Der Wild Atlantic Way ist nicht nur eine der schönsten, sondern auch eine der längsten Küstenstraßen der Welt. Über 2.500 Kilometer schlängelt er sich von Kinsale im Süden an der Westküste Irlands entlang bis hoch nach Muff nördlich von Derry. Ihn wollen wir „erfahren“. 

Unsere Anreise sieht so aus: Fahrt von München nach Calais, von dort mit „le shuttle“ durch den Eurotunnel nach Folkestone, dann quer durch England nach Fishguard in Wales und von dort nehmen wir die Fähre nach Rosslare. 

Irland empfängt uns mit strahlend blauem Himmel. Wir haben nichts gebucht, niemand wartet auf uns und wir haben keinen Plan, wollen einfach nur die Insel entdecken und möglichst viel „Wild Atlantic Way“ sehen. Wir sind frei und müssen nur - bevor es dunkel wird - einen schönen Park4Night-Platz finden, das darf auch ein Campingplatz sein und wenn es sein muss ein Hotel. 

Stradbally Cove
An der „Copper Coast“ (Namensgeber sind die Kupferminen, die es hier gab), wo der Tay durch ein sandiges Flussbett seinen Weg zum Meer findet, wird unsere Suche belohnt. Wir haben unser erstes Wild Camp in Irland gefunden, in einer Bucht direkt am Meer, windgeschützt von Hügeln auf beiden Seiten.  Als wir ankommen ist gerade Ebbe und das Meer hat sich zurückgezogen.  Der Strand einige hundert Meter weit weg. Auf dem Weg dorthin laufen wir an skurril geformten Felswänden vorbei und auf einer Info-Tafel können wir lesen, was dieser Teil Irlands einstmals war: Ein Meeresgrund in der Nähe des Südpols; ein Vulkan, der durch den Meeresboden brach und eine von Gletschern geformte Landschaft. Und das vor 460 Millionen Jahren, als die Kontinente noch zusammen klebten. 

Die Stradbally Cove gefunden zu haben war definitiv das Highlight des heutigen Tages. Allerdings, wer hier eine Nacht im Freien erleben will, sollte die Natur respektieren (keinen Müll hinterlassen) und sich mit Ebbe und Flut vor Ort auskennen. 

Ein Reiher, der in der Tay auf Beute wartet, erinnert daran, dass auch wir uns langsam um unser leibliches Wohl kümmern sollten.

Es wird Zeit für ein irisches Bier und unsere Spezialität:  Reispfanne ohne Reis, diesmal mit Lauch, Paprika und ortsansässigen Kartoffeln. 

Der T5 bringt uns im Sightseeing-Modus auf der R675 nach Dungarvan - einer kleinen Hafenstadt im County Waterford mit rund 9.000 Einwohnern - wo wir frische Lebensmittel einkaufen. 

Nächster Stop: Ardmore. Nein, nicht die Ardmore Distillery, welche in Schottland gute Tropfen herstellt, sondern Ardmore, ein kleines 424 Menschen zählendes Küstendorf  an der  R673. Hätten wir diesen exotisch wirkenden Rundturm nicht gesehen, wären wir einfach nur durchgefahren. 

Die Kathedrale von Ardmore
Es sind die Überbleibsel einer romanischen Kirche, die mit dem Rundturm zu den bedeutendsten ihrer Art gehört. Moel-Ettrim Ó Duibh-rathra ließ sie 1203  errichten und soweit man weiß, wurden die Reste einer noch älteren Kirche integriert. Die Szenen oberhalb einer Reihe kleiner Bögen sind abgebröckelt, aber der Erzengel Michael, der die Seelen wiegt, kann erkannt werden. Unterhalb der großen Arkadenbögen sind Adam und Eva, das Gericht Salomos und die Anbetung der Weisen erkennbar. 

Wir fahren weiter, immer schön der Küste entlang. Das dauert, weil es soviel zu sehen gibt. Oft bleiben wir stehen und staunen. Wir fahren langsam und doch ist es viel zu schnell.

Entlang des Wild Atlantic Way gibt es „Signature Points“, die auf das Besondere aufmerksam machen sollen, zu erkennen an diesem Zeichen:

   

Aber eigentlich braucht es die gar nicht, denn überall gibt es was zu entdecken. Zum Beispiel bei Altar mit dem  heiligen Ort: An Altóir (keltisch für Altar). Hier haben Familien aus der Bronzezeit höchstwahrscheinlich die Geister ihrer Vorfahren geehrt und deren Asche in dem Keilgrab begraben. In jüngerer Zeit, im 18. Jahrhundert, wurde die Stätte wieder genutzt. Priester hielten Gottesdienste am Grab und am heiligen Brunnen ab, denn damals war es illegal, in einer Kirche eine katholische Messe zu halten.     

Von guten Geistern umgeben bleiben wir über Nacht hier und erleben einen spektakulären Sonnenuntergang. 

Immer wieder treffen wir Kuhherden auf saftigen Weiden und es kann auch vorkommen, dass die Kühe das Gras auf der anderen Seite der Straße begehrlicher finden. Darauf sollte man vorbereitet sein. 

Fortsetzung folgt! Wir erkunden mit dem Bike die Gegend um Adrigole, erleben Dublin, besuchen die Guiness Brauerei und fahren zum wahrscheinlich ältesten Leuchtturm des Universums. Stay tuned.

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