Der Norden von Botsuana: Moremi Game Reserve

Eine hohe Wildtierdichte zeichnet die Nationalparks und Game Reserves im Norden von Botsuana aus. Bei einer Campingtour durch die einzelnen Parks lässt sich die Schönheit und Artenvielfalt der Parks erleben. Doch nachts birgt die Region viele Gefahren.

Unser Abenteuer beginnt im Moremi Game Reserve an der Grenze zum Okavango Delta. Nach einer längeren Einweisung über das richtige Verhalten in Gefahrsituationen beginnen wir im offenen Safari-Jeep unsere Tour im Süden des Parks. Über staubige Pisten führt unser Weg der Sonne entgegen nach Norden, wo in einem kleinen Wald versteckt unter Bäumen inmitten der Wildnis unser Lagerplatz wartet. Die ca. zweistündige Fahrt vergeht durch diverse Zwischenstopps wie im Flug: Elefanten, Strauße, Giraffen und Impalas säumen einzeln oder in größeren Herden unseren Weg.

Unter den panischen Rufen der heimischen Baumhörnchen erreichen wir im Laufe des Nachmittags unsere Campingstelle. Von einem Campingplatz zu sprechen wäre wohl vermessen. Ein Toilettenzelt mit Loch wird von unserem Guide selbst errichtet, gekocht wird über dem offenen Lagerfeuer. Ein selbst aufgebautes Duschzelt zur Erfrischung gibt es zwar, es darf allerdings nur bei Sonnenlicht genutzt werden. Nachts lauern zu viele Gefahren in der Dunkelheit.

Interessiert beobachten uns einige Impalas aus sicherer Entfernung, als wir unser Zelt aufbauen. Nach einer kurzen Verschnaufpause starten wir gegen Abend auf unseren ersten Game Drive. Gleich in der Nähe unseres Camps treffen wir auf eine Gruppe von Pavianen. Unser Weg führt uns anschließend an einen See an der nördlichen Parkgrenze. Der Blick auf den Sonnenuntergang über dem Gewässer ist einmalig. Diesen will auch ein Krokodil am Ufer genießen, wird allerdings durch unser Erscheinen zu sehr gestört und verabschiedet sich schnell ins Wasser. Beherrscht wird der See aber von tonnenschweren Flusspferden, die nach Sonnenuntergang auf Nahrungssuche außerhalb des Wassers gehen. Im seichten Wasser am Ufer aufgereiht warten die Kolosse auf den richtigen Zeitpunkt für ihren Abendspaziergang. Unsere Anwesenheit scheinen sie dabei kaum wahrzunehmen. Da Flusspferde für Menschen eine tödliche Gefahr darstellen, ist es für uns deshalb an der Zeit aufzubrechen, nachdem sich die Sonne hinter dem Horizont verabschiedet hat.

Unter einem glitzernden Sternendach nehmen wir am Lagerfeuer unser Abendessen ein. Der gemütliche Schmaus wird jedoch durch ein lautes Gekicher gestört, das unser Lager in Aufruhr versetzt. Unsere Anwesenheit blieb nicht unbemerkt und so hat sich ein Hyänenpaar an unseren Zeltplatz geschlichen, um ein paar Vorräte zu erbeuten. Mit ihren gelb leuchtenden Augen verfolgen die Raubtiere jede unserer Bewegungen und kommen stetig näher an unser Nachtlager heran. Während wir verängstigt in unserem Zelt Schutz suchen, stöbern die Raubtiere rund um das abgebrannte Lagerfeuer nach etwas Essbaren. Nach einer längeren, erfolglosen Suche brechen sie allerdings ihre Runde ab. Vielleicht haben sie aber auch Angst vor größeren Räubern, da die ganze Nacht über die Rufe von Löwen in der näheren Umgebung zu vernehmen sind.

Früh aufstehen ist deshalb angesagt und auf Löwensuche gehen. Anhand von frischen Fußspuren nehmen wir schnell die Fährte der Raubkatzen auf und verfolgen sie mit unserem Jeep. Doch leider verlaufen sich die Fußspuren bald darauf im wahrsten Sinne im Sand, was eine weitere Verfolgung erschwert. Als unser Jeep noch im tiefen Morast stecken bleibt und wir das Fahrzeug verlassen müssen, werden aus den Raubtierjägern schnell die Gejagten. Mit vereinten Kräften gelingt es uns jedoch, unser Fahrzeug wieder fahrtüchtig zu machen. Unsere Löwensuche wird allerdings erfolglos beendet. Enttäuscht kehren wir in unser Lager zurück.

Am nächsten Tag bauen wir mit der aufgehenden Sonne unsere Zelte in Moremi ab. Unser Weg führt uns nach Savuti, einem Teil des großen Chobe-Nationalparks. Die beiden Nationalparks sind direkt miteinander verbunden. Dadurch ergeben sich auf der Überfahrt immer wieder Möglichkeiten zur Wildbeobachtung. Ein Leopard war in den Morgenstunden bereits aktiv und hat ein Kudu gerissen. Der Kadaver liegt direkt an Straße. Dass es sich bei dem "Killer" um einen Leoparden handelt, zeigen die Bissspuren am Hals, die zum Tod des Kudu führten, sowie der aufgerissene Bauchraum, aus dem die Gedärme austreten. Leoparden fressen nämlich immer nur das sogenannte weiche Fleisch. Normalerweise ziehen die Raubkatzen die Kadaver anschließend auf hohe Bäume, um sie in Ruhe essen zu können. Doch dieses Kudu war für die Katze zu schwer. Die Vermutung liegt daher nahe, dass sich das Tier noch in der Nähe befindet. Und tatsächlich: Tief versteckt im Unterholz liegt der Leopard in ca. 10 m Entfernung und verdaut sein Frühstück. Nach diesem opulenten Mahl sind leider keine weiteren Aktionen von ihm zu erwarten, sodass wir unsere Fahrt in den Savuti-Park fortsetzen.

Suchbild (oben): Wo ist der Leo?

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