebsten am Einsteigen in den Bus hindern. Ich habe mich auch umentschlossen - nicht mit dem normalen Shuttlebus zu fahren, sondern mit einem Sammel-Kleinbus. Hat den Vorteil, dass er sehr viel billiger ist als die Taxis, etwas teurer als der Shuttlebus, aber man wird vor die Haustür des ausgewählten Quartiers gebracht.

Der Tag nach der Anreise begann mit einer Überraschung: ich hatte, wegen des Jetlag, nur wenig und schlecht geschlafen, bin aber dann gegen morgen doch eingeschlafen - und erst um 13.15, nach tiefem, wohltuendem Schlaf, wieder aufgewacht. Diese Schlafstörungen haben mehrere Nächte lang angehalten, ich habe mir angewöhnt, dann das Licht anzuschalten und 1 - 2 Stunden spanisch zu lernen. Klappt gut, ich stehe dann trotzdem um etwa 7.30 - 8.00 auf. Die ersten Tage, ich musste ja auf mein Motorrad warten, hatte ich mein Kulturprogramm.

Erste Station war das Museum der schönen Künste, untergebracht in einem schönen alten Palast. Besonders beeindruckt war ich von zwei Skulpturen: 'Horaz' und 'Die Misere', außerdem von zwei Sonder-Ausstellungen. Einerseits Gemälde von Pablo Dominguez, der im Prinzip nach der Natur malt, dabei aber die Farbe nutzt, um ausgesprochen expressive Bilder zu gestalten, andererseits Bilder und Grafiken von Herve Fischer (Französisch-Kanadier), der mit grafischen Mitteln das moderne Leben, insbesondere die Finanzwelt, darstellt. Bei dem anschließenden längeren Spaziergang bin ich, unabsichtlich, im sog. Bohemien-, eigentlich das Studenten-Viertel, gelandet. Wie Schwabing, man sitzt auf den Bürgersteigen, genießt Bier oder Wein, kann etwas essen, Straßenmusikanten.

Hier bezahlt man, wie von zuhause gewöhnt, nicht bei der Bestellung, sondern entweder bei der Lieferung (wie im Wirtsgarten), oder eben auf Rechnung. Ich empfinde das als angenehmer.

Es folgten noch das 'Museo Chileno de Arte Praecolombino' und das 'Museo Historico Nacional'. Das erstere beeindruckt mit einer hervoragenden Darstellung von über 4.500 Jahren Entwicklung zwischen Mittelamerika und Feuerland. Es ist beeindruckend, welche kulturellen Leistungen hier unabhängig von Europa, Asien und Afrika entstanden sind. (Die ersten Mumifzierungen haben hier 2000 Jahre vor dem Beginn der ägyptischen stattgefunden.) Das zweite hat mich auch beeindruckt, aber extrem negativ: ich kann diese Verherrlichung der Eroberungen dieser Kontinente durch die Europäer einfach nicht mehr ertragen. Diese Typen werden in ihren schönsten Uniformen und Anzügen dargestellt, man muss aber gar nicht sehr genau hinsehen, um mitzukriegen, mit welcher unglaublichen Grausamkeit und Brutalität die Einheimischen unterjocht, umgebracht, versklavt wurden!

Nach drei Tagen in der Stadt erreichte mich die Nachricht: das Motorrad ist da. Also am nächsten Morgen zeitig raus zum Flughafen (mit dem Bus), bis gegen mittag Fußmärsche von einem Zoll-Büro zum nächsten und wieder zurück, bis endlich die Freigabe gestempelt war. Dann aber die böse Überraschung: ich hatte den Motorrad-Schlüssel im Hotel vergessen. Zurück, marsch, marsch. Am darauffolgenden Morgen wieder raus, Motorrad auspacken, wieder zusammensetzen, Gepäck drauf, zurück zum Hotel. Bis zur Weiterreise konnte ich es in einem hoch abgeschlossenen Nachbarhof abstellen.

Auch Santiago besteht aus einer eher kleinen Innenstadt, wenn auch weitläufiger als in den australischen Städten, vor allem gibt es hier sehr viel mehr Hochhäuser, wenn auch nicht gerade im Wolkenkratzer-Format. Es gibt wunderschöne alte Häuser dazwischen, in den Außenbezirken natürlich auch die eher abgewrackten Gebäude, insgesamt macht die Stadt auf mich aber einen angenehmen Eindruck. Zentrum ist die 'Plaza de Armas', Platz der Wappen, um die herum ein sehr weitläufiger Fussgänger-Bereich angelegt ist, der ständig von viel Volk belebt ist. Nicht weit davon ist ein kleiner Berg, buchstäblich mitten in der Stadt, auf dem das 'Castillo Hidalgo' steht, mit dem umgebenden Park ein Eldorado für Liebespaare. Es gibt viele versteckte Ecken und Nischen, außerdem jede Menge von Parkbänken.

Auf der Plaza und in den umliegenden Gassen der Fußgängerzone pulsiert das Leben: Gaukler, Pantomimen, Volksbelustiger, Straßenmusiker, kleine Tanzgruppen, halt so richtig Südamerikanisch. Es macht viel Spass, hier spazierenzugehen. Natürlich kann man auch an einigen Stellen (weniger, als man vermuten wüde) draußensitzen, wenn's nicht gar zu kalt ist.

Zunaechst hatte ich meinen Tagesetat unterschritten, nachdem ich mittlerweile beim Zahnarzt war und meine Kamera einer Reparatur bedarf (die Belichtungs-Messeinheit ist kaputt), komm ich doch wieder über den Etat raus. Aber ich hoffe, das auf den nächsten Etappen wieder ausgleichen zu können. Chile ist für südamerikanische Verhältnisse ein teures Pflaster, andere Länder, wie z.B. Argentinien, sind deutlich günstiger.

Der Kamera-Reparatur habe ich es zu verdanken, dass ich noch einige ruhige Tage in Santiago hatte und dadurch die Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen. Ich habe noch das 'Museo de la Solidaridat de Salavdor Allende' und das 'La Cahscona, Museo Pablo Neruda' besucht. Im Allende-Solidaritäts-Museum sind, klein, aber fein, eine Reihe von Geschenken weltbekannter Künstler (u.a. Picasso, Miro, Vasarely, Utriainen usw.) zu sehen, im Neruda-Museum besichtigt man sein Liebesnest, das er für eine mehrjährige Geliebte gebaut hat (seine Frau wusste, natürlich, nichts davon...), die er dann später geheiratet hat. Außerdem war ich nochmal im Museum der schönen Künste, aber leider, die Pablo Dominguez-Ausstellung war schon beendet! Schade!

Nachdem sich die Kamera-Reparatur als erfolgreich erwiesen hat, kann ich meine Tour nach Norden, Richtung Peru und Machu Picchu, beginnen.

Santiago nach La Serena

Die letzten Tage in Santiago waren ruhige, beschauliche Tage, ich bin in Santiago rumgelaufen, habe noch etwas fotografiert, gefaulenzt. Heute nun hieß es früh raus, packen, Motorrad holen - und da kam auch schon die erste, wenn auch unerfreuliche Überraschung des Tages: die Nachbarn, bei denen mein Motorrad untergestellt war, verlangten pötzlich 1000 CH-Dollar pro Nacht, ganz schön unverschämt.

Die Fahrt nach Norden ging über die Panamericana, auf den ersten knapp 500 km auf einer Art Autobahn, mautpflichtig. Es war ein kalter, anfangs regnerischer Reisetag, nach ca. 160 km war die Pazifikküste erreicht. Links der Pazifik, rechts Hügel- und Bergland. Mittags musste ich mein langes Unterhemd anziehen, ich hab', buchstäblich, vor Kälte geschlottert. Das war auf der ganzen Reise bisher nicht da (allerdings hatte ich mich in Australien schon vor dem Start entsprechend eingemummt). Es hat dann auch gleich nach dieser Aktion die Wolken aufgerissen und es wurde wärmer.

Die Fahrt ging sehr zügig voran, es herrscht kaum Verkehr, man kommt gut vorwärts. Nach ca. 100 km beginnt die Vegetation spärlicher zu werden, es ist dann nur noch eine Frage weniger hundert Kilometern und man ist in der Wüste unterwegs. Es hätte des Hinweises, dass man sich in der Region Atacama befindet, nicht bedurft. Die karge Landschaft lässt kaum Landwirtschaft zu, man sieht erst noch einige Schafe, Ziegen oder Rinder, aber das hört auch auf. Die Bachläufe führen kein Wasser mehr, wenn überhaupt noch Vegetation da ist, dann sind es spärliche Gräser, niedrige Büsche, gelegentlich mal ein Bäumchen. Ich war so mit beobachten beschäftigt, dass trotz fast 500 km Fahrt auf meist grader Strecke keine Müdigkeit aufkam. Lockeres Fahren. Übernachtung in einem kleinen, aber soliden Hostal.

La Serena nach Vallendar/Alto del Carmen

Bald nach La Serena ist man wirklich voll in der Atacama-Wüste, nur noch kahle Berge, leere Täler oder Hochtäler, gelegentlich weite, endlos scheinende Hochebenen. Und alles ohne jegliche Vegatgation, nur Fels und Sand. Mich hat die Landschaft ein wenig an den Sinai erinnert, nur um ein Vielfaches größer, weiter, höher, und trockener. Ca. 130 km nach La Serena rechts auf einem Berg ein Observatorium: das könnte... das müsste... - es ist ESO/La Silla, das European Southern Observatory. Nichts wie hin, ein Hinweisschild an der Abzweigung versprach die Besuchsmöglichkeit am Samstag.

Leider hatten wir Freitag! Der Wachmann meinte, ich sollte halt am nächsten Tag gegen 13.00 Uhr da sein, dann gäb's eine Führung. Die Entscheidung war schnell gefallen: Weiterfahrt nach Vallendar, ca. 60 km, dazwischen gibt's buchstäblich nichts, Übernachtung auf einem netten kleinen Campingplatz 17 km ausserhalb, am nächsten Tag wieder zurück zum Observatorium. Denkste! Ich war nicht angemeldet, andere Besucher auch nicht, also war kein Guide da, um die Führung zu machen. Langes Gesicht, Verhandlungsmöglichkeit: keine, also wieder zurück nach Vallendar, zweite Nacht.

Vallendar nach Taltal/Paposo

Im chilenischen Campingführer (ja, den gibt's!) ist zwischen Tal Tal und Paposo ein kostenfreier Campingplatz ausgewiesen, der aber nicht zu finden war. Also, wieder einmal, Zelten in freier Natur, gut geschützt, nicht einsehbar. Gleich neben dem Zelt das Wellenrauschen des Pazifik. Was auf diesem Reisetag massiv eingesetzt hat, war dunstige, neblige Luft, schlechte Sicht, die Berge verhüllen sich teilweise, es fällt kein Regen, aber es ist richtig kalt. Nächster Schritt der Verhüllung: Gore-Regenjacke als weiteren Windschutz raus.

Durch den Dunst ergibt sich ein seltsames Licht, schwer zu beschreiben, weil der gelbe Sand und die schräg einfallende Sonne das Ihre dazu beitragen. Irgendwann sieht man Berge, auch hohe, die voll mit Sand übergossen sind. Es müssen gewaltige Sandstürme sein, die das bewerkstelligen. Später wurde dann klar, dass der Sand wohl aus dem Inneren der Atacama hergetragen wird: an einem schmalen, felsigen Küstenstreifen waren die Berghänge weit hinauf mit viel Sand belegt, der konnte also nur von der Landseite gekommen sein.

Auf diesem Abschnitt sieht man dann abseits die eine oder andere Hütte, Schuppen ist wohl richtiger, auf der freien, vegetationslosen Ebene, erkennbar bewohnt - die Ärmsten der Armen. Waren am Anfang der Wüste nach Osten hin noch Schneegipfel der Kordilleren zu sehen, so ist das jetzt vorbei, selbst wenn die Straße mal über einen Höhenzug oder ins Landesinnere führt, ist wegen des Dunstes nichts mehr zu sehen.

Tal Tal/Paposo nach Tocopilla

Von der nebligen Küste ging's in die Berge, das Problem war: für Paposo war eine Tankstelle angekündigt, die es aber nicht gibt. Auf Empfehlung eines LKW-Fahrers bin ich nicht zurück nach Tal Tal, sondern weitergefahren, in die Berge Richtung Paranal. Durch eine Baustelle bin ich am Abzweig nach Paranal, einem kleinen Nest im Hochtal, vorbeigefahren, schon auf Reserve. Irgendwann wurde mir mein Fehler bewusst, anhalten, nachdenken, umdrehen. Ich war an einem Abzweig vorbeigekommen, der auf den Berg zum zweiten ESO (European Southern Observatories), dem Observatorium auf dem Paranal, führt. Da bin ich rauf in meiner Not, habe mein Problem geschildert - und 10 Liter Sprit bekommen, natürlich gegen Bezahlung. Leider war auch hier keine Besichtigung möglich, die gibt's nur an den jeweils letzten zwei Wochenenden jeden Monats. Als Dreingabe durfte ich dort in dem Hochtal eine völlig verhaute Sand-/Schotterpiste genießen, fahrerisch zum Teil richtig anstrengend, und das über locker 60 - 80 km.

Die Landschaft: immer gleich. Nur auf einem Teilstück, an der Küste entlang, lagen Steinhaufen, manche richtig groß, verstreut oder eng beieinander, so, als hätten Riesen hier im Spiel mit Felsen um sich geworfen und sie dabei zertrümmert. Die Eintönigkeit der Landschaft schlägt einem aufs Gemüt. Irgendwann passiert man den berühmten Atacama-Friedhof, der immer weiter verfällt, auf dem aber einige Gräber doch noch gepflegt werden. Ansonsten: ein Gewirr von verfallenden Holzkreuzen. Vor Antofagasta werde ich dann an einer Kontrollstelle angehalten, persönliche und Fahrzeug-Dokumente, ein schnöseliger junger Beamter. Reine Schikane. Ich zeige recht deutlich, dass ich sauer bin, das ändert aber auch nichts!

Unterwegs sehe ich auch die Beweise, dass das Salpeter-Urmaterial eine nachwachsende Materie ist: die vom Vogelkot weißen Felsen am und im Meer geben eine nette Abwechslung ab. Abends am Zelt, wieder ein freier Platz, hatte ich dann Besuch von einer grauen Möwe, deren Markenzeichen ein Schreien war, das am ehesten mit dem kläglichen Miauen einer Katze verglichen werden kann.

Tocopilla nach Iquique

Ich hatte eine schlechte, unruhige Nacht, morgens Kopfschmerzen, deshalb auch eine leicht verspätete Abfahrt, die geplante überlange Etappe nach Arica musste deshalb ausfallen. Nach ca. 100 km gemächlicher Fahrt eine große Straßensperre: Polizei und Zoll kontrollieren jedes Fahrzeug, vor allem Busse und LKW. Buspassagiere müssen wie am Flughafen ihr Gepäck vorführen. Bei mir geht's locker und großzügig zu, ich habe nur wenige Minuten aufenthalt.

Auf hunderte von Kilometern fallen mir auf dem Meer in Küstennaehe cremefarbene bis gelbe Schaumteppiche auf, deren Herkunft ich mir nicht erklären kann. Diese Abwechslung und hin und wieder der Blick auf Tagebau-Stellen und Untertage-Minen sind eine kleine Abwechslung, aber ich habe trotzdem diese endlose Einöde satt.

Die ganzen Tage hatte ich intensiv Ausschau gehalten nach Schiffen auf dem großen Pazifik: nichts zu sehen. Die Sicht war natürlich auch nicht toll. Aber dann doch: an einigen kleinen Häfen waren Schüttgut-Frachter zu sehen, die auf ihre Abfertigung warteten.

Iquique zur Peru-Grenze

Zur Feier des Tages ging es von der Küste erstmal ca. 50 km ins Landesinnere, um dann wieder über hunderte von Kilometern über eine absolute leere, endlos scheinende Hochebene zu führen, zweimal, im zweiten Abschnitt, unterbrochen von Abfahrten in tief eingeschnittene Täler mit dem unvermeidlichen, daran anschließenden Wiederaufstieg in die Hochebene. Auf einem Abschnitt von ca. 20 km, um mich Lügen zu strafen, war etwas spärliche Vegetation, Grasbüschel, niedrige Büsche, sogar einige Bäumchen. Das war's aber auch.

Ich konnte mir diese Ausdehnung der Wüste - und ich habe ja nur die Nord-/Südausdehnung erlebt - nicht vorstellen! Auch mit dem südlichen Peru ist keine Änderung zu erkennen. Streckenweise hatte ich wieder heftigen Gegenwind, bei einer der eher steilen Abfahren ins Tal musste ich trotz des starken Gefälles Gas geben, um nicht stehenzubleiben. Entgegen der Planung am Morgen habe ich, weil gut in der Zeit, nicht in Arica, der letzten Stadt in Chile, Halt gemacht, sondern bin weitergefahren zur Grenze, um in Tacna zu übernachten.

Aber darüber, liebe Leser, weiteres im nächsten Bericht. Für diesmal wieder: herzlichen Dank für euer Interesse und herzliche Grüße.



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