Eine irreale Fantasie-Welt tut sich auf, als Hunderte Laternen durch die Straßen ziehen. Zauberer, die auf erleuchteten Holzpferden reiten, schwankende, zwiebelturmartige Figuren tanzen in buntem Licht, umringt von strahlenden Feen auf Schaukelpferden, schimmernden Gauklern, Elfen, Fabelwesen und Feuerspuckern. Es ist eine Prozession aus einer Märchenwelt, die nicht nur Kinderaugen leuchten lässt. Dublin ist im Neujahrs-Rausch. Vom St. Stephens Green durch den Temple Bar-Bezirk zum Dublin Castle bewegt sich die magisch anmutende Prozession des Lichts begleitet von mitreißenden Rhythmen entlang staunender und tanzender Menschenmassen am Straßenrand. Die Feiern zum Jahreswechsel sind eröffnet, die Stimmung ist auf einem ausgelassenen Hoch. |
Drei Tage ist Irlands Hauptstadt in einem kulturellen Ausnahmezustand. Das neu geschaffene Dublin New Years Festival, welches das „New Years Event“ der vergangenen Jahre ersetzt, kommt mit zahlreichen Attraktionen und Events daher, die das Bild der Stadt in ein völlig anderes Licht tauchen. Einhergehend mit dem Spoken Word Festival zur selben Zeit entwickelt sich die irische Hauptstadt zur Kulturmetropole.
Beginnend am 30. Dezember mit der Luminosity-Show an zahlreichen öffentlichen Plätzen wie dem Wolfetone Square oder Trinity College, in der gut ausgeklügelte 3D-Lichtinstallationen zu einer märchenhaften Projektion an Hauswände geworfen werden.

Die Procession of Lights am frühen Abend leitet die Straßen-Festivitäten des Jahreswechsels ein und gipfelt in dem „Three Countdown Concert“ auf der Bühne vor der Bank of Ireland. Irische Top-Bands wie „The Dublin Legends“ (früher: die Dubliners) oder „Kodaline“ geben sich bis kurz vor Mitternacht hier ihr Stelldichein.

Dublin ist im Ausnahmezustand. Aber es ist ein lebendiger, feierlustiger und fröhlicher Zustand, in dem dem Jahreswechsel auf den Straßen und in den zahlreichen irischen Pubs musikalisch und mit viel Illumination entgegengefiebert wird.

Kultur pur in Irlands Hauptstadt
Kulturell bietet die Stadt dem zugereisten Besucher noch viel mehr als das Jahreswechsel-Event.
So bietet es sich an, einige der zahlreichen Museen und Ausstellungen oder auch die unverwechselbaren Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Mich zieht es zuerst zur Royal Hibernian Academy, der RHA-Gallery, in der wechselnde Ausstellungen moderner, irischer Künstler zu sehen sind. Auch die Chester-Beatty Library mit einer einzigartigen Sammlung von Handschriften oder die Ausstellung „Year of Design“ sind sicherlich ein Besuch wert, um die Zeit zwischen den Jahren eindrucksvoll zu verbringen und sich kulturell mit Irland und Dublin auseinanderzusetzen.

Die Symbiose von moderner und traditioneller Architektur rund um das Coach-House nahe dem Dublin Castle, in dem die Design-Ausstellung zu sehen ist, deuten bereits darauf hin, dass hier eine markante Brücke zwischen den Zeiten geschaffen wurde.

Obligatorisch ist natürlich ein Besuch der St. Patricks Cathedral, Christ Church Cathedral, und des Dublin Castle sowie dem ehemaligen Gefängnis Kilmainham Gaol.

Begeistert wandle ich durch das „Little Museum of Dublin“ nahe dem Park St. Stephen`s Green und lasse mich in nur 45 Minuten durch die Geschichte Irlands treiben, angefangen mit dem irischen Unabhängigkeitskrieg 1916-21 über die verschiedenen Ereignisse der Jahrzehnte bis hin zum Jahr 2013. Ein extra Raum ist hier der bekannten, aus Dublin stammenden Band U2 gewidmet, in dem auch eine lebensgroße Figur des Lead-Sängers Bono zu sehen ist.
Der Geist von Molly Malone, Guiness und irischem Whiskey

„In Dublin's fair city, where the girls are so pretty, I first set my eyes on sweet Molly Malone“ - da steht sie vor mir, die Statue jener berühmten Fischhändlerin, deren Schicksal in dem irischen Volkslied „Cockles und Mussels“ (Herzmuscheln und Miesmuscheln) besungen wird. Bekannt wurde dieses Lied durch die Band „Dubliners“. Zu sehen ist ihre Statue, die von den Dublinern gerne auch als „Tart with the cart“ („Zuckerpuppe mit dem Karren“) bezeichnet wird, an der Ecke Grafton Street/Suffolk Street. Als eines der Wahrzeichen von Dublin steht sie überlebensgroß mit ihrem Fischwagen direkt vor der ehemaligen Kirche, die heute das Tourismusamt der Stadt beherbergt.
Nach soviel Kultur treibt es mich zu den flüssigen Freuden der Stadt. An einem Besuch der Guiness-Brauerei mit ihrem schwarzen, malzhaltigen Bier komme ich daher nicht vorbei. Immerhin kann ich hier als Besucher in der hauseigenen Akademie einen Zapfer-Kurs mit Diplom absolvieren und mich künftig geprüfter Guiness-Zapfer nennen.

Auch der berühmte, irische Whiskey geht an mit nicht spurlos vorüber. Denn das gerade neu eröffnete Irish-Whiskey-Museum gegenüber dem Trinity College vermittelt mir in einer 40-minütigen Tour beeindruckend die Geschichte und die Herstellungsweise des irischen Flüssig-Goldes, an dessen Ende natürlich eine Verkostung ausgesuchter Tropfen steht, um mir den Geist des irischen Whiskeys näher zu bringen.

Lebhaft, abwechslungsreich und spannend präsentiert sich mir Irlands Hauptstadt an der Liffey, die die Stadt quasi durchschneidet und mit zahlreichen Brücken wieder verbindet. Das fußläufig erkundbare Zentrum bietet mir eine Fülle von Attraktionen, Parks, architektonischen Einzigartigkeiten und vor allem eine gehörige Portion freundlicher Menschen. Der meist rothaarige Menschenschlag strahlt eine Herzlichkeit und Offenheit gegenüber Besuchern aus, dass es mich in die Atmosphäre der Stadt hineinzieht. Eine kurze Stippvisite genügt, um das Herz der Reisenden zu gewinnen. Grund genug hierher zurückzukehren und sich noch intensiver mit der Stadt, der grünen Insel und den herzlichen Menschen auseinanderzusetzen. |