Der Norden von Botsuana: Chobe River Front

Der Chobe-Fluss bildet die natürliche Grenze zwischen Botsuana und Namibia. Doch er ist weit mehr als ein Grenzfluss: Die Region ist zu jeder Jahreszeit ein Anziehungspunkt für große und kleine Wildtiere.

Unser Weg durch den Norden von Botsuana führt uns zum Abschluss in den Chobe River Front Nationalpark, der den nordöstlichen Teil des großen Chobe-Nationalparks bildet. Der Nationalpark liegt direkt am Flussufer des mächtigen Chobe. Bevor sich der breite Strom wenige Kilometer hinter der Grenzstaat Kasane mit dem Sambesi vereint und zum viertgrößten Strom Afrikas wird, bildet der Fluss hier die natürliche Grenze zwischen Botsuana und Namibia. Abhängig von den Jahreszeiten variiert der Wasserstand und die Breite des Flusses. Aufgrund unseres Reisetermins am Ende der Regenzeit ist der Chobe prall gefüllt. Teile des Wegenetzes sind deshalb überflutet und unpassierbar.

Nach einer kurzen Fahrt über einen steilen Abhang hinunter zum Fluss, errichten wir unser Zeltlager direkt am Flussufer. Giraffen fressen in Sichtweite das Laub der Baumwipfel ab, im Wasser planscht ein Flusspferd. Die Hitze ist erdrückend, aber an ein erfrischendes Bad ist nicht zu denken: Krokodile sind hier die Herrscher über das kühle Nass. Ein weiterer Nachteil der direkten Flusslage: Insekten werden magisch von unserem Zeltplatz angezogen. Tausendfüßler krabbeln über den Boden und auf den benachbarten Bäumen. Ein Skorpion streift an unserem Zelt vorbei. Fliegen dominieren die Lüfte. Kaum sind wir angekommen und haben unsere Vorräte für das Mittagessen ausgepackt, ist unser Essen bereits überfüllt mit schwarzen, schwirrenden Punkten. Nach unserem Mahl und einer kleinen Siesta gehen wir am späten Nachmittag auf unseren ersten Game Drive.

Zugvögel und Seeadler profitierten vom Nahrungsreichtum

Durch den hohen Wasserstand ist der Chobe zu dieser Jahreszeit ein Traum für Ornithologen. Zugvögel in großen Schwärmen finden sich am Flussufer ein, um in den saftigen Wiesen und im niedrigen Wasser auf Nahrungssuche zu gehen. Die heimischen Afrikanischen Seeadler beobachten die "Durchreisenden" von abgestorbenen Bäumen aus und begeben sich hin und wieder auf ihren breiten Schwingen auf Beutefang. Der Nahrungsreichtum des Flusses zieht aber auch große Herden von Säugetieren an: Impalas, Kudus, Giraffen, Wasserböcke oder eine Gruppe Paviane begegnen uns. Auch eine Leoparden-Schildkröten, ein Mitglieder der sogenannten Little Five, kreuzt unseren Weg.

Kurz nach Sonnenuntergang kehren wir zu unserem Campingplatz zurück. Das Flusspferd hat sich in der Zwischenzeit aus dem Wasser gewagt und verabschiedet sich rund 20 m von unserem Nachtlager entfernt in ein kleines Waldstück, um seinen Hunger zu stillen. Auch unser Hunger ist enorm und Maxwell, unser Guide, lädt uns zum Abschluss unseres Wild-Campings zu einem traditionellen afrikanischen Braai am Lagerfeuer ein. Unter einem endlos erscheinenden Sternenfirmament lassen wir uns unser gegrilltes Schweinefleisch mit traditionellem afrikanischen Maisbrei (in Botsuana Pap genannt) ordentlich schmecken. Kurz bevor wir uns schlafen legen, wird unsere Ruhe durch ein monotones, aber lautes und sehr nahes Gebrumme gestört. Etwas verängstigt blicken wir uns um, aber unser Guide scheint völlig entspannt zu sein. "Das ist nur ein Elefant. Der schläft gleich hinter dem nächsten Busch. Er schnarcht, weil er entspannt und relaxt ist", klärt uns Maxwell auf. "Also keine Gefahr. Der macht nichts." Unsere Nachtruhe wird anschließend nur noch von einer Herde Büffel gestört, die sich während der Dunkelheit ein Bad im Fluss gönnen.

Vier der Big Five an einem Tag aufgespürt

Der Elefant ist am nächsten Morgen bereits weitergezogen. Dafür passieren zwei Krokodile in den Morgenstunden den Fluss auf Höhe unseres Zeltplatzes. Wir sind auch früh auf den Beinen. Bei Sonnenaufgang sind unsere Zelte bereits abgebaut und im Truck verstaut. Wir müssen den Nationalpark bis spätestens 10.30 Uhr verlassen, da sonst eine Strafgebühr der Parkverwaltung fällig wird. In Botsuana werden derartige Vergehen rigoros geahndet.

Es bleibt aber noch genügend Zeit für einen morgendlichen Game Drive. Und dieser hat es in sich. Als erstes kreuzt eine große Büffelherde, die mehr als 100 Tiere umfasst, unseren Weg. Als nächstes spüren wir einen Leoparden auf einem Baum auf. Er hat in den Morgenstunden ein Impala erlegt und hat sich die Beute ordentlich schmecken lassen. Doch leider verzieht sich der Räuber bei unserer Ankunft schnell in das hohe Gras, sodass wir nur noch seine Schwanzspitze zu sehen bekommen. Ein großer Schwarm an Geiern ist aber ein sicheres Zeichen, dass sich eine weitere tödliche Jagd in der Nähe zugetragen hat. Und tatsächlich: Nicht weit von den Geier entfernt, liegen drei Löwinnen im hohen Gras. Nur die Köpfe der mächtigen Raubtiere sind zu sehen. Unsere Anwesenheit scheint die großen Raubkatzen allerdings weniger zu stören als den Leoparden zuvor, denn nach wenigen Minuten ziehen sie gelangweilt und mit vollen Bäuchen von dannen und geben dabei ihre ganze Pracht preis. Der Impala-Bock, der neben unseren Jeep verängstig mit den Hufen schart, beruhigt sich wieder, als er merkt, dass er heute nicht im Fokus der Räuber ist.

Doch der Chobe ist eigentlich für ein anderes Tier berühmt: Der Fluss stellt einen magischen Einziehungspunkt für das größte Landtier der Erde dar. Angeblich ist die Region rund um Kasane der Ort mit der größten Elefantenpopulation Afrikas. Seitdem in Botsuana 2014 die Wildtierjagd offiziell verboten wurde, kommen immer mehr Dickhäuter in kleinen und großen Herden an den Fluss. Egal, ob bei Regen- oder Trockenzeit: Der Chobe bietet den Elefanten die perfekte Möglichkeit zur Erfrischung. Am besten lässt sich das Spektakel bei einer Flussfahrt beobachten.

Elefanten spielen „Wasserzirkus“

Von Kasane aus startet am Nachmittag unser Bootstrip auf dem mächtigen Strom. Eidechsen und bis zu 6 m lange Krokodile wärmen sich am Ufer in der Nachmittagssonne und sammeln neue Kräfte. Doch das eigentliche Highlight sind die großen Elefantenherden, die in den Abendstunden zum Baden an den Fluss kommen. Die Dickhäuter genießen das Bad und gemeinsame Spielen im Wasser – und zeigen dabei ihr enormes Sozialverhalten. Von groß bis klein beteiligen sich die Elefanten am Abtauchen sowie gegenseitigen Anspritzen. Während wir noch fasziniert eine kleine Herde beobachten, kündigt sich bereits der nächste Besuch am Wasser an. Im Vollsprint, sodass der Boden wackelt, kommt eine vielköpfige Elefantenherde einen kleinen Abhang hinunter gelaufen, um am Wasser zu trinken. Unisono tauchen sie ihren Rüssel in das kühle Nass, während die Abendsonne ihre Köpfe in ein rotes Licht färbt. Für uns das Zeichen zum Aufbruch. Mit der rotglühenden Abendsonne im Rücken nehmen wir Abschied von den Elefanten und Botsuana.


Chobe Nationalpark:

 

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