Traumzeit - nicht nur für die Ureinwohner. © Craig Pusey

Land Rover Experience Tour 
Von Stephan Kappes

"Da sollen wir durch?" Es ist 14 Uhr, die Sonne steht am Zenit. Es herrscht brutale Mittagshitze im australischen Outback. Die Schweißperlen tropfen von der Stirn, die Haare pappen im Gesicht, das Hemd klebt am Rücken, die Wüstenluft flimmert. Der Motor des Land Rovers grummelt leise im Leerlauf. Kai-Uwe Stoye inspiziert mit angespannter Miene das vor ihm liegende Gelände. Eine drei Meter breite und endlos lang scheinende Sandpiste gilt es zu bewältigen. Der Berliner Abenteurer stampft ein paar Schritte über den heißen Sand. Der feine Untergrund vibriert wie Wackelpudding. Seine Beifahrerin Meike Schneider schaut ebenfalls ein wenig skeptisch. "Okay, Meike. Let´s do it", sagt er schließlich, steigt energisch in seinen Geländewagen und lässt den Motor kurz aufheulen.

Pack den Tiger in den Tank @ Stephan Kappes

Abenteuer Down Under. 19 Land Rover Discovery, 21 Tage, 3.600 Kilometer, 6 deutsche Teilnehmer.

Gefühlvoll drückt Kai-Uwe seinen rechten Fuß auf das Gaspedal. Die Spannung steigt wie bei einer Achterbahnfahrt, wenn der langsame, steile Anstieg ein mulmiges Magendrücken verursacht. Bereits nach den ersten Metern wird der Untergrund immer weicher. Kai-Uwe gibt mehr Gas. Der Wagen gräbt sich zunehmend in den schmutzigweißen Sand ein. Die Reifen können weder nach rechts noch nach links weichen, es geht nur noch geradeaus weiter. Noch mehr Gas. 180 Pferdestärken drücken den Land Rover schließlich tief den feinen Sand, und plötzlich steckt der Wagen bis zum Fenster fest. Weder die Tür lässt sich öffnen noch kann Kai durchs Fenster klettern. Nur mit der Hilfe der Kollegen und einer Seilwinde kommen die beiden Teilnehmer nach einer schweißtreibenden Bergungsaktion wieder auf die Piste.

Teamwork © Alexander Seger

So sieht für Kai-Uwe Stoye ein ganz normaler Arbeitstag aus. Der 27jährige Berliner, ein schlanker Sportler mit durchtrainiertem Körper und poppiger Frisur, gehört zu den Gewinnern der "Land Rover Experience Tour". Für Auto-Abenteurer wie Stoye hat die "Land Rover Experience Tour" den Stellenwert, den die Rallye Dakar für Rallye-Profis einnimmt. Eine 3039 Wüstenkilometer messende Herausforderung durch das australische Outback, die sich von Darwin bis zum berühmten Ayers Rock erstreckt. Von 30.000 Bewerbern dürfen am Ende lediglich sechs Fahrer an dem abenteuerlichen Trip teilnehmen. Neben Ernährungsberater Kai-Uwe Stoye und der 42 Jahre alten Unternehmerin Meike Schneider, haben sich Diana Arnold (41), E-Commerce Managerin Kerstin Seele (26), Unternehmer Marc Binder (32) und Ingenieur Steffen Tabke (29) für die dreiwöchige Tour qualifiziert.

V.l.n.r.: Meike Schneider und Kai-Uwe Stoye @ Stephan Kappes

Das Wettbewerbsfahrzeug der diesjährigen Outbackdurchquerung ist der neue Land Rover Discovery Sport. Alle Teilnehmer starten in identischen Fahrzeugen. Je ein Fahrer und ein Co-Pilot bilden ein Team. Insgesamt sind 21 Fahrzeuge bei der Expedition im Einsatz. Neben den sechs Teilnehmern sind einschließlich der Organisatoren, Mechaniker, Köche, eines Fernsehteams und des Arztes über 40 Personen mit auf der Strecke. Es ist größte Experience Tour aller Zeiten. Begleitet wird der Tross außerdem von einem geländegängigen 20-Tonnen-Truck, der das Herzstück der Tour darstellt.

Der Diskovery Sport wird nicht geschont. @ Craig Pusey

Der nach Maß gebaute 460 PS starke LKW hat nicht nur Platz für 1.000 Liter Kraftstoff und 800 Liter Frischwasser, sondern auch für einen 15-kW-Generator, Kühlschränke mit zwei Kubikmetern Volumen, Werkbänke, eine komplett eingerichtete Küche, Reifenreparaturanlage, Kommunikationszentrale mit Internet und sogar einen kleinen OP-Raum für Notfälle.

Gruppenbild mit LKW @ Alexander Seger

Verantwortlich für den aufwändigen Trip ist Organisator Dag Rogge, der bereits mehr als 100 Länder im Abenteuermodus bereist hat. Allein für die Entwicklung der Routengestaltung hat er per Flugzeug und Auto rund16.000 Kilometer zurückgelegt.

Organisator Dag Rogge (links im Bild) beim Nachschlag. @ Alexander Seger

Die "Land Rover Experience Tour" will Menschen und Autos einer Dauerbelastung aussetzen – in einer möglichst grandiosen Umgebung, wie sie eben das australische Hinterland bietet. Das Outback steht für fast menschenleere Wildnis, absolute Freiheit und einzigartige Abenteuer. In den Northern Territories, einem Gebiet rund vier Mal so groß wie Deutschland, leben nicht einmal 250.000 Menschen, knapp die Hälfte davon in der Regionalhauptstadt Darwin. Der einsame Norden des fünften Kontinents ist gleichzeitig Heimat vieler Ureinwohner, der Aborigines.

Aborigines Kinder beim traditionellen Tanz. @ Craig Pusey

Die Begegnung mit den Aborigines gehört definitiv zu den eindrucksvollsten Momenten, die man in Australien erleben kann. Mit einer Sondergenehmigung darf der Konvoi das Arnhem-Gebiet, welches ausschließlich den Ureinwohnern gehört, als erste Menschen überhaupt durchqueren. Das erste Etappenziel liegt verlockend schön an einem menschenleeren Strand. Doch der paradiesische Eindruck trügt: Hier herrscht Lebensgefahr. Salzwasserkrokodile und giftige Micro-Würfelquallen bevölkern hier den Ozean, und es gilt absolutes Badeverbot. Dafür gibt es am Lagerfeuer traditionelle Tänze der Yolgnu-People. "Ein wirklich sympathisches Völkchen, das jeden Fremden sofort als Freund empfängt. Die haben sich ganz schön in Trance getanzt und wir am Ende auch. Und das alles ohne Alkohol", stellt Meike freudig fest. In diesem Gebiet herrscht ein selbst verordnetes und von den örtlichen Behörden kontrolliertes Alkohol-Verbot. Dies soll dem Schutz der Ureinwohner dienen, die in zurück liegenden Jahren häufiger durch Trink-Exzesse und entsprechende Ausfälle von sich reden machten.

© Stephan Kappes

Jeder Challenge Tag startet frühmorgens und endet meist kurz vor Sonnenuntergang, manchmal auch danach. Die Streckenlängen liegen mitunter bei deutlich mehr als 200 Kilometern, dabei wird fast durchgängig äußerst anspruchsvolles Offroad-Terrain mit staubigen Schotterpisten, langen Sandpassagen, tief ausgewaschenen Fahrrinnen und hohen Stufen passiert, bei denen der Beifahrer oft aussteigen und dem Fahrer Handzeichen geben muss, mit welchem Radeinschlag die Stelle zu meistern ist. Der Kurs ist durch GPS-Koordinaten vorgegeben. Meist verläuft die Strecke im menschenleeren Niemandsland.

Meike weist den Weg. © Stephan Kappes

Und doch steht plötzlich mitten im Urwald der dunkelhäutigen Aborigines ein schneeweißer Polizist auf der Piste. Alkoholkontrolle! Natürlich haben alle Fahrer haben null Promille – der Servicetruck stellt abends ausschließlich alkoholfreies Bier bereit.

Das Abenteuer macht nicht Feierabend. @ Alexander Seger

Viele Hindernisse wie Sträucher und scharfkantige Steine erschweren das Weiterkommen und erweisen sich als gnadenlose Reifenkiller. Immer wieder müssen Reifen gewechselt werden. Kein Spaß bei brutalen Tagestemperaturen von über 40 Grad im Schatten, allein das Aufbocken der Land Rover strengt an.

Pulsbeschleuniger Reifenwechsel © Craig Pusey

Keine Gnade © Craig Pusey

Im eigenen Geländewagen führen alle Teilnehmer zusätzlich zu ihren persönlichen Habseligkeiten zwei der praktischen Swag-Zelte inklusive Outdoormatratzen mit, außerdem zwei Schlafsäcke, eine elektrische Kühlbox, ein Erste-Hilfe-Set, einen Wechselstromkonverter, ein Funkgerät sowie einen Behälter mit zehn Litern Trinkwasser. Auf dem Dachgepäckträger fest verzurrt befinden sich zwei Kanister mit je 20 Litern Dieselkraftstoff, mindestens ein Ersatzgeländereifen und eine Viererleiste Hochleistungsscheinwerfer.

Don't leave home without it © Craig Pusey

Geschlafen wird in freier Natur in winzigen Einmannzelten, den sogenannten Swags. Im Prinzip muss dass Zelt nur ausgerollt und schnell mit zwei Trägerstäben aufgestellt werden. Der Clou: Der Zeltboden dient als bequeme Matratze. Besonders lwichtig sind die Fliegengitter am Zelteingang und am Fußende; die lästigen Fliegen des Outback genießen regelrecht Weltruf. Selbst als Kopfbedeckung wird ein Moskitonetz eingesetzt. Die Nachtemperaturen liegen oberhalb von 30 Grad Celsius, so dass sich der leichte Wind wie Alpenföhn anfühlt. Vor dem Einschlafen entschädigt der unbeschreiblich reiche Sternenhimmel und mit Dutzenden von Sternschnuppen für den Kampf gegen die Fliegen.

Outback Luxus Suite © Stephan Kappes

"Hier gibt's Schlangen", ruft eine Stimme aus der Finsternis. Ein Horrorszenario für Kai-Uwe, der Angst vor allen giftigen, kleinen und kriechenden Tieren in Australien hat und im Dunkeln beinahe auf eine schwarze Kobra getreten wäre. In letzter Sekunde hat Meike die Schlange entdeckt und Kai-Uwe am Hemd zurückgerissen. "Eine schwarze Schlange bei Dunkelheit sorgt natürlich für Mega-Gänsehaut", sagt Kai-Uwe schaudernd. "Die hat sich richtig aufgebaut. Erst als wir Krach machten, hat sie scheinbar Angst bekommen und sich verkrümelt. Seitdem träume ich nachts von Schlangen im Zelt."

Ganz schön giftig: King Brown oder auch Mulgaschlange genannt, wird 1,8 bis 2,7 Meter lang. © H. Worm

So ein Swag hält Kriech- und Stechtiere fern. © Stephan Kappes

Den Weckruf im Camp nimmt meist ein Kookaburra vor. Der Ruf dieses in äußerst abgelegenen Gegenden verbreiteten krähenähnlichen Vogels klingt so, als ob gerade jemand aus vollen Halse lacht.

Bei einigen Teilnehmer werden entlang der Strecke Jugenderinnerungen geweckt. "Als Kind habe ich alle "Crocodile Dundee"-Filme im Kino gesehen. Jetzt erleben wir die Original-Drehplätze live und können uns vorstellen wie abenteuerlich die Produktion gewesen sein muss", sagt Marc Binder.

Crocodile Dundee lässt grüßen. © Craig Pusey

Fotos: © 1. Craig Pusey und 2.-4. Alexander Seger

Auf der "Land Rover Experience Tour" gibt es kaum Duschgelegenheiten, und so werden immer wieder Flüsse genutzt, um Basishygiene vorzunehmen. Auch hier kommt es zu spannenden Begegnungen mit den Ureinwohnern. "Ich war gerade dabei mir das Gesicht zu waschen, als sich plötzlich ein Aborigine zu mir gesellte und mich neugierig anschaute", erzählt Kai-Uwe. "Und so hockten wir uns dann beide gemütlich ins Wasser, quasi wie in einem Whirlpool, und er begann mir Geschichten über seinen Stamm und die Landschaft zu erzählen. Es ist erstaunlich, wie einfach und doch genial die Menschen in dieser unwirklichen Gegend leben."

Es geht nichts über fließend Wasser. @ Alexander Seger

Jeder Tag stellt die Teilnehmer vor neue Herausforderungen. Ohne Teamarbeit geht unterwegs gar nichts. Das Aufbauen des Nachtlagers, die Zubereitung der Nahrungsmittel, das Abwaschen des Geschirrs und das Verstauen des Equipments, gehört alles zum Experience-Alltag. Denn was die beiden Küchenchefs René Linke und Paul Neukirch im Outback für die rund 50 Personen auf die Beine stellen, ist ein kulinarischer Hochgenuss. Beim schönsten Sonnenuntergang gibt es eine Garnelenpfanne mit grünem Spargel oder Barramundi-Filet mit Limetten-Chili-Öl. Und morgens werden stets frische Croissants aus dem Ofen serviert. Ein Hauch von Luxus in einer weitgehend von Entbehrungen gezeichneten Tour.

Leben wie Gott in Australien. @ Alexander Seger

Nach 22 Tagen erreichen alle Teilnehmer glücklich das Ziel. Lehm, Staub und Matsch klebt an den Fahrern und den Autos, die Erschöpfung steht allen Teilnehmern nach Wochen des kontinuierlichen Über-sich-selbst-Hinauswachsens ins Gesicht schrieben. Doch beim Anblick des in einem flammenden Rot erstrahlenden Ayers Rock ist nichts davon wichtig.

Vor dem Uluru (Ayers Rock) @ Craig Pusey

Die Teilnehmer aus Deutschland @ Alexander Seger

Die Experience Tour für alle:

Für reiselustige Offroadfans bietet Land Rover im Frühjahr 2016 insgesamt vier Australienreisen an. Die neuntägige Abenteuertour ist buchbar unter www.landrover-experience.de, E-Mail: info@landrover-experience.de oder (+49) 2058 77809 67.
 
Als Reisetermine ab Alice Springs stehen für 2016 folgende Daten fest:
 
10.03. - 18.03.2016
20.03. - 28.03.2016
31.03. - 08.04.2016
11.04. - 19.04.2016
 
Die Preise liegen bei 4.990,- Euro pro Person im Doppelzimmer für neun Tage (acht Übernachtungen) exklusive Flug.

Weitere Impressionen von der Tour:

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