Haben Sie eine außergewöhnliche Reise gemacht? Wollen Sie Ihre Erfahrungen mit anderen teilen? Schreiben Sie uns.

   
   
w
spacer
 
 
 
 



Auf Marco Pantanis Spuren
Il Carpegna mit basta
Der Carpegna genügt mir
Jeder Radsportfan kann sich heute noch an den "Piraten" Marco Pantani erinnern. Immer mit seinem obligatorischen Kopftuch auf der Glatze, stürmte der kleine italienische Bergfloh die Steigungen hoch und deklassierte so das ein oder andere Mal die Konkurrenz.
Ein Sieg bei der Tour de France und beim Giro d`Italia waren der Lohn für seine Attacken am Berg. Sein Heimatort, das kleine Städtchen Cesenatico an der Adria, erlaubte ihm ausgiebig in der Emilia-Romagna zu trainieren. Heute fahren sehr viele Radsportler in das Gebiet um Rimini um ihre Form für die kommende Radsaison zu verbessern. Auch Lizzy und ich haben uns dafür entscheiden und mit den Tourenkarten unseres Domizils, des Hotels Gemma in Riccione ausgestattet, durchqueren wir eine Woche die aus dem Winterschlaf erwachende Landschaft.
Die Landschaft
Ein Tour hat es uns dabei ganz besonders angetan - der Monte Carpegna. Obwohl es erst Anfang April ist und ein kühler Wind weht, entschließen wir uns die "Monte Cippo Tour", die mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad gekennzeichnet ist, unter die Räder zu nehmen. Wohlweislich haben wir für die zu erwartenden extremen Steigungen die Mountainbikes genommen, diese aber mit profillosen Slickreifen und 7 bar Luftdruck ausgestattet.
Nach dem opulenten Frühstücksbuffet im Hotel geht es für uns, wie bei fast allen Touren, erst einmal gemütlich an der Küste entlang bis Cattolica. Danach biegen wir ab nach St. Giovanni und Morciano. Heftiger Gegenwind bläst uns ins Gesicht bis wir nach gut 30 Kilometern Mercantino Conca erreichen. Nun ist es vorbei mit dem lockeren Rollen. Die Straße wird für einige Abschnitte steiler. Nach Montegridolfo fahren wir ein Stück auf einem Hochplateau entlang, um danach wieder ins Tal hinabzufahren.
on Tour
50 Kilometer stehen auf dem Tacho als wir in Carpegna, dem Ausgangsort der eigentlichen Monte Cippo Tour hineinrollen. Das Schild, das auf die Strecke hinweist verspricht nichts Gutes. Auf den ersten 500 Metern erwartet uns eine Steigung von bis zu 20 %. Gerade liegen die letzten Häuser hintert, da zeigt uns ein großes Hinweisschild detailgenau die Strecke. Ab hier sind es knapp 6,5 Kilometer bis zur Passhöhe. Garniert wird dies zusätzlich mit 545 Höhenmetern. Lizzy wirft ihr MTB ins Gras und hat einen hochroten Kopf. Auf ihre Frage, ob wir schon oben sind, kann ich nur milde Lächeln. Als ich ihr dann mitteile, dass wir erst am Einstieg sind, steht ihr Entschluss fest.
Patani Billboard
Also gehen wir für die nächste Stunde getrennte Wege: Lizzy wird im Ort eine gemütlich Mittagspause einlegen und ich wage den Gipfelsturm. Das Ganze kann jedoch nicht so hart sein denke ich mir, denn laut der Tafel hat Pantani gerade mal 15 Minuten für die Strecke gebraucht.
Die nächsten 350 Meter liegen laut Hinweisschild bis zu 18 % Steigung vor mir. Danach wird es etwas flacher und ich statt der kleinsten Übersetzung mal auf das zweitkleinste Ritzel schalten, vorne bleibt die Kette aber auf dem kleinen Kettenblatt.
Radl
Enge Serpentinen erwarten mich anschließend und die Geschwindigkeit erreicht nun auch wieder zweistellige Werte. Entschädigt wird die anstrengende Bergfahrt durch den Blick auf die Landschaft der Emilia-Romagna.
Alle paar Meter ist auf der Straße der Spruch von Pantani "il Carpegna mi basta" zu lesen. Nach 20 Minuten erreiche ich eine Berghütte, bei der eine Pantani-Figur steht, die mit dem Rad bergauf fährt, daneben ein Bild des Champions. Nach einer Schranke, die ich umfahren kann, wird es merklich kälter und das Schwitzen wird dadurch wesentlich angenehmer. Eine weitere Hinweistafel am Straßenrand zeigt ein Bild vom Giro d´Italia aus dem Jahr 1973. Eddy Merckx vor Giovanni Battaglin – wenn ich die beiden auf dem Bild so leiden sehe, wird mir klar, dass es hier wirklich steil ist.
Schneefeld
Eine Kehre weiter ist die nun schmale Straße durch ein riesiges Schneefeld blockiert. Ich trage das MTB durch das Unterholz und hoffe, dass der Gipfel bald auftaucht. Doch wenige Meter weiter ist dann Schluss. Ein riesiger umgestürzter Baum und weitere Schneefelder setzen dem Gipfelsturm ein jähes Ende.
umgestürzter Baum
Schneefeld
Ich ziehe nun Regenjacke an und Mütze auf und rolle zurück nach Carpegna. Wenn ich daran denke, dass Pantani die gesamte Strecke in 15 Minuten bewältigte und ich fast eine dreiviertel Stunde bis nicht mal ganz oben brauchte, wird mir ein gewisses Leistungsdefizit bewusst.
In Carpegna treffe ich dann Lizzy in einem gemütlichen Kaffee. Bei einem heißen Latte Macchiato fragt sie mich dann, wie denn nun war. Ich antworte nur: Il Carpegna mi basta.
 
Text: Timo Rokitta
Fotos: Timo Rokitta/Mandy Rodriguez
 
 


 

      Schreib einen
Kommentar dazu
auf unserer
Facebook Fanpage!
      Facebook
       
       
      Die Strecke:
     
Strecke auf einer größeren Karte anzeigen 
       
       
       
      YouTube-Video: