Fahrbericht VW Amarok Aventura

Bärenstarkes „Upsizing“

Von Herbert Worm. Alle Fotos © Reinhold Deisenhofer.

DER AMAROK IST ERWACHSEN GEWORDEN

Darüber werden Fernreisende sich freuen, der Amarok, der von Haus aus als robuster Pickup-Geländewagen konzipiert wurde und seine Bewährungsprobe schon bei der legendären Dakar Rallye 2009 bestand, bekommt jetzt ein kräftigeres Herz. Bisher musste ein Vierzylinder-Diesel mit 2,0 Liter Hubraum die Arbeit verrichten. Und zugegeben, das tat er nicht schlecht - wir konnten uns beim Fahrtraining der Bergwacht Bayern selbst davon überzeugen. Trotzdem fliegt der 2.0 TDI aus dem Programm und den Amarok treibt in Zukunft, zumindest auf dem europäischen Markt (für außereuropäische Länder wird er noch im argentinischen Werk verbaut), ein V6 TDI mit 3,0 Liter Hubraum an.

DER MOTOR:

Der V6-Diesel - eine Sahnestück - ist so ganz neu nicht. Er wird im ungarischen Werk in Györ produziert und arbeitet im VW-Konzern bereits im Tuareg, Porsche Cayenne, Macan, Panamera und in verschiedenen Audi-Modllellen (Q5, Q7 ...). Für Fernreisende sicher nicht unbedeutend, wenn die Zeit für „Kinderkrankheiten“ schon vorbei ist. Für den Amarok steht der V6 TDI in drei Leistungsstufen 163 PS, 204 PS und 224 PS zur Verfügung.

550 Newtonmeter Drehmoment

Wir testeten die stärkste Version mit 224 PS und 550 Newtonmeter Drehmoment. Die 2,3 Tonnen des Amarok Aventura lassen ihn dabei komplett unbeeindruckt. Ein Topspeed von 193 km/h soll damit drin sein. Haben wir nicht ausprobiert und war uns auch nicht wirklich wichtig. Wichtiger für uns war herauszufinden, lässt sich die Leistung auf Schotter und Straße auch entsprechend umsetzen? Hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen. Und hier sind auch spürbare Unterschiede 2.0 TDI auszumachen. Schon bei niedrigen Drehzahlen zeigt der V6 TDI seine Kraft. Nicht ganz unschuldig ist daran auch das Achtstufen-Automatik-Getriebe, welches die Leistung sehr gut verwertet. Auf dem Testparcours genügte leichtes Streicheln des Gaspedals, um den Aventura mühelos durchs Gelände zu bewegen.

Wie mühelos zeigen die drei Fotos oben. Obwohl vorhanden, musste ich auf dem gesamten Parcours das Hinterachssperrdifferenzial nie einsetzen. Kletterfähigkeit: 100-Prozent-Steigungen (45 Grad Neigungswinkel) bereiten dem Amarok kein Problem, das soll auch bei voller Beladung so sein, haben wir allerdings nicht überprüft.

Auch in verworfenem Terrain fühlt er sich zu Hause: Mit Böschungswinkeln von 29 Grad (vorn) und 24 Grad (hinten) klettert er auch über steile Bodenerhebungen und ein Rampenwinkel von 23 Grad lässt ihn auch über Bodenunebenheiten (letztes Foto unten) hinwegschweben. Und wenn Wasserfurten nicht tiefer als einen halben Meter sind, meistert er auch diese serienmäßig ohne Aufrüstung.

DIE ANTRIEBSVARIANTEN:

Abhängig zur Motorleistung gibt es drei unterschiedliche Antriebsvarianten:

4x2: Der Amarok mit klassischem Heckantrieb, für Kunden, die nicht offroad gehen wollen. Diese Version gibt es ausschließlich mit 163 PS und Sechsganghandschaltung.

4MOTION mit Heckantrieb und zuschaltbarer Vorderachse in Kombination mit Sechsganghandschaltung. Als reinrassiger Geländewagen für schwierigste Anforderungen konzipiert. Diese Lösung mit Verteilergetriebe und Klauenkupplung sorgt per Tastendruck für einen starren Durchtrieb zwischen den Achsen. Eine zusätzliche Geländereduzierung für das serienmäßige 6-Gang-Getriebe lässt in Verbindung mit dem 120 kW / 163 PS oder dem 150 kW / 204 PS starken V6 auch extreme Kriechfahrten zu. Dies ist in komplizierten Passagen und beim Erklimmen besonders starker Steigungen von bis zu 100 Prozent (45 Grad Neigungswinkel) hilfreich, die der Amarok selbst unter voller Beladung packt.

4MOTION mit permanentem Allradsystem und Torsen-Differenzial und Aufteilung der Motorleistung zwischen Vorder- und Hinterachse im Verhältnis 40:60 im Normalfall. Der permanente Allradantrieb in Verbindung mit der Achtgangautomatik ist mit den beiden höheren Leistungsstufen (150 kW und 165 kW) des neuen V6 TDI koppelbar. Die mittlere Version gibt es wahlweise mit Sechsgangschalt- und Achtgang-Automatikgetriebe. Dem 165 kW / 224 PS starken Amarok ist das Automatikgetriebe vorbehalten

Alle drei Varianten haben eine elektronische Differenzialsperre (EDS) mittels automatischer Bremseneingriffe, die das einseitige Durchdrehen der Räder verhindert. EDS bringt die Antriebskraft zu dem Rad mit der besten Traktion. Optional lässt sich eine mechanische Hinterachs-Differenzialsperre für den anspruchsvollen Geländeeinsatz ordern.

FAHRVERHALTEN

Auf der Straße fährt er sich wie ein PKW, natürlich sollte man dabei nicht vergessen, dass man trotzdem in einem  kleinen Lastwagen sitzt. Spätestens bei der Suche nach einer Parklücke in der Stadt wird sich das bemerkbar machen. Mit 5,25 Meter Länge und einem Wendekreis von 13 Metern kann das schon für den ein oder anderen etwas nervig werden, wobei eine Rückfahrkamera hier sehr gute Dienste leistet, die Parklücke aber nicht größer werden lässt und den Wendekreis nicht kleiner. Aber es ist ja auch kein Stadtauto und Sportwagen natürlich auch nicht, wobei die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,9 Sekunden schon sportwagenverdächtig ausfällt.

WELCHEN NEHMEN?

Das ist natürlich eine Frage, die jeder für sich selbst entscheiden muss und hier spielt das Anforderungsprofil natürlich eine große Rolle. Für Fernreisende, die es easy angehen und das nötige Kleingeld haben, ist das Sondermodell Aventura mit seinen 224 PS und der Achtgang-Automatik plus Hinterachssperre bestimmt nicht verkehrt. Wer auf kernige Abenteuer aus ist, gerne auf ein paar Annehmlichkeiten verzichten kann, viel und lange in unwegsamem Gelände unterwegs ist, sollte zum 4MOTION mit zuschaltbarer Vorderachse greifen.

Aus unserer Sicht: das Konzept - Gelände-Pickup mit kräftigem Motor und reichlich Zuladungskapazität - passt. Jetzt kommt es darauf an, was Volkswagen und die Tuningschmieden sich für Abenteuer- und Fernreisende noch einfallen lassen: Wohnkabinen, Motorradträger etc. Vielleicht sind es auch Individualisten, die gerne selbst Hand anlegen und neue Ideen verwirklichen. Vieles ist denkbar. Ab Ende September sollen die neuen Modelle beim Händler stehen.

ALLE DATEN ZUM AMAROK DOUBLE CAB

ABMESSUNGEN NUR FAHRGESTELL:

WEITERE ECKDATEN:

Zwei 4MOTION (4x4) Antriebe erhältlich 
1. 4x4 (Torsen) Handschalter 6-Gang, zuschaltbar mit Reduktion, 
2. 4x4 permanent (Torsen) mit 8-Gang-Automat,  auch als 4x2 (nur Hinterradgetrieben) erhältlich 

Neuer V6, 3,0 l TDI mit Turbo  
3 Leistungsstufen 165 kW/224 PS 150 kW/204 PS, 120 kW/163 PS  
max Drehmoment von 550 Nm mit 165 kW u. 8-Gang–Automatik  
150 kW mit 500 Nm mit 6-Gang-Handschalter oder 8-Gang-Automat  
120 kW mit 450 Nm mit 6-Gang-HS 4x4 zuschaltbar oder 6-Gang HS mit 4x2 
Hubraum immer: 2.967 ccm  
Nennleistung von 165 kW liegen bei 3.000-4.500 U/min an, das Nennmoment von 550 Nm bereits zw. 1.400-2.750 U/min 
Vmax bei 193 km/h oder 4.290 U/min 
Aventura-Verbrauch mit 4MOTION (Torsen Differential) und 8-Gang-Automatik (Wandler))  
Kombiniert nach NEFZ: 7,6 l Diesel pro 100km = 199 gr CO2/km 
80 l Tankinhalt  
Reichweite: > 820 km  
0-100 km in 7,9 Sek.  
Wendekreis: min. 12,95 m  
Radstand 3097 mm  
Leergewicht ab 1.857 kg, Amarok Highline: rund 2,2 to; Aventura: bei rund 2,3 to 
Zulässiges Gesamtgewicht zGg: 2.820-3.080 kg. Eine Tonne Zuladung, das ist ein Wort, da können auch - besetzt mit vier Personen - nicht nur die Golfschläger mit. 
Anhängelast: 2.800-3.500 kg gebremst/ 750 kg ungebremst  
Dachlast 100 kg  
Stützlast: 120-140 kg  
Gespann 5.500-6.000 kg  
Wattiefe 500 mm  
Ladefläche
= 2,52 qm, es geht weiter eine große Europalette (144x1.200x1.000mm) quer zw. die Radhäuser 
Ladevolumen bis Oberkante Seitenwände: 1,260 Kubikmeter (m3)  
Preise: Einstiegsmodell Amarok Trendline (Doppelkabine, 120 kW mit Hinterradantrieb) ab 25.720 EUR netto (plus MwSt.); Amarok Aventura = ab 46.525 EUR netto (plus MwSt.) 

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