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Kenia Teil 2                                       <<       >>

ALLGEMEINES

Da es sich hier um die Forsetzung des Kenia-Berichts 1 handelt, fallen natürlich einige sonst wichtige Punkte weg, der Hauptteil ist demzufolge die Rubrik der Reiseetappe(n).

Ich freue mich, an meinem derzeitigen Standort (bleibt noch geheim!) recht gute Internet-Anbindung zur Verfügung zu haben, vielleicht gelingt es mir, schon bald die nächsten Reiseetappen zu schildern.

Jetzt erst aber die Schilderung der Nairobi-Etappe.

Persönliches

Fuer mich war der lange Aufenthalt in Nairobi wieder eine Geduldsprobe, die gute und sorgfältige Reparatur des Motors hatte aber selbstverständlich allerhöchste Priorität. Ich war da bei Chris in den allerbesten Händen. Natürlich hat die Anspannung deswegen und die Aufmerksamkeit auf die Arbeiten alle anderen Aktivitaeten erheblich eingegrenzt.


REISE - ETAPPEN

Nairobi, die Hauptstadt von Kenia

Nairobi ist vielleicht eine typische Drittewelt-Hauptstadt! Die Innenstadt  kann gut gefallen, hat eine Reihe von hübschen Straßenzügen, ist übersichtlich und leidlich sauber (gemessen an den anderen Städten im Land). Die Innenstadt ist, an den Ausmaßen gemessen, recht übersichtlich, insgesamt aber hat die Stadt eine große Ausdehnung, erst nach ca. 20 km Fahrt verlässt man die Außenbereiche.

Die Vorstädte sind ein buntes Gemisch aus Slums, ärmlichen Vierteln  und Vierteln von Mittelständlern und Reichen im Überfluss. Dementsprechend sind die Straßen dort meist heruntergekommen, die Nebenstraßen und Wege sind praktisch ausnahmslos nicht geteert, bei Regen also oft eher unpassierbar, so, wie die Fusswege, die normalerweile unbefestigt sind, soweit überhaupt vorhanden. Dabei gibt es einige Besonderheiten, die mir sonstwo bisher nicht aufgefallen waren, beispielsweise die Hinweise in vielen Grünanlagen und Straßenbepflanzungen "Sponsored by......" mit dem Namen einer Bank oder einer Firma, deren Sitz oder Filiale (nicht zufällig) gleich daneben zu sehen sind.

In der Innenstadt und ihren Randvierteln sind jede Menge an teilweise bestens sortierten Supermärkten zu finden, wo man alles findet, was des Westerners Herz begehrt. Die Preise sind akzeptabel. Die einfachen, armen Menschen gehen natürlich nicht dorthin, sondern versorgen sich an den überall reichlich vorhandenen Marktständen und Verkaufsbuden, wo natürlich nur eine sehr eingeschränkte Versorgung stattfindet. Auch mit anderen Gütern und Dienstleistungen wird man oft erstaunlich gut versorgt, man muss nur wissen, wo (siehe weiter unten!).

Recht gut funktioniert das System des öffentlichen Nahverkehrs, der mit privaten Kleinbussen und normalen öffentlichen, also städtischen Bussen bedient wird. Es gibt festgelegte Routen, deren Nummern sich im Fenster des Busses befinden und außerdem von den begleitenden Schaffnern an den Stationen ausgerufen werden, in Verbindung mit den Namen der wichtigsten Haltestellen unterwegs. Wenn ich in die Innenstadt musste, bin ich mit der Linie 6 gefahren, die vor dem Hauptbahnhof  im Zentrum endet, die Haltestelle zum Jungel Junction auf dem Rückweg ist nur wenige Schritte von der Unterkunft entfernt. Der Fahrpreis ist für unsere Begriffe lächerlich gering. Meist konnte ich einen Sitzplatz ergattern, dann ist die Fahrt eine erträgliche Strapaze.

Die Unterkunft "Jungle Junction"

Wie schon erwähnt, ist das die Gründung von Chris Handschuh, einem gelernten BMW-Motorrad-Mechaniker und KFZ-Meister. Er hat nach vielen Einsätzen im internationalen Bereich der BMW-Organisation und vielen persönlichen Reisen außerhalb der eingetretenen Pfade mit dem Motorrad seine Bleibe in Nairobi gefunden, wo er mit seiner Frau und 8 Mitarbeiterinnen die Jungle Junction betreibt. Er beherbergt jeden Gast, der sich den Regeln des Anstands und der Gastfreundschaft unterwirft, egal, ob mit Motorrad, Jeep, LKW, Wohnmobil oder mit dem Bus unterwegs. Dank der Qualität seiner Unterkunft kann er es sich leisten, in keinem Reiseführer erwähnt zu werden (worauf er großen Wert legt), er ist meist bestens belegt durch die Mund-zu-Mund- Propaganda seiner dankbaren Gäste.

Diese Gästeschar möcht' ich nochmal ansprechen, einfach weil sie so vielfältig ist. Man findet da:

  • den Wiener neben dem Rheinl änder, beide mit Eigen-Umbauten von LKW zu geländegängigen Wohnmobil-Fahrzeugen,
  • das bayerische Lehrerpaar aus Kaufbeuren, unterwegs mit zwei Suzuki- Motorrädern, so wie Frauke und Robert auch,
  • zwei Motorradlern aus Olpe in NRW, unterwegs mit African-Twins von Honda,
  • einen japanischen Honda-Mitarbeiter mit Frau, Manager im Vertrieb von Honda in Japan, mit einer Transalp,
  • einen Engländer mit japanischer Freundin mit Jeep,

um nur einige, willkürliche Beispiele zu nennen, es gäbe noch viele  anzuführen aus der Zeit, als ich da war. Viele bleiben 1, 2 Tage, manche aber auch ein, zwei Wochen, wenige so lange wie ich.

Während meiner Anwesenheit hat das Wetter oft Kapriolen geschlagen,  oft hat es nachts geregnet, manchmal auch tagsüber. Der flache Garten, Campground, stand meist schon nach weniger ausgedehnten Regengüssen  schnell unter Wasser, glücklich, wer sich auf den wenigen Erhöhungen angesiedelt hatte. Leider hat dabei mein neues Zelt wieder bewiesen, dass es nicht die ideale Ausstattung für solche Wetterereignisse ist, ich wurde wieder nass. Mittels einer harschen Silikonbehandlung (Silikon konnte ich glücklicherweise in der Stadt erstehen und habe es ausgiebig eingesetzt), scheint für den Moment das Problem erledigt. Die Frage ist nur: warum kann ein renommierter Hersteller ein Expeditionszelt nicht wasserdicht liefern?!

Über die vergebliche Suche nach meiner Paketsendung habe ich schon berichtet, bis zur endgültigen Abreise ist sie nicht aufgetaucht. Nun bin ich gespannt, ob sie nach Deutschland zurückgeschickt wird/wurde, wie von mir erbeten/beauftragt. AÄrgerlich dabei ist nicht nur der Verlust, sondern auch die viele Zeit, die ich für die Nachforschungen verbraucht habe.

Eine Erwähnung verdient nochmal der Besuch im Karen-Blixen-Museum, zu dem ich, wegen der Reparatur meines Motors, als Sozius auf der DR 650 von Robert mitfuhr. Es gibt zwei Bereiche, einmal den früheren Gutsbereich (nach meiner Interpretation) und das frühere Herrenhaus. Das erstere ist ein parkähnliches Gelände, wo heute eine hübsche Bar und ein Gartenrestaurant untergebracht sind, wo viele Gäste aus der Stadt zum Sonntagsnachmittag-Kaffee eintreffen. Im Garten standen die Überbleibsel aus einer Auktion vom Vortag, teilweise recht attraktive Möbel, Gebrauchsgegenstände und Bilder/ Gemälde – man war sofort an die Szenen von der Auflösung der Farm im Film erinnert.

500 m entfernt dann das frühere Herrenhaus, heute das Blixen-NationalMuseum, in einem großen Garten-/Parkareal, nicht weit entfernt die früheren Kaffee-Röstanlagen (heute eine Rostansammlung), in der Gartenhecke ein kleiner Kaffeebaum: die Erde ist für Kaffeeanbau nicht geeignet und versauert. Uns war der Eintritt ins Museum zu teuer, Beispiele der ehemaligen Kolonialzeit-Möbel und –Gebrauchsgegenstände haben wir genuegend gesehen. Bei der Rückfahrt hat dann das Wetter gnadenlos zugeschlagen: ein  Tropenguss nach dem anderen kam runter, teilweise war kaum etwas zu sehen. Der geplante Einkauf in einem Supermarkt musste entfallen.

Die Motorrad-Reparatur

Eigentlich gab es ja zwei: zunächst die große Inspektion, nachdem wir angekommen waren. Das war viel Arbeit, aber wichtig, weil die Maschine eine gründliche Pflege nach Südamerika und dem südlichen Afrika dringend nötig hatte. Gipfelpunkt war der erforderliche Austausch der Lenkkopflager. Dann der Schuss in den Rücken, als nach 45 km bei der (gewollten) Abfahrt Richtung Äthiopien plötzlich der Motor deutliche Notsignale abgab und eine Rückkehr in den sicheren (Hilfe-)Hafen Jungle Junction unumgänlich war.

Der Transport erfolge auf Anraten von Chris auf einem Pickup, altersschwach, aber vom Rost gut zusammengehalten. Der Fahrer verzichtete bergab aufs Bremsen, setzte stattdessen lieber den Motor ein, das Fahrwerk war feinfühlig genug, uns jede Straßen-Unebenheit direkt und deutlich mitzuteilen. Trotz gelegentlicher krampfhafter Griffe ins Sitzpolster sind wir schließlich doch, durch dichtesten Nairobier Feierabend-Stoßverkehr, wieder in der Herberge eingetroffen. Große Verblüffung: es gelang nicht, den Fehler vorzuführen!

Da Chris nicht darauf eingerichtet ist, liegengebliebene Ferntouristen zurückzuerwarten, hatte er erst mal noch eine einheimische BMW R 1150 RT zu reparieren, was zwei Tage in Anspruch nahm, vor er sich meiner GS, unter Zurücksetzung einer anderen einheimischen BMW, widmen konnte. Frauke und Robert mussten, um Fraukes Reisetermin nicht zu gefährden, schon Richtung Addis Abeba abfahren, wo wir uns erneut treffen wollten.

Die Fehlersuche gestaltete sich schwierig, die Maschine musste komplett zerlegt werden. Das war in einigen Situationen nicht einfach, weil es in Nairobi entweder kein Original-Werkzeug gibt oder aber dieses so unglaublich teuer ist, dass sich die Beschaffung von selbst verbietet. Einige Abzieh-Arbeiten waren dadurch sehr schwierig und zeitaufwendig, das Ritzel der Steuerkette wurde so beschädigt, dass es ersetzt werden musste. Die Ölpumpe, zunächst unter Verdacht, erwies sich als fehlerfrei, es blieb also nichts übrig, als die Suche bis in die innersten Innereien des Motors fortzusetzen.

Ich habe viele Stunden beim Zuschauen und Beobachten verbracht, ich stand viel zu sehr unter Anspannung, um irgendetwas anderes zu tun. Als ich nachts mal raus musste, gab's eine willkommene Abwechslung: im Garten saßen zwei Männer, Belgier, die mich auf ein Bier einluden, um Mitternacht. Sie sind Tourguides, der ältere lernt derzeit den jüngeren an, weil er neue Aufgaben übernimmt. Wir hatten also viel Gesprächsstoff, auch wenn wir unsere Lautstärke bremsen mussten, es waren sicherlich zwei Stunden vergangen, als wir uns verabschiedeten.

Irgendwann war der Motor total zerlegt, die Ursache des Problems gefunden: ein Pleuellager war wegen Überhitzung kaputtgegangen und damit auch das Pleuel selbst: ein Rätsel bis heute, weil völlig unklar ist, wie die Überhitzung zustandekommen konnte. Es war einerseits sehr ermutigend zu sehen, mit welcher afrikanischen Gelassenheit, gemischt mit deutscher Gründlichkeit, Chris die Fehlersuche und –analyse betrieb, andererseits frustrierend, dass selbst ein so erfahrener Fachmann keine Antwort hat auf die Frage "Warum?" hatte. Erfreulich bei der ganzen Chose: mit Ausnahme der Pleuel und der Lager zeigen alle anderen wichtigen Teile (Kolben, Zylinder usw.) ein hervorragendes Bild, fast wie neu. Und das nach über 130.000 km Laufleistung.

Chris hat eine Liste der erforderlichen Ersatzteile zusammengestellt, wir sind dann fast einen ganzen Tag kreuz und quer durch Nairobi gefahren, um diese zu besorgen. Angefahren haben wir große Lager und kleine Hinterhof-Klitschen, gefunden haben wir alles. Es ist schon erstaunlich, was es in dieser Stadt alles gibt, man muss nur wissen, wo zu suchen.

Außer am Sonntag (Chris hat schließlich Familie) wurde jeden Tag am Motorrad gearbeitet, auch am Nationalfeiertag, dem Tag der Unabhängigkeit. An diesem Tag, einem Freitag, wie am darauffolgenden Samstag und Sonntag wollte ich die Zeit nützen, um endlich im Internet meinen Bericht fortzusetzen - vergeblich: die Läden hatten kollektiv ein verlängertes Wochenende eingelegt.

Wie nicht anders zu erwarten, dauerte der Zusammenbau wieder einen Tag länger, als von mir erhofft, erst am Samstag abend kam die funktionsfähige Maschine aus der Werkstatt. Demzufolge kam die von Chris geforderte längere Probefahrt erst am Sonntag zustande, meine Abreise war also erst am Montag möglich.

Ich hatte einem ortsansässigen Fotojournalisten ein Shooting zugesagt (nachdem ich zuvor schon seiner Kollegin, einer Journalistin von der dpa, ein Interview gegeben hatte). Wir sind also zum Start meiner Weiterreise zum Rand des Rift-Valley gefahren, wo dann die Aufnahmen gemacht wurden, dort kam dann ein Anruf von Chris an: ich hatte eine Dollarreserve im Safe liegen lassen und musste noch mal zurück zur Herberge - man sieht sich eben im Leben manchmal öfter als zweimal.

Trotzdem war nun aber mein Aufbruch gen Norden, nach AÄthiopien, mehr als überfällig, ich wollte endlich wieder Straße unter den Rädern, außerdem war mir bewusst, dass einige besondere Abenteuer auf mich warten: es handelt sich um einige der übelsten und schwierigsten Schotterstrecken in Afrika, nach Auskunft von Leuten, die sie gefahren sind und es wissen müssen. Die habe ich in Angriff genommen, aber darüber schreibe ich besser im nächsten Bericht, für diesmal möchte ich diesen Reiseabschnitt beenden.


Dankmar
Juni 2007


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