Haben Sie eine außergewöhnliche Reise gemacht? Wollen Sie Ihre Erfahrungen mit anderen teilen? Schreiben Sie uns.

     
       
 
 
 
 
Am Rißbach beiVorderriß
 
Alpencross mit Kids
3, 13, 63 - die richtige Mischung machts
 
Teil 1: Von München zur Lamsenjochhütte
 
Bewegung macht ...
 
Die Idee mit meinem 3-jährigen Sohn die Alpen mit dem Mountainbike zu überqueren stieß zunächst auf nicht allzu große Begeisterung bei meiner Frau. "Was ist, wenn dir was passiert? Nimm wenigstens noch jemanden mit." Und damit meinte sie unsere 13-jährige Tochter. Eigentlich wollte ich alleine mit meinem Sohn und Anfang Juli losziehen. Und jetzt? Aber in einer Ehe ist es wie in der Politik, man muss Kompromisse machen.
 
Bevor es losging, gab es ein paar Fragen zu klären. Ein kleiner Junge kann natürlich nicht mit eigenem Radl eine Mountainbike-Tour machen. Also, wie soll Frederic transportiert werden? Kindersitz auf dem Mountainbike - geht gar nicht. Vom zu hohen Schwerpunkt einmal abgesehen, wo soll dann unser Gepäck hin? Der einfachste Weg wäre gewesen, einfach eine Alpencross-Tour zu buchen, und wir müssten uns keine Gedanken um Gepäcktransport und Unterkunft machen. Aber genau das wollten wir nicht: Wissen, wo wir abends ankommen. Wo bleibt da das Abenteuer. Außerdem kann man mit einem Dreijährigen keinen "Fahrplan" einhalten. So gesehen müssen wir alles mitschleppen, was wir unterwegs brauchen: Zelt, Schlafsäcke, Isomatten, Klamotten etc., denn ob wir immer vor Einbruch der Dunkelheit eine Hütte erreichen, wissen wir ja nicht. Und damit über die Berge? Über die Berge soll es ja gehen, und nicht an denen vorbei. Ginge wohl auch, wollen wir aber auch nicht. Ein gewöhnlicher Fahrradanhänger kam nicht in Frage. Damit sind schmale Wege und Singletrails nicht machbar. Bei "tout terrain" fanden wir die Lösung, einen Fahrradanhänger fürs Gelände. Fehlte nur noch die passende Zugmaschine. Natürlich muss es ein Montainbike sein, was sonst. Auch die Frage Fully oder Hardtail war schnell beantwortet. Als Lastenesel kam nur ein Hardtail in Betracht. So weit so gut, nur wie soll ich das alles - Kind, Trailer, Gepäck, Rad - den Berg hochkriegen? Warum sich nicht ein wenig dabei helfen lassen? Die Wahl fiel schlussendlich auf das Haibike XDURO RX, ein E-Bike mit 29-Zoll-Bereifung.  
 
Spätnachmittag vor Bad Tölz
 
Dann war es soweit. Die Ferien waren da, es war Hochsommer und wir fuhren direkt von München los. Natürlich hätten wir uns bis an den Fuß der Alpen karren lassen können. Die BOB (Bayerische Oberlandbahn) hätte uns bis nach Lenggries und Freunde sogar bis Hinteriß gebracht. Aber die Anreise an der Isar entlang nach Bad Tölz bot sich als ideale Einfahrstrecke an. Ich konnte mich an die Fuhre gewöhnen und auf kleinen, leicht hügeligen Singletrails ein Gefühl für Rad und Anhänger enwickeln, was sich später in den Bergen auszahlen sollte. Wie sagt der Aikido-Trainer meiner Tochter immer so treffend: "Übung macht den Meister."  
 
Steine werfen
 
Steinewerfen in den Rißbach kann dauern, es gibt ja so viele davon und für Frederic können sie nicht groß genug sein. Zeit spielt bei ihm noch keine Rolle und er zwingt einen damit sich zu entspannen, einfach nur da zu sein und zu genießen. Die Gegend hier ist so spektakulär, dass man nichts anderes braucht, man muss sie nur wahrnehmen.  
 
 
Die Landschaft im Karwendel ist einfach einmalig und gehört zu einer der größten, weitestgehend unberührten Naturlandschaften Mitteleuropas. Wildes zelten ist hier verboten, daher muss ich nach einer Weile doch zum Aufbruch drängen, denn es liegen noch einige Kilometer bis zum Alpengasthof in der Eng vor uns. Wir radeln im gemäßigten Tempo so vor uns hin, den E-Motor brauche ich nicht, es rollt auch ohne ganz gut, nur an kräfteraubenden Steigungen nutze ich im Sparmodus die E-Power. Sportlich ambitionierte Radler überholen uns ganz locker - noch. Als wir nicht mehr weit vom großen Ahornboden entfernt sind, ziehen in atemraubender Geschwindigkeit dunkle Wolken auf und es wird windig. Mir wird schnell klar, gleich wird es heftig krachen und es heißt, kräftig in die Pedale treten. Ich schalte in den Speed-Modus und nutze die volle Power des E-Motors. Meine Tochter hängt sich am Trailer an und los geht's. Mit fast 30 km/h nehmen wir den leicht ansteigenden Weg zum Alpengasthof. Kaum dort angekommen geht es auch schon los, es schüttet wie aus Eimern und wir schaffen es nicht ganz, trocken beim Empfang anzukommen. Obwohl der Zugang zur Rezeption überdacht ist, schießt der Regen, von heftigen Windböen getrieben, quer durch. Gut, dass wir heute kein Zelt aufstellen müssen.  
   
Ebenso schnell, wie das Unwetter kam, ist es auch wieder vorbei. Von unserem Zimmer im zweiten Stock blicken wir auf die Engalm, die wie gemalt vor uns liegt, so als wär' nichts gewesen.  
 
Engalm
 
Die Engalm auf 1270 Meter Höhe ist das größte Almdorf in Europa. Im Sommer finden hier an die 500 Rinder Futter und davon sind etwa die Hälfte Milchkühe. Die gewonnene Milch wird hier gleich zu Butter und Bergkäse verarbeitet. Ganz stolz sind die Engbauern auf ihren Eng-Almkäse, ist derselbige doch 2012 bei der Käse-Olympiade mit zweimal Gold prämiert worden. Auch Sommerfrischler kommen gerne hier her und können bei den Bauern Zimmer buchen und sich in eine andere Zeit versetzen lassen. Frederic fand die Viehtränke am anziehendsten und wurde zum zweiten Mal an diesem Tag pitschnass. Das stört ihn überhaupt nicht und er meint ganz lapidar: "Das trocknet wieder."  
   
Alpenglühen
 
Der Weg zurück zum Alpen-Gasthof dauert, denn zwischenzeitlich ist die Sonne untergegangen und wir erleben großes Naturkino, das auch die Kinder voll in Beschlag nimmt. Immer wieder bleiben wir stehen und begeistern uns an dem Farbspiel, das Himmel und Berge uns bieten.  
 
Karwendel
 
Der Weg ist das Ziel. Natürlich wollen wir im Laufe des Tages bei der Lamsenjochhütte ankommen, aber ein lockerer Spaziergang wird es nicht werden. Vielleicht hätte ich mir einen Motivationstrainer mitnehmen sollen? Wenn es gar nicht geht, können wir ja umdrehen.  
 
Schiebepassage
 
Achim Zahn schreibt in seinem Buch Alpencross Ostalpen: "Eine 300-Höhenmeter-Rampe mit Kies als Untergrund zieht steil zur Binsalm auf, mit einem Alpencross-Rucksack ist das wahrlich kein Genuss." Und: "Es folgt eine einstündige Schiebepassage auf dem Wanderweg zum westlichen Lamsenjoch, dann ein Hochgebirgs-Trail am 700-Meter-Abhang zum Gramaier Grund."  
 
Trinkstop
 
Aber soweit sind wir noch nicht. Nach der Binsalm zieht sich der Weg ganz schön hin. Immer wieder müssen kleine Verschnaufs- und Trinkpausen gemacht werden und an manchen Steigungen, wenn das Gelände es zulässt, muss Frederic zur Entlastung der Fuhre laufen. Glücklicherweise scheint ihm das richtig Spaß zu machen.  
 
 
Den Motivationstrainer brauche ich gar nicht. Das beeindruckende Gelände hier oben übernimmt diesen Part perfekt. Wenn wir nach einer anspruchsvollen Passage Luft holen, genießen wir den Ausblick, wie im Bild oben am Bins-Alm Hochleger. Den Kühen und Pferden scheint die Sommerfrische in 1700 Meter Höhe auch richtig gut zu gefallen.  
 
 
An ein paar Stellen hatten Muren den Weg weggeschoben und die Querung etwas spannender gestaltet. Aber mit Geduld und der nötigen Vorsicht hatten wir keine Probleme, diese Hinternisse zu überwinden.  
 
Am Adlerweg ganz oben
 
Auch Sarah freut sich und ist sichtlich Stolz, das Westliche Lamsenjoch erreicht zu haben und ich auch - auf meine Tochter. Jetzt ist es nicht mehr weit zur Lamsenjochhütte, unserem Tagesziel. Allerdings wartet noch eine kleine Herausforderung auf uns, denn der Hochgebirgs-Trail vom Westlichen Lamsenjoch zur Lamsenjochhütte ist nicht ohne. Ein Hinweisschild fordert MTB-Fahrer auch auf, hier abzusteigen und das Rad zu schieben.  
 
Singeltrailer auf Singletrail
 
Die ersten Meter gehen noch, aber dann wird es problematisch. Meine Entscheidung ist schnell gefällt. Wir lassen die Räder hier und ich bringe die Kinder erstmal sicher zur Hütte.  
 
Passage ohne Kinder
 
Während die Kinder dort Bratwürste mit Kraut vertilgen, mache ich mich auf den Weg, um Räder, Trailer und Gepäck nachzuholen.  
   
Lamsenjochhütte
 
Fortsetzung folgt!
 
   
 
 
 
   
 
 
 
 




 

   
Jetzt Fan werden!
Und schreib einen Kommentar.

ADVENTURE-magazin.de auf Facebook
   
   
  Alpencross
 
Größere Kartenansicht

 
  Ausrüstung:
  Rad + Trailer
  Die ganze Fuhre
  XDURO
  Wir hatten das Haibike XDURO RX 29 2012/13 dabei und zusätzlich einen Reserve-Akku, denn wir werden nicht jeden Abend eine Steckdose finden. Die aktuelle Modellreihe besitzt den neuen 250 Watt Bosch-Performance Motor, mit integriertem Tretlager. Hier gibt es alle Details zu diesem Bike: www.haibike.de
Wir haben dem RX 29 Front- und Heckträger spendiert und die Anhängerkupplung für den Singletrailer an das Sattelstützenrohr montiert.
  Kupplungsteil
  Singletrailer
  Der Singletrailer von tout terrain, die wohl beste Art, seinen Nachwuchs Radl fahrend über die Berge zu bringen. Lest einfach, was auf der Seite des Herstellers steht. Wir können das nur bestätigen.
  Nickerchen
  Auch ruppiges Gelände hielt Frederic nicht vom Schlafen ab. 200 Millimeter Federweg und eine behutsame Fahrweise ließen den Singeltrailer sänfteartig dahingleiten.
 
  Gepäckträger
  faiv Hoogar
  Traeger vorne
  Einen Frontgepäckträger für das Haibike XDURO 29 RX mit 29-Zoll-Bereifung zu finden war gar nicht so einfach. Bei faiv (www.faiv.de) wurden wir fündig und haben gleich einen Volltreffer gelandet. Der faiv Hoogar (Bild oben) hat sich tatsächlich bewährt. Der Träger wird am Steuerrohr und an den Gabelstandrohren befestigt. Durch seine Konstruktion ist auch das daran angebrachte Gepäck gefedert, das Lenkverhalten bleibt neutral. Damit über leichte Steinstufen zu rollen war kein Problem.

Als Heckträger hatten wir den Tubus Logo in 29-Zoll-Version (Bild unten) und waren vollauf zufrieden damit.
  Träger hinten
   
 
  Packtaschen + Rucksäcke
  Ortlieb Backroller
  Über Ortlieb Packtaschen muss man eigentlich gar nichts mehr sagen. Wir hatten hinten den Back-Roller Plus am Träger, eine schnörkellose, geräumige Packtasche mit 20 Liter Volumen pro Tasche.
  Ortlieb Frontroller
  Vorne kamen die Ortlieb Front-Roller Plus zum Einsatz und hatten pro Tasche 12,5 Liter Stauraum zur Verfügung.
  Tatonka Rucksack
  Meine Tochter hat sich für den Tatonka Livaz 25 (22 Liter Volumen) entschieden, weil sie ihren Rücken gut belüftet haben wollte. Zwei X-förmig arrangierte Fiberglasstäbe entlasten und sorgen für eine sehr gute Belüftung und möglichst wenig Kontakt zum Rücken. Die Fiberglasstäbe können auch entfernt werden, wenn der Rucksack eng am Körper getragen werden muss.
  Ortlieb AirFlex 11
  Ich hatte den Ortlieb Air-Flex 11 im Einsatz, mit 650 g ein richtiges Leichtgewicht. 11 Litern Volumen hören sich nach nicht viel an, haben aber vollkommen ausgereicht, um meine spiegellose Systemkamera mit Zoom, ein 11" MacBook Air, Regenjacke und alle wichtigen Dokumente sicher und wetterfest zu transportieren. Die technischen Details kann jeder hier nachlesen.
  Ortlieb Airflex 11
   
  Zelt
  Dieses neue MSR-Zelt aus der Hubba NX Reihe wurde erstmals im Juli auf der OutDoor Messe in Friedrichshafen vorgestellt und wird ab Januar 2014 in Sport- und Outdoorläden erhältlich sein.
  MSR Mutha Hubba
  Wir hatten das MSR Mutha Hubba NX für 3 Personen dabei, das Zelt, das den OutDoor Industry Award 2013 gewonnen hat. Es bringt komplett mit Gestänge, Heringen und Packsack exakt 2.235 g auf die Waage. Der Aufbau des Zeltes verlief auch ohne Anleitung total problemlos.
  MSR Mutha Hubba Innenzelt
  Es hat auf beiden Seiten zwei große Eingänge, die durch verstellbare Apsiden, mit genug Platz für das Gepäck, geschützt werden. Die großen Meshflächen im Innenzelt sorgen auch an heißen Tagen für ausreichen Frischluft und wirken wie Panoramafenster. Rollt man das Überzelt weg, an regenfreien Abenden, hat man freien Blick auf den Sternenhimmel. Kopffreiheit ist genügend vorhanden. Alles in allem ein gelungenes Millionen-Sterne-Hotel. Was dieses Zelt im Handel kostet wird, wissen wir noch nicht.
 

   
  © Adventure-magazin.de
E-mail an uns   |  Mit uns werben  |  Impressum  |