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Ein Interview mit Nick Brown
Zum Thema
Nachhaltigkeit
Imprägniermittel Gefahr für Umwelt und Gesundheit?
Reinhold Messner Nick Brown (57), Gründer und Geschäftsführer von Nikwax, ist in Kent aufgewachsen. Schon mit 10 Jahren ging er mit seinem Vater auf Trekkingtouren und war jedes Jahr zu Fuß in den schottischen Highlands unterwegs. Weil er mit den damals vorhandenen wasserdichten Produkten so überhaupt nicht zufrieden war, entwickelte er mit 22 Jahren zu Hause in der Küche eine eigene Rezeptur, um seine Stiefel wasserdicht zu bekommen. Der Grundstein für Nikwax war gelegt. Heute bietet Nikwax über 40 Produkte zum Reinigen, Imprägnieren und Pflegen von Outdoor-Produkten in über 50 Ländern an. Außerdem auch DEET freie Insekten- und Sonnenschutzmittel.
Eine Weisheit der Cree-Indiander sagt: "Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann."  In der Leber von frei in der Arktis lebenden Eisbären hat man jetzt Giftstoffe gefunden. Es handelt sich dabei um perfluorierte Chemikalien, die sich nicht mehr abbauen. PFOS (Perfluoroctansulfonat) und PFOA (Perfluoroctansäure) gehören zu den gefährlichsten Stoffen unter ihnen. Sie gelangen über das Abwasser ins Ökosystem und durch die Nahrungsaufnahme letztlich in unseren Körper. Sind wir dabei den letzten Fisch zu angeln?
Nein, wir sind NICHT dabei, den letzten Fisch zu angeln. Die Fische haben weniger Probleme mit Perfluorcarbonen (PFC) als wir Menschen, da sie in der Nahrungskette viel weiter unten stehen. Die größten Probleme mit diesen sich nicht abbauenden organischen Schadstoffen haben Menschen und Säugetiere, vor allem Meeressäugetiere – Robben, Delfine, Wale – und diejenigen, die am Meer leben, wie z.B. Polarbären.

In nahezu jedem menschlichen Körper lässt sich eine signifikante Menge an PFC nachweisen. Dabei sind Menschen, die in der Arktis selbst leben und sich von Seelöwen und anderen regionalen Wildtieren ernähren, sind davon besonders schwer betroffen. Die Auswirkungen auf Personen mit einer hohen Konzentration von PFC im Körper können besonders schlimm sein. In Tierversuchen wurden Gendefekte, Leberschäden sowie ein vermehrtes Auftreten von Krebs nachgewiesen, die alle in Verbindung mit gewissen PFC-Mengen standen.
Die Hersteller von Imprägniermitteln haben ihren Teil zur Belastung der Umwelt beigetragen. Für PFOS wurden Grenzwerte eingeführt (ist praktisch verboten), für PFOA nicht. Viele Hersteller sind auf Ersatzstoffe umgestiegen, die aber auch nicht gesundheitsfördernd sind. Wie sieht es bei Nikwax aus. Verwenden Sie Stoffe, die Mensch und Tier gefährlich werden können?
Nikwax vermeidet die Verwendung von sich nicht abbauenden organischen Schadstoffen, wie z.B. Fluorcarbone. In unserer Produktpalette führen wir keine Imprägniermittel auf Fluorcarbon-Basis, wir hatten noch nie und werden niemals derartige Produkte führen.

Wir glauben grundsätzlich nicht an Behauptungen, dass es sichere Imprägniermittel auf Basis von Fluorcarbonen gibt. Und soweit wir wissen, ist Nikwax die einzige etablierte Pflegemittelmarke, die komplett auf die Verwendung von Fluorcarbonen verzichtet. Auch die Produkte unserer Konkurrenten überprüfen wir auf Fluor und Fluorcarbone.

Wir bei Nikwax sind uns der Tatsache bewusst, dass wir Flüssigkeiten in Privathaushalte verkaufen, die vor allem in Küchen aufbewahrt werden. Und besonders dort darf KEINERLEI Möglichkeit bestehen, dass Lebensmittel durch organische Schadstoffe kontaminiert werden könnten. Daher achten wir ganz besonders darauf, dass die Inhaltsstoffe unserer Produkte mit großer Sorgfalt zusammengestellt werden.

Das Problem mit PFOS und PFOA ist ja erst der Anfang. Es gibt eine ganze Familie von persistenten (sich nicht abbauenden) Fluorchemikalien, die alle potentiell im menschlichen Körper vorhanden sind. Diese Fluorchemikalien geraten in die Umwelt als Abbauprodukt von Fluor-basierten Polymeren, wie sie vor allem in Fleckenentfernern und Imprägniermitteln zu finden sind.

Es gab einige sehr irreführende Behauptungen über Fluorcarbon-haltige Imprägniermittel, z.B.: "Enthält kein PFOA". Von der technischen Seite her gesehen mag das stimmen, doch kann sich das Produkt immer noch in PFOA abbauen! Denn Wissenschaftler haben ganz klar nachgewiesen, dass sich Imprägniermittel auf Fluorcarbon-Basis in persistente PFC-Chemikalien abbauen.

Das Fluorchemikalien-Problem ist mittlerweile besonders akut, insbesondere nach Erscheinen des Ergebnisses einer im "Journal of the American Medical Association" erschienenen Studie, durchgeführt auf den Faröer Inseln. Diese Studie zeigte, dass es eine enge Verbindung zwischen der Menge an PFC im Blut von Kindern und der Stärke von deren Immunsystemen gab. Bei denjenigen Kindern, die eine hohe Konzentration an PFC im Blut hatten, blieben Impfungen gegen Diphterie und Tetanus wirkungslos, da die Kinder nicht die richtigen Antikörper bilden konnten.

Wie ernst die Sache ist, kann man vielleicht noch besser verstehen, wenn man über die Menge an PFOA spricht, die in einem menschlichen Körper vorhanden sein muss, um eine (negative) Wirkung zu haben: ca 10 ppb (parts per billion). Dies entspricht in etwa ein paar wenigen Milligramm im Körper eines Erwachsenen oder, im Vergleich, einem Hundertstel des Gewichts einer Kopfschmerztablette. Und wenn es erst einmal im menschlichen Körper ist, dann bekommt man es nicht mehr los!
Seit das Thema Nachhaltigkeit als Verkaufsargument eine immer größere Bedeutung erlangt, schießen neue Öko-Labels wie Pilze aus dem Boden. Der Laie blickt bei diesem Zertifizierungs-Dschungel ja gar nicht mehr durch. Wie ernst nehmen Sie das Thema Nachhaltigkeit? Wie ist Nikwax zertifiziert und wie sagen sie es ihren Kunden?
Nikwax ist ein ISO 14001-zertifiziertes Unternehmen. Dies ist eine internationale Umweltmanagementnorm, die dafür sorgt, dass wir über unsere Umweltschutz-Maßnahmen keine Lügen erzählen! Doch eine Zertifizierung alleine reicht nicht aus. Nikwax ist der Meinung, dass Öko-Statements sich auf Fakten beziehen und messbar sein sollten, wie z.B.: "enthält keine Fluorcarbone", oder "nicht brennbar", oder "frei von organischen Lösungsmitteln". Und die soll man erst einmal versuchen zu widerlegen.

Selbstverständlich kann man nicht widerlegen, ob oder ob nicht ein Produkt ein Ökolabel hat – entweder hat es eines oder nicht. Aber was bedeutet schon ein Ökolabel? Wir wissen, dass es Pflegemittel gibt, die ein grünes Label tragen und dennoch Fluorchemikalien oder sogar Lösungsmittel oder Treibgase enthalten. Und das sollte nicht erlaubt sein!

Nikwax arbeitet zurzeit an einem Format, das es uns ermöglicht, unsere Umweltschutz-Maßnahmen auf eine einfache Art und Weise dem Endverbraucher darzulegen. Wir veröffentlichen zwar bereits einen Bericht über unsere unternehmerische Verantwortung, in welchem diese Information enthalten ist. Doch braucht die Allgemeinheit vielmehr ein einfaches, klares Statement. Wir hoffen, dies bald publik machen zu können.
Wenn Sie nur einen Wunsch frei haben. Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?
In Bezug auf obige Themen bin ich der Meinung, dass weltweit ein extrem großes Wohlwollen für die Umwelt spürbar ist. Daher würde ich es sehr begrüßen, wenn die Landesregierungen und Entscheidungsträger viel mehr Zeit damit verbringen würden, das individuelle Bewusstsein für die Bedeutung von Umweltbelangen zu schärfen. So hätte jeder einzelne ein besseres Urteilsvermögen und könnte in dieser Sache die richtigen Entscheidungen treffen.

Ich als Chemiker verfüge über ein viel breiteres Fachwissen als die meisten Menschen, und es frustriert mich sehr, dass Unwissenheit dazu führt, dass wir unsere Kinder und Kindeskinder schrecklichen Risiken aussetzen. Insbesondere bin ich verärgert darüber, dass Personen mit wissenschaftlichem Hintergrund, die derartige Risiken sehr wohl kennen, diese dennoch in Kauf nehmen – womöglich um ihren Unternehmensprofit zu steigern!

Solange wir die richtigen Entscheidungen treffen, wird es genügend wunderschöne Dinge auf unserer Welt geben, die wir für die Generationen nach uns auch erhalten können.
Nick Brown draußen
 
 
 
   
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