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Im Iran                                                 <<       >>

   
Mashhad  

Dieser Iran-Abschluss kommt schneller, als abzusehen war: ich bin heute vormittag aus Mashhad abgefahren, habe problemfrei die iranisch-afghanische Grenze passiert und bin hier in Herat im Hotel gelandet - und da habe ich kostenfreien Internet-Zugang, und das will genutzt sein! Meine Ankunft in Mashhad war im chaotischen Verkehr, wie immer, erst mal eine Tortur. Ich habe mich dann in ein großes Hotel geflüchtet und gebeten, mir entweder eine Tourist-Information zu nennen oder aber einen Campingplatz (wovon es mehrere in M. geben sollte) zu finden. Es hat einiges gedauert, dann hat die Touristen-Information ausrichten lassen, der einzig mögliche Campingplatz sei beim Flughafen.

Der Platz war in Ordnung, vernünftige Sanitäreinrichtungen, warme Duschen, bewacht, nicht zu weit vom Zentrum, aaaaber: kein Ort der Ruhe und der Muße - auf der einen die Start/Landebahn, auf der anderen die Haupteinfallstrasse von Süden, beide Seiten 24 Stunden in Betrieb. Aber man gewöhnt sich ja an alles, ein bisschen Autogen-Training 'es ist ja gar nicht laut' und schon kann man schlafen.

Natürlich gibt es im Iran keinen Campingplatz im europäischen Sinne: im Prinzip sind es Picknickplätze, die auch Campern zur Verfügung stehen. Dies bedeutet, dass Familien mit Sack und Pack einfallen, die meisten stellen ein einfaches Spitzzelt auf, einen Teppich rein, einen davor, Auto zur Abgrenzung zum Nachbarn, Kochgelegenheit aufbauen, groß aufkochen, im Kreise der Lieben speisen. Danach Decken raus und gemeinsames Schnarchen im Freien, Oma und Opa, wenn dabei, dürfen ins Zelt. Das geht meist tagelang so, wenn Pappi arbeiten muss, ist er halt tagsüber nicht da.

   
Mit dem Trekker unterwegs.
   
 

Ich hatte interessante und nette Nachbarn: Tatjana (37), Ewald (43) mit Sohn Atriu (4) aus der Steiermark, Typ nette Aussteiger. Sie waren vor vier Jahren in Afghanistan und vergelten die damalige gute Aufnahme damit, dass sie einen älteren Trekker und einen Wohnanhänger nebst allerlei Nützlichem nach Afghanistan fahren und so ihren Beitrag leisten zum Wiederaufbau des Landes (siehe auch "Österreichische Entwicklungshilfe"). Die Fuhre wird in ca. 10 Tagen an eine Hilfsorganisation hier in Herat übergeben, die schon sehnsüchtig darauf wartet.

Wir hatten gute Gespräche miteinander, waren mehrfach gemeinsam in der Stadt, durch die beiden war ich auch mit einem ausgesprochen interessanten und vielseitigen Einheimischen, seines Zeichens Teppichhändler (bitte nicht lachen!!) bekannt geworden und zweimal in seinem Privathaus zum Essen eingeladen. Es war sehr interessant, weil er einmal gut englisch und deutsch spricht, zum anderen auch schon in Deutschland und sonstigem Europa war und deshalb gut erzählen und mitdiskutieren konnte. Diese unplanbaren Begegnungen machen das Salz in der Suppe einer solchen Reise!

   
Beim Teppichhändler.  

Unerwarteter Weise musste ich in Mashhad den Vorderreifen wechseln lassen, ich hatte eigentlich den schnelleren Verschleiß am Hinterreifen erwartet, aber der tut's noch eine Weile. Ansonsten habe ich mir sechs Tage Zeit gelassen und wieder einmal das ganze Equipment überprüft und geputzt/gewaschen einschliesslich des Motorradanzugs, der durch das Staub-/Dieselruß-Gemisch von der Straße in seiner Farbintensität etwas reduziert war.

Zur Stadt Mashhad: dies ist die schwärzeste Stadt des Iran, was nicht unbedingt einen Bezug zu Bayern herstellt, aber vergleichbare Ursachen hat, die Religion. Die Stadt ist gespickt mit Trauerschwänen, allerdings hatte ich auch schon überlegt, ob es sich nicht doch um Schleiereulen handeln könnte.....

Wenn tatsächlich mal eine Frau zu sehen ist, die nicht schwarz verhüllt rumläuft, dann ist es eine Ausländerin, selbstverständlich aber auch mit Kopftuch. Die meisten der Frauen lassen das Gesicht frei, viele verstecken auch die untere Gesichtshälfte, dazwischen dann die mit der Voll-Burka, das heißt, Gitter vor den Augen. Mein Eindruck, glaube ich, täuscht nicht: ein beträchtlicher Teil der Frauen und Mädchen schauen aus ihren Schleidern mürrisch, unglücklich in die Welt. Auch bei den jungen Frauen kaum Lebensfreude, wie man sie in Tabriz und Teheran sehen kann.

Auffällig ist, dass ich sehr viel öfter angesprochen werde, recht häufig in passablem Englisch nach woher, wohin, what's your name, where are you from: aaah, Alman, very good.... das hat die letzten beiden Tagen noch zugenommen, seit ein Artikel über mich in der Zeitung erschien, sogar heute an der Grenze wurde ich identifiziert und der Artikel rausgezogen. Insbesondere ist festzuhalten, dass ich in den letzten Tagen so oft foto-
grafiert und gefilmt wurde wie in den letzten Jahren in Summe nicht....

Im Wesentlichen habe ich die sechs Tage in Mashhad zum Ausspannen und Regenerieren genutzt, dabei aber die Stadt erkundet, soweit es Sinn gemacht hat: mein vielleicht zu strenges Fazit: durchfahren, wie durch Tabriz. Lieber Esfahan, Shiraz, Qom etc. anschauen.

Wichtig ist Mashhad lediglich durch seinen Imam-Reza-Schrein, ein Märtyrer der Schiiten. Im Gegensatz zu 1963 hat man zum äusseren Bereich Zutritt, nicht zum Schrein selbst, es herrscht Fotografierverbot, was schade ist, weil die äussere Gestaltung durchaus beeindruckt. Ansonsten ist in diesem Bezirk die Gigantomanie ausgebrochen: seit der islamischen Revolution ist der Tempelbezirk um locker das Vierfache gewachsen, die Baumassnahmen dauern immer noch an, diesen ist zu meinem größten Bedauern der frühere grosse Basar zum Opfer gefallen, der damals ein Musterbeispiel eines wohlorganisierten orientalischen Basars war. Rudimentäre Reste, einige kurze Gässchen, konnte ich noch finden, aber ohne das Flair von früher.

   
Die afghanische Grenze ist nicht mehr weit.  

Auf dem Platz hatte ich das erste wirklich unangenehme Erlebnis: ein mehr als unangenehmer Typ meinte am späten Abend, er hätte gerne meinen 10 l-Wasserbehälter, was ich ausschlug. Daraufhin wollte er partout meine Waschmaschine, als Ersatz. Ich wurde sehr grantig und habe ihn von meinem Platz gestampert und mir die Wachen zuhilfe geholt. Trotzdem war es eine unruhige Nacht, die Wachen haben das potentielle 'Beutegut' im Wachhaus in Sicherheit gebracht.

Was fällt auf in Iran?

- Es gibt sehr viele Motorräder, alle max. 125 ccm, sie ersetzen häufig den guten alten Lastesel. Auch als Transporter sind sie geeignet: 3 - 4 Personen auf einer Maschine habe ich oft gesehen, was heute allerdings getoppt wurde durch Vater, Mutter und drei halbwüchsige Kinder. Helm ist absolute Ausnahme, fehlt beim Sozius, meist ist der Kinnriemen offen.

  • Über Land gibt es viele Polizeikontrollstellen, meist werden nur die LKW und Busse angehalten. An vielen Kontrollposten sind Polizei-Wohnwagen aufgestellt, ca. 7-8 m
    lang, vermutlich als Büro und Schlafstelle für die Posten.
  • Es gibt ganz entschieden weniger Tankstellen als in der Türkei, häufig auch noch schlecht bestückt ( 1 von 8 Zapfsäulen funktioniert), dafür ist der Sprit spottbillig, ca. 8 Euro-Cent.
  • Die offensichtliche Gurtpflicht wird nur bei Überlandfahrten eingehalten.
  • Praktisch sind die 'Zählampeln', die in der Mitte der Kreuzung anzeigen, wie lange noch gruen/rot dauert.
  • Eine vermeintlich mexikanische Erfindung feiert hier fröhliche Urständ: "Tope", Holperhindernisse quer zur Straße, und man tut gut daran, auf sie zu achten....
  • Zigaretten werden einzeln aus der Schachtel verkauft.
  • So manche vermeintliche Imbiss-Stube stellt sich als Fastfood-Laden heraus.
   
Irgendwo im Ostiran.  

Und nun die gute Nachricht für alle, die die letzten Wochen sorgengeqält um mein Wohlergehen gebangt haben: ich halte ein, was ich mir vorgenommen hatte: in diesen Landen gibt es keinen Alkohol - und ich habe kein Problem damit!! In Verbindung mit einer seit Beginn der Reise eingehaltenen begrenzten Nahrungszufuhr hat auch mein Leibesumfang bereits nachgelassen.

Ihr seht: es geht aufwärts!

 



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