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 Schottertour in der Toscana Deutschlands

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Die Pfälzer Offroadtour ist mehr als nur ein Geheimtipp, um sich in heimischen Gefilden mit der Enduro fortzubewegen. 2007 fand sie zum 5. Mal statt und bot dabei jede Menge Fahrspass für die Teilnehmer.

Im Jahr 2002 startete ein engagierter BMW GS Fahrer in einigen bekannten Motorradforen einen Aufruf, in dem er Mitfahrer für eine Offroadtour durch die Weinberge seiner Heimat in der nördlichen Pfalz suchte. Spontan meldeten sich darauf 28 Stollenritter - vornehmlich auf Enduros mit weißblauem Propeller auf dem Tank. Nach 88 Kilometern auf den unterschiedlichsten Pisten waren sich alle einig, dass diese Veranstaltung unbedingt wiederholt werden musste. Da das Fahren in einer immer größer werdenden Gruppe im Gelände fast unmöglich war, wurde ab 2005 im System D, auch Kradmelderformation, gefahren. Dazu gibt es einen Tourguide, der vorneweg fährt und dem hinter ihm Fahrenden an Abzweigungen zeigt, hier zu warten. Dieser darf dann erst wieder starten, wenn der letzte Fahrer, also Tourguide Nummer zwei kommt. So weiß jeder, wo er abbiegen muss und hat auch ausreichend die Möglichkeit zu fotografieren.   
   
In den folgenden Jahren nahm, wohl auch wegen der Mund zu Mund Propaganda, die Zahl der Teilnehmer immer mehr zu. Da sich dadurch ein echtes Kapazitätsproblem ergab, wurde die als Pfälzer BMW GS Offroadtour, kurz P.O.R.T. genannte Veranstaltung dann auch nicht mehr in Foren ausgeschrieben. Trotzdem sprach sich die Exklusivität weltweit herum und so kamen nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch GS Fahrer aus Oregon/USA und Tokio/Japan in die Pfalz um zu schottern. Gleichzeitig wurde die P.O.R.T. als eine Ganztagestour durchgeführt, was natürlich auch die Anzahl der Offroadkilometer drastisch erhöhte.

Zum fünfjährigen Jubiläum am 18.8.2007 - die Offroadtour findet immer am vorletzten Wochenende im August statt - fanden sich Teilnehmer aus ganz Deutschland in der Pfalz ein. Am traditionellen Startpunkt, dem Haus der "Deutschen Weinstrasse" in Bockenheim, standen pünktlich um 9:00 Uhr 32 Stollenritter und lauschten neugierig den Worten der Tourguides. Die Bikes, die am Start standen, waren das "Who's Who" der weiß-blauen Offroadboliden. Neun Stollenboxer aus der Edelschmiede HPN, die extra in die Pfalz gereist waren, boten dabei ein beindruckendes Bild.

Voller Erwartung starteten nach dem obligatorischen Briefing die Motoren. Nach nur fünf Kilometern genüsslichem Warmfahren gab es auch schon die erste Schwierigkeit, eine Steilauffahrt im Zellertal. Wer nicht aufpasste und zu schnell war, konnte dabei schon einmal Kontakt mit einigen Weinreben bekommen. Leider erwischte es dabei einen Tourguide, da das noch nasse Gras eine gefühlvolle Gashand erforderlich machte.  Kaum war der erste Adrenalinstoss vorbei, wurde es eng. In den Gärten des kleinen Weindorfes Kindenheim waren die Wege so breit, dass nur 10 cm Platz zwischen den Lenkerenden und den Mauern war. Die abschließende Neunziggradkurve zwang dann schon so manchen Teilnehmer in die Knie, und er musste sein edles Gefährt aufheben.

Eine ganz andere Gemeinheit hatten sich die Tourguides danach ausgedacht. Ein kleiner fieser, quer zur Piste verlaufender Graben, der kaum sichtbar war und so manchen in Verlegenheit brachte. Doch gemeinsam konnte der ein oder andere Boxer aus dem Schlamm gezogen werden. Der höchste Berg der Pfalz, der Donnersberg mit seinen 687 Metern, war Orientierungspunkt für die nächsten Kilometer. Über schnelle Schotterpisten, die ein Tempo von über 120 km/h zuließen, flogen die Boxer regelrecht über die Pisten. Nur einige Wasserlöcher, die die letzten Schauer vom Vortag als Erinnerung hinterließen, bremsten den Übermut so manchen Teilnehmers.

Nach 60 Kilometern hatten sich die Tourguides als Rastplatz einen besonderen Punkt ausgedacht. Hoch über dem Zellertal bei dem 8 Meter hohen Wartturm, der erstmals 1551 urkundlich erwähnt war, wurden die ersten Eindrücke verarbeitet. Der Blick, der bis in den Odenwald reichte, entschädigte dabei für die Strapazen. So mancher Teilnehmer musste dabei feststellen, dass die Pfälzer GS Offroadtour so viel mit einem gemütlichen Motorradfahrt zu tun hat, wie die Tour de France mit einer sonntäglichen Familienradtour. Feldwege und Pisten entlang einer alten Bahntrasse und unter gigantischen Windrädern begleiteten die Teilnehmer auf dem Weg durch den Regierungsbezirk Rheinhessen. Die letzten der Truppe hatten dabei jede Menge Staub zu schlucken. Auf dem Kloppberg, dem bekannten Motorradtreff für rheinhessische Biker, fand die Mittagspause statt. Hier war nun die erste Hälfe der Tour absolviert, und der Tacho zeigte von nun an dreistellige Kilometerzahlen an. Die Pächter bereiteten für die ausgehungerten Offroader leckere Schnitzel mit Pommes und verschiedenen Saucen vor.

Nach dem üppigen Mahl ging es nun frisch gestärkt wieder in Richtung Weinstrasse. Die fahrerischen Anforderungen hielten sich zunächst in Grenzen. Doch je südlicher die Gefilde wurden, desto tiefer wurde der Untergrund. Die Etappe rund um das mittelalterliche Städtchen Freinsheim bot dabei Pisten mit sehr sandigem Untergrund. Die Boxer schlingerten teilweise heftig auf den schnellen Etappen. Wandergruppen, die ebenfalls unterwegs waren, freuten sich über die Abwechslung und feuerten die Fahrer an. Hier, wo das Klima so mild ist, dass sogar Kiwis angepflanzt werden, maacht auch Endrofahren richtig Spass. 

Die Berge des Pfälzerwaldes bildeten den Hintergrund für die letzte Etappe der Tour. Die Wege wurden immer steiler und das unter dem Schutz der UNESCO stehende alte Dörfchen Neuleiningen bildete eine beeindruckende Kulisse für den letzten Teil der Tour. Der vorletzte Anstieg bot dann nochmals ein besonderes Spektakel. In atemberaubenden Manövern sausten die Modellflieger durch die Lüfte, die am Wegesrand auf dem Grünstadter Berg ihrem Hobby frönten. Von hier aus ging es steil bergab ins Eisbachtal, welches in Ost-West Richtung die Weinberge durchschneidet.

Zum Abschluss ging es dann nochmals richtig zur Sache. Eine anspruchsvolle Steilauffahrt auf teils grobem schotterigen Untergrund boten dann den Teilnehmern nochmals jede Menge Fahrspass. Als dann die Tour mit einem Besuch des Asselheimer Weinfestes zünftig ausklang, waren sich alle einig, dass ein Besuch der Pfalz nicht nur wegen des vorzüglichen Weines empfehlenswert ist.

Text und Fotos: Timo Rokitta