Von Garmisch zum Lago del Garda

Es ist Ende Juli 2016 und die Sonne lacht über dem Wettersteingebirge. Zusammen mit Stefan starte ich um Punkt 9:09 Uhr in Garmisch-Partenkirchen zu unserer 2016er-Transalp. Die geplante und anspruchsvolle Strecke über die Similaungruppe und die Furkelscharte haben wir schon seit 10 Jahren im Auge. Jedoch verhinderte das Wetter oder Terminschwierigkeiten diese Route.  

Lockeres Einrollen ist zu Beginn der ersten Etappe angesagt, denn der erste Tag verspricht lang zu werden. Nach Biberwier in Österreich stellt sich uns der erste Anstieg in den Weg. Der Fernpass lässt sich jedoch auf der breiten Schotterstraße mit noch frischen Beinen locker wegdrücken. Der Downhill hinunter zum Fernsteinschloss ist ein Traum und stimmt uns schon ein auf die Trails in den Hochalpen. Nach der Mittagpause in Tarrenz erreichen wir das Inntal. Wir folgen dem gleichnamigen Radweg und sind schon bald am Einstieg zum Ötztal. Am Spaßbad Area 47 halten wir kurz an und bestaunen die wagemutigen Jungs, die vom 27-Meter-Turm springen. Wir folgen nun dem Radweg Ötztaltrail hinein ins Tal. Nach fast flachen Stücken geht es immer wieder teilweise kaskadenförmig hoch. Um 19:30 Uhr sind wir dann in Sölden, unserem Etappenziel. Wir finden schnell eine Unterkunft und freuen uns auf den zweiten Tag.

Strecke: Garmisch - Sölden 128 km.
Zeit: 7:24 h.
Höhenmeter: 2.120 hm.
Durchschnittsgeschwindigkeit: 17,3 km/h.

2. Tag: Es ist 8:08 Uhr, als wir hoch motiviert die Räder aus der Garage schieben. Ein kurzer Blick in den Himmel und schon öffnet Petrus die Schleusen. Der Hausmeister des Hotels, der gerade die Mülleimer ausleert, rät uns ab, heute über die über 3.000 Meter hohe Similaungruppe zu fahren oder besser zu gehen. Da für den Mittag auch noch schwere Gewitter angesagt sind, folgen wir seinem Rat und schmieden eine Alternativroute. Wir fahren deshalb über das "nur" 2.509 Meter hohe Timmelsjoch auf Asphalt. Es regnet dabei fast ununterbrochen bis hoch zum Pass. Die Temperaturen liegen bei konstant 10 Grad und der Wind bläst heftig. Nach einer heißen Suppe im Bergrestaurant ziehen wir alles an was wir haben und schießen hinunter ins Passeiertal. Teilweise herrscht Nebel und die Fahrbahn ist verdächtig glitschig. In Sankt Leonhard, dem Geburtsort des Südtiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer biegen wir auf den Radweg entlang der Passer in Richtung Meran ab. Der Radweg ist meist geschottert und lässt sich zügig mit den Mountainbikes befahren. Da wir um 15 Uhr schon in Meran sind, beschließen wir noch weiter bis ins Ultental zu fahren. Der erste lange Anstieg mit bis zu 10 % verlangt nach der langen kalten und nassen Etappe nochmals einiges an Muskelschmalz. In Sankt Pankratz finden wir neben einer grandiosen Pizza eine schöne Unterkunft.

Strecke: Sölden - St. Pankratz, 95 km.
Zeit: 5:29 h. 
Höhenmeter: 2.200 hm.
Durchschnittsgeschwindigkeit: 18,3 km/h.

3. Tag: Die Sonne lacht über dem Ultental beim Start unserer dritten Etappe. 20 Kilometer bis Sankt Gertraud liegen vor uns. In Sankt Walburg reinige ich noch schnell mein Rad mit einem Hochdruckreiniger, doch das hätte ich auch sein lassen können. Nach einer Stärkung im kleinen Ort Sankt Gertraud beginnt die Auffahrt zum Rabbijoch unglaublich steil, um danach wieder besser fahrbar zu werden. Wieder setzt leichter Regen ein und wir sind bald an der Kirchberg Alm inmitten weitläufiger Kuhfladen. Unsere Räder wechseln ihre Farbe in leckeres braun und es riecht nach Natur. Die Schotterpiste wird nun so steil, dass wir unsere Räder schieben müssen.

Die Bärhapp Alm ist geschlossen und wir schieben auf nun auf einem extrem steilen Weg hoch zum Rabbijoch auf 2.460 Meter. In der Haselgruberhütte unweit des Joches wärmen wir uns mit heißer Gemüsesuppe wieder auf. Hier oben verläuft die Sprachgrenze zwischen Deutsch und Italienisch. Der Trail hinunter ins Val di Rabbi ist nach dem Regen extrem rutschig und schmal. Wir schlingern mehr als wir fahren hinunter ins Tal. Die Räder sind jetzt tiefbraun und alles knarzt und quietscht. Auf einer Nebenstraße fahren wir die letzten Meter bis nach Dimaro. Eine nette Radler-Unterkunft erwartet uns und wir können dort die Bikes auch gleich Tiefenreinigen. Der Gastwirt empfiehlt uns noch ein Lokal in der Nähe, was sich als absoluter Glücksgriff herausstellt.

Strecke: Sankt Pankratz - Dimaro. 61 km.
Zeit: 5:01 h.
Höhenmeter: 1.901 hm.
Durchschnittsgeschwindgkeit: 12,2 km/h.

Am vierten Tag geht es für uns schnurstracks nach Süden. In der ersten Kehre der Straße hoch nach Madonna di Campiglio zweigt links die MTB-Variante über den Passo Campo Carlo Magno ab. Die ersten Kilometer sind mit bis zu 18 % unglaublich steil. Später passieren wir eine kleine Schlucht, um dann weiter auf breiter Piste mal flacher und dann wieder steiler nach Madonna di Campiglio zu gelangen. Die Hinweisschilder auf die frei lebenden Bären beunruhigen uns doch ein bisschen und wir fahren zügig durch die Brenta-Dolomiten und die Adamellogruppe.

Es folgt nun eine grob geschotterte Abfahrt bis zum Radweg hinunter ins Tal. Nach einem kleinen Anstieg sind wir auf einem schönen Radweg in Richtung Tione di Trento. Hier wartet die letzte Hürde auf uns. Wir fahren ein Stück auf der Straße, um danach wieder auf den teilweise geschotterten Radweg zu gelangen. Am Ende des Tages fahren wir entlang romantischer Wasserwege bis zum Lago d`Idro. Unweit des Sees übernachten wir in Lodrone.

Strecke: Dimaro – Londrone 92 km.
Zeit: 5:48 h.
Höhenmeter: 1.515 hm.
Durchschnittsgeschwindigkeit: 15,3 km/h. 

5. Tag: Der letzte Tag beschert uns wieder traumhaftes Mountainbike-Wetter. Im Tal hinauf zum Passo Ampola ist es angenehm kühl und ich duelliere mich mit einem korpulenten Rennradfahrer, der kurz vor der Passhöhe die Segel streicht. Jetzt folgt der finale Uphill hoch zum Traum aller Mountainbiker, dem Tremalzopass. Es warten nun 14 Kilometer mit knapp 1.000 Höhenmeter auf uns. Nach knapp 1,5 Stunden bin ich oben am Rifugio Garda und warte auf Stefan. Wir essen Gnocchi und Nudeln mit Rehragout und blicken auf die letzten zwei geschotterten Kilometer hoch zum Scheiteltunnel. Gestärkt treten wir diese wie in Trance auch noch weg.

Auf der noch grober geschotterten Südseite folgt dann der ultimative Downhill für uns. Mit meinen MTB-Racereifen fahre ich sehr vorsichtig - im Mai hatte ich auf der gleichen Strecke schon einen heftigen Sturz mit Überschlag zu verzeichnen. Am Passo Nota genießen wir noch einen Latte Macchiato in Plastikbechern und essen dazu leckeren Crostata Kuchen. Über den Höhenrücken des Passo Bestana und der Bocca del Fortini gelangen wir zur Schutzhütte Baita Segala. Auf diesem Abschnitt genießen wir immer wieder Traumblicke auf den Gardasse.

Bei Passo Guil ist der Weg dann plötzlich mit dem Hinweis auf drakonische Strafen gesperrt. Also fahren wir links über eine Alm hinab nach Pre. Wir halten zwischendurch einmal an, weil die Bremsen im wahrsten Sinne des Wortes glühen. Nach Pre geht es wieder gemächlicher in Richtung Gardasee. Das letzte Highlight unsere Tour ist dann die renaturierte Piste über die alte Ponalestraße mit Traumbilcken auf den See. Im alten Hafen von Riva schießen wir dann das letzte Erinnerungsfoto unserer 2016er-Transalp. Es wird nicht unsere letzte Transalp gewesen sein – die Similaungruppe und die Furkelscharte warten bereits!

Strecke: Londrone – Riva, 60 km.
Zeit: 4:36 h.
Höhenmeter: 1.707 hm.
Durchschnittsgeschwindigkeit: 13,2 km/h.

Empfehlenswerte Unterkünfte (Übernachtung im DZ und Frühstück) auf der Tour:

Garmisch-Partenkirchen: Drei Mohren 60 €
Sölden: Sunny Hotel 60 €
Sankt Pankratz : Zur Post 50 €
Dimaro: Jolly 38 €
Lodrone: Hotel Castel 45 €
Riva: Al Maso 60 €

Text: Timo Rokitta
Fotos: Stefan Ebert/Timo Rokitta

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