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Ceylon/Sri Lanka                                <<       >>

Nun also Ceylon/Sri Lanka! Eigentlich wollte ich die Insel ja mit dem Motorrad bereisen, aber, leider, es gibt keine Fähre von Indien hierher. Die Kosten des Motorrad-Transports und des dann folgenden Weitertransports nach Malaysia oder Thailand wären jenseits der Grenze des Machbaren gewesen! Also habe ich mich entschieden, wenigstens einen kurzen, mit An- und Abreise viertägigen Zwischenstop bei meinem Flug nach Kuala Lumpur/Malaysia einzulegen.

Ich musste um 7.30 Uhr am Flughafen von Madras sein (Abflug 10.30), demzufolge um 5.45 aufstehen. Erstmals seit langer Zeit hätte ich verschlafen (ich bin ohne Wecker unterwegs), wenn mich nicht die Weckmaschine des Hotels rechtzeitig rausgeworfen hätte. Man gewöhnt sich halt zu schnell an das faule Leben. Interessant die Szenerie am Flughafen: es ist Haj-Zeit. Hunderte von muslimischen Pilgern beiderlei Geschlechts in der üblichen Haj-Uniform, die Frauen keusch Kopf verhüllt, einige vollverschleiert, die Männer locker in weiße Tücher gehüllt, häufig Bauch oder Rücken frei (ob mit Unterwäsche, konnte ich nicht feststellen). Anstehen zum Einsteigen in zwei getrennten Schlangen, auch Familien.

Mit Betreten des Flugzeugs hatte ich Indien verlassen, ohne Bedauern. Die indische Peninsula lag unter dichten Wolken, später konnte man aber die Küste ganz gut erkennen, Flussmündungen, große Flächen überschwemmt. Die Wolken warfen Schatten auf das Wasser, die Inseln täuschend ähnlich sahen. Beim Anflug auf Colombo Sicht auf weitläufige Kokospalmen-, später auch Bananen-Plantagen. Perfekte Landung, europäisch-flotte Abfertigung. Nach dem Auschecken fiel ich auf einen Typen herein, der mich so penetrant beharkte, dass ich mich darauf einließ, dass er mir die Taxifahrt zum Hotel in Kandy organisierte. Natürlich hat er mich über's Ohr gehauen, aber ich konnte es ihm später gut wieder heimzahlen.

Auf der Fahrt nach Kandy, schon im Hügelland, besuchte ich einen 'Spice-Garden', von denen es viele gibt: in einer Art Urwald-Farmen werden vielerlei Gewürze angebaut/geerntet, die dann zu den verschiedensten Medikamenten, Ölen usw. verarbeitet werden. Reine Naturmedizin. Um meine Kaufreize zu stimulieren, wurde ich von einem Mitarbeiter gesalbt, eingeschmiert, massiert, nach allen Regeln der Kunst verwöhnt. Ich hab' mir etwas für meine Fingergelenke gekauft.

Am Straßenstand viele Verkaufsstände, vor allem mit Obst: Kokosnuss, Papaya, Maiskolben, Ananas, ein buntes Bild. Die Landschaft ging unmerklich in welliges Gelände, bald in Hügel und dann in Mittelgebirge über. Damit gleich die fälligen Anmerkungen zum Verkehr: es gibt 'kleine' Veränderungen zu Indien zu vermerken! Man bleibt in seiner Spur, auch am Bahnübergang, auch in der Kurve, in der auch nicht überholt wird (meist!). An der Rot-Ampel, aber auch am Zebrastreifen (!) wird angehalten. Gehupt wird dann, wenn es nötig ist. Auf Fußgänger wird Rücksicht genommen. Und die Polizei kontrolliert mit Radarpistolen die Geschwindigkeit - mein Tucktuck-Fahrer später zum botanischen Garten musste wegen Überschreitung satte tausend Rupien loehnen, meine Fahrt war 750 Rupien wert.

Kandy liegt im Landesinneren, schon im zentralen Hochland, aber noch nicht im eigentlichen Gebirge. Es ist eine schön gelegene Stadt, aber schon stark touristisch angehaucht, unter anderem deshalb, weil dort eines der grossen Heiligtuemer des Buddhismus liegt: ein Zahn Buddhas wird hier als Reliquie aufbewahrt. Ich hatte zwei Tage Zeit, mir die Stadt und die Umgebung anzuschauen. Bei der Ankunft war natürlich das Hotel bereits voll, die Ausweichlösung war aber eher besser, und näher am Zentrum – und das Ganze nicht zu meinem Schaden.

Wie schon oft war ich überwiegend zu Fuß unterwegs, sehr weitläufig ist Kandy auch nicht, hügelig halt. Die Stadt selbst ist nicht besonders aufregend, hat aber aufregend interessante Sehenswürdigkeiten. Bevor ich mich den wichtigeren zuwandte, habe ich mich der kolonialen Vergangenheit gewidmet: ein Besuch im ‚British Garrison Cemetary’ , also dem britischen Garnisonsfriedhof, in dem mir vor allem die für die damalige Zeit (vor allem 19. Jahrhundert) typischen Grabinschriften aufgefallen sind.

Dazu gehörte dann auch die Besichtigung der St. Pauls Church, anglikanische Kirche im typischen englischen Kolonialstil. (Hier vielleicht gleich die Anmerkung: es gibt ein, offensichtlich friedliches, Nebeneinander vieler Religionen (Buddhismus, Hinduismus, Christentum, Islam, aber auch Naturreligionen), die große Tragödie des Landes ist der ethnisch-politische Konflikt zwischen den Tamilen im Norden des Landes und dem Rest der Bevölkerung. )

Dann aber in den Tempelbezirk (buddhistisch), in dem das große Heiligtum, der Dalada-Maligawa-Tempel steht, im selben Bereich auch einige weitere uralte Tempel, von denen einer zum Unesco-Welt-Kulturerbe gehört (Natha Devale). Es war ein besonderer buddhistischer Feiertag, dementsprechend groß der Andrang. Viele Menschen in Andacht und Gebet versunken, einige Trommler und ein Bläser - aber was für ein Unterschied zu den hinduistischen Tempeln: Ruhe und Besinnlichkeit.

Angrenzend bzw. im selben Areal standen früher die königlichen Gebäude, von denen aber nur mehr die „Audience Hall“, das Wohnhaus der Hofdamen und „Kings Palace“, heute das archäologische Museum, erhalten sind. Durch letzteres führte mich, einziger Besucher, ein außerordentlich kompetenter Mann mit sehr gutem Englisch. Schade, man müsste in solchen Situationen ein Tonband verfügbar haben, weil die vielen Details einfach nicht speicherbar sind. Bewunderung für die damaligen handwerklichen und künstlerischen Leistungen sind aber zurückgeblieben.

Mit dem Tucktuck bin ich dann noch außerhalb der Stadt zum (alten) Gangarama-Tempel gefahren, wo mich spontan ein junger Mönch führte und mir Details erläuterte, die sonst sicher an mir vorbeigegangen wären. U.a. sind an der Außenwand Fresken mit der Darstellung von Höllenqualen zu sehen, ausserdem eine Schrifttafel mit einem Vertrag mit Lieferpflichten von Bauern, die Klosterland bewirtschaften durften (kam mir irgendwie bekannt vor): z.B. X Kokosnüsse pro Y Land - das ganze in einer Sprache, die heute keiner mehr sprechen und nur Schriftkundige lesen können. Am Abend dann, weil das auch dazugehört, Besuch einer Tanz- und Musik-Aufführung im Cultural Center. Es war nicht Schuhplattln, sondern Darstellung von Brauchtum, das heute noch im ländlichen Bereich praktiziert wird.

Es war Montag, der 12.12.2005. Nach den Tempelbesichtigungen wollte ich mich per e-mail bei Sigi melden, um sie zum Geburtstag hochleben zu lassen: keine Chance, in mehreren Internet-Cafes war Hochbetrieb mit Warteschlangen - und abends waren (was so in Indien nicht passiert!) alle geschlossen. Sigi war sehr glücklich.

Am nächsten Tag habe ich den außerhalb gelegenen, eindrucksvollen botanischen Garten besucht, der einst der Lustgarten der Königin war. Viele exotische Pflanzen, Büsche und Bäume, von denen man manche bei uns als Topfpflanzen oder aus Gewächshäusern kennt - dort haben diese Gewächse halt Busch- oder Baumhöhe. Es gibt, nicht nur im botanischen Garten, eine unglaublichre Vielfalt an Formen und Grünfarben, die Farbenpracht ist zwar vorhanden, aber eben nicht so im Vordergrund, wie man sich das vorstellt.

Mein Verdauungssystem war durch leichtsinnigen „Trinkwasser“-Genuss im Hotel (wird immer und überall bereitgestellt, meist in Kannen oder Thermosflaschen), vielleicht aber auch durch irgendwelche Speisen, in Unordnung geraten: nix Montezuma, aber erhebliche Magenbeschwerden. Die üblichen Wundermittel, Cola und (natürlich separat) Whisky haben gewirkt. Irgendwie habe ich halt doch ein robustes Verdauungssystem.

Am zweiten Tag waren dann, ich hatte mittags eine Ruhepause eingelegt, erstmals Monsunschauer, wie ich sie kenne, heftig, aber nicht lange. Was ich noch nicht erwähnt habe, ist die beinahe Allgegenwart der Affen. Unweit unterhalb des Hotels hat sich eine Horde offensichlich ihren Lieblingsplatz ausgesucht. Amüsant, wenn sie sich an einer Strom- oder Telefonleitung ueber die Straße hangeln: meist beginnt es mit dem Versuch, darüber zu laufen, wie beim Seiltänzer, endet dann aber mit dem kopfüber hangeln. Sie sind echte Kletterkünstler, auch innerhalb der Tempel, auf Dächern oder wo auch immer.

Was ich auch noch erwähnen wollte: im Hotel traf ich ein englisches Paar, das in Spanien residiert, sicherlich nicht ganz arm (sie sind viel auf Reisen). Sie waren sehr erstaunt, zu hören, dass ich den Verkehr in Sri Lanka als doch recht zivilisiert bezeichnet habe. Sie haben vor, über den Jahreswechsel nach Indien zu reisen und ich habe versucht, sie sehr vorsichtig auf das vorzubereiten, was sie dort, z.B. im Verkehr, erwartet.

Es stand nun noch die Rückfahrt nach Colombo und der Weiterflug nach Kuala Lumpur an. Die Rückfahrt wollte ich verbinden mit dem Besuch des berühmten Elefanten-Refugiums zwischen Kandy und Colombo. In diesem Refugium werden „entwurzelte“, teilweise elternlose Tiere aufgenommen und möglichst naturnah gehalten. Die Elefantenkinder werden mit der Milchflasche gefüttert und aufgezogen, von der Herde von ca. 30 – 40 Tieren, alte und junge, sollen möglichst viele wieder ausgewildert werden. Mir ist allerdings schleierhaft, wie das funktionieren soll, nachdem sich die Tiere an die Menschen gewöhnt haben: es kommt recht häufig zu Konflikten zwischen Menschen und wilden Elefanten. Der größere Teil der Elefanten in Sri Lanka lebt noch in freier Wildbahn, die Koexistenz zwischen Mensch und Tier wird aber immer problematischer. Erst am 12. Dezember wurde in einem Dorf eine Frau von einem Elefanten angegriffen und getötet. Trotzdem unternimmt die Regierung ernsthafte Schritte, um die Elefantenpopulation zu schützen und zu bewahren.

Ein Höhepunkt des Besuchs in dem Refugium war das kollektive Bad der Elefanten im Fluss: ein großer Spass, mit welchem Hochgenuss sich die Riesen mit Wasser bespritzen ließen, sich hineinlegten oder Ausflüge in das weitere Flussareal unternahmen. Vor allem die halbwüchsigen tollten herum, bis zum gegenüber liegenden Ufer, wo sie mit unglaublichen Mühen und tollpatschigen Bewegungen versuchten, die Sandanhöhe zu erobern.

Die weitere Rückfahrt – ach ja, da fällt mir ja noch der Typ von der Ankunft ein: er hatte mir ein Paket verkauft mit Taxifahrt, incl. Besuch des Elefanten-Refugiums, des botanischen Gartens und des Hotels, die Besuche waren aber aus Zeitgründen gar nicht zu machen! Allerdings war der Taxi-Fahrer ein ausgesprochen netter Kerl, sodass ich ihn für die Rückfahrt wieder gebucht habe - und, ja, den Umweg über das Elefanten-Refugium incl. Wartezeit solle er mit dem Typen, der das Geld ja schon kassiert hatte, abrechnen, womit er einverstanden war!..... war dann ähnlich unspektakulär wie die Hinfahrt.

Die letzte Nacht auf Sri Lanka verbringe ich in einer einfachen Unterkunft in Flughafennähe, die auch ohne weiteres als Urwald-Lodge durchgehen könnte: einfaches, aber ordentliches Zimmer, überdachte Veranda als Restaurant, Regenschauer, üppige Vegetation, schmackhaftes Essen, nicht ganz kaltes Bier. Vor mir eine kurze Nacht und der Flug nach Kuala Lumpur, einer weiteren wichtigen Zwischenstation meiner Reise.

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