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Bulgariens Küste –
versteckte Schönheit oder die Perle am Schwarzen Meer

Sunset
Unberührte Natur, Ursprünglichkeit und Gastfreundschaft zwischen Hotelburgen und Partymeilen
Da liegt es also glitzernd in der Sonne, das Schwarze Meer, das so gar nicht schwarz, sondern tief blau schimmert und zu einem Bad einlädt. Aber um diese Zeit, Mitte Mai, ist es mit 14 Grad noch viel zu kalt und die Strände und Bars sind leer. Eigentlich fast romantisch, denn ab Mitte Juni steppt der bulgarische Bär zwischen Varna, dem Goldenstrand, und Burgas, dem Sonnenstrand. Mehr als 500.000 Betten soll es allein am Sonnenstrand um Burgas geben, hier wurde in den vergangenen Jahren gebaut, was die Fläche hergibt. Bettenburgen, deren Schönheit man vergeblich sucht.
Diashow:
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Varna – Perle am Schwarzen Meer oder Drehscheibe des Massentourismus?
Unsere Reise beginnt in Varna, der großen, alten Stadt an der Schwarzmeerküste. Die Stadt, deren frühester Ursprung schon in thrakischer Zeit lag, wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Siedlern aus Milet gegründet. Viel hat sich seither hier bewegt, gewandelt und entwickelt. Heute ist die drittgrößte Stadt Bulgariens – nach Sofia und Plovdiv – eine beliebte Destination für Urlauber aus aller Welt, vor allem aus Deutschland, England und Russland. Nichts wird der Reisende hier vermissen, westliche Einzelhandels- und Restaurantketten glänzen in den Hauptgeschäftsstraßen und möchten dem Besucher ein heimisches Gefühl vermitteln. Tun sie das? Oder liegt das Gesicht der Stadt ganz woanders. Die Mutter-Gottes-Kathedrale im Zentrum Varnas erhebt sich mächtig über den Häuptern der Betrachter, als wolle sich mit der Alexander-Newski-Kathedrale in der Hauptstadt Sofia konkurrieren. Dabei stammt sie erst aus dem Jahr 1896, gleichwohl sie doch Sitz des Metropoliten von Varna ist. Auch hier scheint der Kommerz nicht vor den Toren des Gotteshauses halt gemacht zu haben. Für sechs bulgarische Lewa, das sind etwa drei Euro, darf man auch in den Innenräumen der Kirche fotografieren, was sonst in orthodoxen Kirchen streng verboten ist. Ein Priester gibt seine Sangeskunst für ein Handgeld zum besten. Wir haben verstanden: Mit Geld geht hier alles. Begeben wir uns also abseits der trubeligen Innenstadt an den noch ruhigen Strand, die jetzt menschenleere "Happy Beach Bar" überrascht mit einem trendigen Innenleben. Auf der Strand-Terrasse aalt sich Kellnerin Stela verträumt in den weißen Sofakissen und wartet, dass die Saison endlich beginnt. Die Ruhe vor dem Sturm ist erholsam, das Meerserauschen entspannend. Hier, wo schon bald die Party-Hölle lostobt lässt sich im frühlingshaften Mai die Ruhe und die wahre Schönheit der "Perle am Schwarzen Meer" genießen, so wird Varna liebevoll von den Einheimischen genannt.
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Balchik – weiße Stadt und buntes Blumenmeer
Weiter geht's nach Norden in die Stadt Balchik, die "weiße Stadt". Die kleine Hafenstadt blickt auf eine 2000 Jahre währende Geschichte zurück. Hotelburgen sucht man hier glücklicherweise vergebens. Dafür findet man oberhalb des Meeres die Hauptattraktion des Ortes, den Botanischen Garten, dessen Besuch nicht nur ein Fest für die Sinne ist, sondern auch ein Ausflug in die Liebesgeschichte Bulgariens. Mitten in diesem Garten, in dem sich einer der größten Kakteensammlungen Europas befindet, liegt ein kleines, aber durch seinen hohen Spitzturm markantes Schlösschen – das "Nest". Die rumänische Königin Marie von Edinburgh, die Ehefrau von Prinz Ferdinand von Rumänien war von diesem Ort so bezaubert, dass sie sich 1924 ein kleines Sommerschloss und einen Botanischen Garten anlegen ließ. Das Herz der 1938 verstrobenen Königin wird bis heute hier aufbewahrt- auf ihren eigenen Wunsch hin. So sehr liebte Marie diesen Platz am Schwarzen Meer, dass Ihr Herz für immer hierbleiben solle. Und es ist wahrlich ein Ort der Ruhe und zugleich der Farbenpracht. Meere von blühenden Pflanzen scheinen schier in das voranliegende Schwarzmeer zu fließen, blumige Teppiche, soweit das Auge reicht.
Gesichter Bulgariens
Muscheln in allen Variationen - Dalboka heißt der Traum des Genießers
Dennoch verlassen wir auch diesen Ort auf der Suche nach weiteren, unentdeckten Schönheiten an Bulgariens Küste und gelangen zur Muschelfarm Dalboka, zwischen Kavarna und dem Kap Kaliakra. Seit 1993 betreibt man hier den ökologisch sauberen Muschelanbau. Das Ergebnis kann der weitgereiste Besucher auch sogleich in dem zugehörigen Muschelrestaurant kulinarisch erleben. In lauer Brise unter sonnengeschütztern Tischen speist der Gast direkt am Meer, begleitet von den sanft an die Kaimauer schwappenden Wellen. Miesmuscheln in allen Zubereitungsvarianten werden hier aufgetischt. Frisch geerntet und zubereitet, wie wohl sonst nirgendwo am Schwarzen Meer. Davon wollen wir uns selbst überzeugen und schippern mit einem Bötchen hinaus zur Muschelfarm, die von weitem wie eine kleine Bohrinsel im Meer thront. Und wahrlich werden hier die Schätze des Meeres geborgen. An langen Strängen, die künstlich ins Meer gelassen werden, siedeln sich die Muscheln 1 Jahr lang an, bevor sie reif zur Ernte sind. Von Phytoplankton ernähren sie sich dabei und so wird aus einem Strang ein mehr als 200 kg schwerer Klumpen, den die Arbeiter auf der Muschel-Insel in schwerer Arbeit hinaufziehen, um die wertvollen Genussgüter des Meeres zu ernten.
Rauhe Winde – pralle Farben am östlichsten Kap Bulgariens
Rauh und windig wird es auf der Weiterfahrt, man kommt zum Kap Kaliakra, dem östlichsten Punkt Bulgariens, der schon tief ins Schwarze Meer hineinreicht. Nicht nur Bulgariens erster Windpark, erbaut 2010 in deutsch-bulgarischer Kooperation, begrüßt den Reisenden hier. Uralte Frauen versuchen auch an diesem ungastlich erscheinenden Punkt des Landes ihre Strickwaren feilzubieten und ducken sich eng gedrängt in den immerwährenden Wind, während ihre Waren in selbigem flattern. Noch gut 100 Meter sind es bis zur Landesspitze, vorbei an einer prächtigen Farbmischung von gelbem Raps, rotem Mohn umsäumt von tiefblauer See, die nimmermüde an die Klippen des Kaps zu schlagen sucht. Und wahrlich, eine kleine Kapelle, bewacht von einem stets betenden Mönche schließt hier das Landesende ab.
Thracian Cliffs – mehr als Golf und elitärer Sport
Luxuriös wird es wenig später auf Europas schwierigstem Golfplatz im Ressort "Thracian Cliffs" unweit des Kap Kaliakra. Das 6ste Loch ist das "signature hole", es liegt oben auf einer Klippe, von dort muss der Ball zielgenau 40 Meter Distanz nach unten überwinden. Von dem berühmten Golfer Gary Player entworfen erhebt sich hier auf 4km Länge über den Klippen ein Golfplatz der Extraklasse. Mehr als nur Golf wird dem Sportler hier geboten. Private Strände, Gourmet-Restaurants, Luxus-Appartements der besonderen Art vermitteln mitten im wilden Balkan einen tiefgehenden Eindruck von Zufriedenheit, Harmonie, aber auch einen Kick für das Extravagante. Übrigens können auch Nicht-Golfer sich der hinreissenden Atmosphäre dieses Ressorts hingeben und eines der Appartements zum Urlaubsziel wählen. Der 18-Loch- Golfplatz steht kurz vor seiner Eröffnung Anfang Juni 2011, berichtet uns Perry Einfeldt begeistert und ein bisschen nervös. Er ist General Manager des Ressorts, der extra aus Deutschland eingeflogen wurde. Und dann trifft man mit etwas Glück noch auch den Mann, der für das ganze Territorium verantwortlich ist: Georgi Tsvetanski. Mit 36 Millionen Dollar hat er seinen Traum erfüllt. Von Golf habe er keine Ahnung, aber von Geschäften gibt er verschmitzt zu verstehen und lächelt zufrieden über sein Anwesen blickend in die Abendsonne.
Nesebar und Sonnenstrand: traditionelle Schätze im Ausverkauf?
Ganz anders ist das Leben im Süden der Schwarzmeerküste in der Gegend um den Sonnenstrand. Neben Betonburgen und zugebauten Stränden entdeckt man mit etwas Phantasie und Ortskenntnis noch Schönheiten wie das Städtchen Nesebar. "Hier war früher alles besser, ursprünglicher und ruhiger" erzählt der 64-jährige"Onkel George". Er ist Koch im gleichnamigen Restaurant mitten im Herzen der kleinen, traditionellen Insel-Stadt Nesebar. Früher war er in der DDR Koch im Opernpalais des heutigen Chemnitz. Daher spricht er gut deutsch und kann seinen Ärger über die Veränderungen in seiner Heimat auch Gästen gegenüber gut artikulieren. Mühe hat er, Gäste zu sich ins Lokal zu holen, dabei kocht er gute, traditionelle Küche Bulgariens. Und wer einmal da war, kommt immer wieder. Warum dann die Mühe? Weil die "All-inklusiv-Angebote" der großen Hotels ihm und den anderen Restaurants der Stadt die Gäste fernhalten. "Eine Schande ist das" schimpft Onkel George und seine Augen werden groß, "niemandem ist mit dieser Vermarktung geholfen". Und mehr noch: Das antike UNSECO-Städtchen Nesebar, in dem es vor archäologischen Sehenswürdigketen aller Epochen nur so wimmelt, der Ort, an dem sich wie nirgends sonst die Architektur der bulgarischen Wiedergeburt beobachten lässt – jener Ort ist heute Meile der Straßenhändler und Billigwaren-Verkäufer geworden, wie es seines gleichen sucht. Wenigstens hat man kürzlich in Bulgarien ein Gesetz geschaffen, das Händlern und Galeristen das Geschäft in Kirchen verbietet. Man scheint also auf den Weg der Vernunft zurückgekehrt zu sein, resümiert Onkel George und schaut noch immer verdrießlich in sein leeres Gartenrestaurant. "Aber man muss immer in die Zukunft blicken, dann findet man auch hier noch die wahre Schönheit des Schwarzen Meeres" lacht er und zieht sich in seine Küche zurück.
Text und Fotos: Philip Duckwitz
 
 

 

 
 


 

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      Tipps und Adressen:
      Botanischer Garten in Balchik: www.balchik.de
Golfressort "Thracian Cliffs": www.thraciancliffs.com
"Onkel George" Restaurant in Nesebar